Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
ihr blassblaues Licht. »Hat jemand was von Petrocelli
gehört?«, erkundigte sich Bentz, als bei sie Hayes' 4Runner ankamen. »Noch
nicht.«
»Mir gefällt das nicht«, sagte Bentz und
kletterte auf den Beifahrersitz.
Mit einer Hand tippte Hayes eine Nummer in sein
Mobiltelefon, mit der anderen ließ er den Motor an. »Hi, Sherry. Hier Hayes.
Ich frage mich, was euch aufhält. Ruf mich auf dem Handy an.« Er legte auf.
»Ich weiß auch nicht, was da los ist. Sie geht nicht dran.«
Bentz warf ihm einen Blick zu. »Das Beste, was
das LAPD zu bieten hat?«
»Sie ist bestimmt da, wenn wir zurück sind.«
»Das sollte sie tunlichst. Und zwar mit meiner
Frau.« Bentz starrte durch die Windschutzscheibe. Jonas fuhr vom Parkplatz und
fädelte sich in den Verkehr ein. Wo zur Hölle war Olivia?
In Sicherheit. In Begleitung einer zuverlässigen
Polizeibeamtin. Entspann dich.
Er wählte noch einmal ihre Nummer, doch wieder
wurde er direkt an die Mailbox weitergeleitet. Angst überkam ihn, und er
stöhnte leise auf.
In der Pathologie lief Bentz unruhig auf und ab
und wappnete sich innerlich gegen den Anblick der Leiche, die Hayes vom Coroner
zur Besichtung fertigmachen ließ. Er hatte sich nie an diese Situation gewöhnen
können, und ihm wurde immer leicht übel, wenn er sich mit dem Tod konfrontiert
sah. Doch das versuchte er vor seinen Kollegen zu verbergen. Wenn andere Cops
davon Wind bekommen hätten, wäre er immer damit aufgezogen worden. Dennoch
hatte er die Prozedur oft genug mitgemacht, um zu wissen, wie sie ablief. In
dem Augenblick rollte eine Assistentin eine mit einem Laken bedeckte Bahre
herein und warf einen Blick auf das Zehenetikett, um sicherzugehen, dass es
sich um die richtige Kandidatin handelte. »Bist du bereit?«, fragte Jonas.
Bentz riss sich zusammen. »Ja.« Eine Lüge,
natürlich. »Ich weiß nicht, wie sie heißt«, erinnerte er Hayes. »Das macht
nichts. Sag mir nur, ob es sich um dieselbe Frau handelt.«
Bentz nickte, und Hayes bedeutete der
Assistentin, das Tuch zur Seite zu schlagen.
Da lag sie, mit dem Gesicht nach oben, reglos,
die Haut bläulich. Bentz fühlte, wie ihm die Galle hochstieg, und er riss
ungläubig den Mund auf.
Nicht etwa Jennifer lag auf dem Stahltisch.
Stattdessen blickte er in das leblose Gesicht
von Fortuna Esperanzo.
31
»Das ist nicht >Jennifer<«, presste Bentz
hervor. Seine Angst und Verwirrung wuchsen. Was zum Teufel ging hier vor?
Fortuna tot? O verdammt! Hayes' Kopf fuhr herum, und er starrte Bentz
fassungslos an. »Wie bitte?«
»Das ist nicht die Frau, hinter der ich her war.
Das hier ist Fortuna Esperanzo. Jennifer hat mit ihr zusammen in einer
Kunstgalerie in Venice gearbeitet.«
»Mit dieser Frau?« Hayes deutete auf den
Leichnam. »Ja!« Bentz lehnte sich gegen die Wand und schloss für einen Moment
die Augen, nur um sie sofort wieder zu öffnen und sich immer noch in diesem
Alptraum wiederzufinden. Hayes rieb sich die Stirn, Enttäuschung und
Erschöpfung waren ihm deutlich anzumerken. »Kein Wunder, dass ich sie nicht
erreichen konnte.«
»Sind Sie sicher, dass das die Frau ist, die man
aus dem Ozean gefischt hat?«, fragte Bentz die Assistentin. »Absolut. Sie
riecht immer noch nach Salzwasser«, antwortete sie. »Wir wissen noch nicht,
woran sie gestorben ist. Erst nach der Autopsie.«
Entmutigt fuhr sich Bentz mit der Hand durchs
Haar. »Was hat sie angehabt?«, fragte er an die Assistentin gewandt. »Haben Sie
ihre Sachen?«
»Ich glaube ... lassen Sie uns mal nachsehen.«
Sie überflog ihr Klemmbrett. »T-Shirt, Größe S, ärmellos. Rosa. Shorts. Größe
vierunddreißig. Weiß. Weiße Unterhose, ein hautfarbener BH. Körbchengröße B.
Keine Schuhe. Kein Schmuck.«
»Mist.«
»Was?«
»Das Outfit. Genau dasselbe, was die Frau
anhatte, die ich verfolgt habe. Ich weiß natürlich nicht, welche Unterwäsche
sie getragen hat, aber sie hatte definitiv ein ärmelloses rosafarbenes T-Shirt
und weiße Shorts an. Jemand hat das gewusst. Der Mörder. Er oder sie hat das
gewusst.«
»Glaubst du, Jennifer ist der Killer?«
»Wie das?«
»Wer denn sonst?«
»Wenn ich das doch verdammt noch mal wüsste!«
Eine Welle der Übelkeit stieg in Bentz hoch, und er wandte sich ab. »Lass uns
mit Yolanda Salazar reden und herausfinden, was sie weiß. Vielleicht kann sie
einen Zusammenhang herstellen zwischen Fortuna Esperanzo und der Frau, die von
der Aussichtsplattform gesprungen ist.« Er ging bereits Richtung Ausgang. Eine
tiefe,
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