Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
ins Parker Center eilten, entdeckte
Bentz Riva Martinez, die immer noch an ihrem Schreibtisch arbeitete. »Bledsoe
und Trinidad sind unterwegs nach Venice«, teilte sie Hayes mit und drehte ihr
rotes Haar am Hinterkopf zu einem Knoten, den sie mit einem Schildpattkamm
feststeckte. »Die Streifenbeamten haben schon den Tatort gesichert.«
»Wenn es sich um einen Tatort handelt.« Bentz'
Kiefer war steinhart. Drei tote Frauen, seit er in Los Angeles eingetroffen
war, außerdem der Mord an den Springer-Zwillingen. Und jetzt ... Olivia?
Die Furcht höhlte ihn innerlich aus, doch er
durfte, wollte sich
nicht davon überwältigen lassen. »Meine Frau ist immer noch nicht hier?«,
fragte er. Martinez zuckte die Achseln. Diesmal zeigte sich ein Anflug von
Besorgnis in ihren dunklen Augen. »Ich habe Petrocelli angerufen, aber sie
meldet sich nicht.« Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie auf ihren
Monitor blickte, auf dem ein Bild von Shana Mclntyres Leichnam erschien.
Bentz musste sich abwenden. Im Leichenschauhaus
war es schon schlimm genug gewesen, und noch schlimmer war es, sich
vorzustellen, dass seine Frau diesem oder dieser Irren in die Hände gefallen
war, der Shana, Lorraine und jetzt auch noch Fortuna umgebracht hatte. »Ich
habe mit Petrocelli vor etwa ...« - Hayes blickte auf seine Uhr - »vier Stunden
zuletzt telefoniert. Sie wusste, dass der Flug Verspätung hatte, doch sie
sagte, sie wolle rechtzeitig zum Flughafen fahren.«
»Vier Stunden sind eine lange Zeit.« Martinez
griff nach der Jacke, die sie über ihre Stuhllehne geschleudert hatte. »Ich hab
schon eine Fahndung nach Petrocellis Wagen rausgegeben, wollte lieber auf
Nummer sicher gehen.«
»Gute Idee«, stimmte Hayes zu.
Bentz fühlte, wie ihm die Zeit davonlief,
wertvolle Sekunden, die für Olivia den Unterschied zwischen Leben und Tod
bedeuten konnten. »Wir müssen sie finden!«
»Wir werden sie finden«, versicherte Hayes ihm.
Doch Bentz war nicht überzeugt. Er fühlte sich rastlos, wollte etwas tun,
irgendetwas, anstatt nur zu warten. Gott, wenn Olivia seinetwegen in Gefahr
war, wegen dieses Jennifer-Fiaskos ...
Er rief seine Tochter an und spürte, wie seine
Knie nachgaben, als Kristi dranging. »He, Dad, bist du zu Hause?«
»Noch nicht.« Ach Kristi, ich wünschte, ich wäre es. Zu Hause in
Louisiana bei Olivia. Meine Güte, was habe ich mir nur dabei gedacht? »Jagst
du immer noch Gespenster?«
»Ich glaube, ja.« Er erzählte ihr nichts von
Olivia, wollte sie nicht beunruhigen. Im Grunde hatte er sich nur vergewissern
wollen, dass Kristi in Sicherheit war, dass er nicht seine ganze Familie in
Gefahr gebracht hatte.
Nur Olivia.
Der Gedanke, dass sie sich womöglich im
Augenblick in den Händen eines Mörders befand ... Trotz der Angst, die an ihm
nagte, gelang es ihm, sich weiter mit seiner Tochter zu unterhalten. Nachdem er
aufgelegt hatte, rief er die Fluggesellschaft an. Er wurde weiterverbunden,
und nach einer kurzen Auseinandersetzung über die Rechtlichkeiten teilte man
ihm mit, dass Olivia in dem Flugzeug gesessen hatte, das schon vor Stunden
gelandet war. Bentz fand alles bestätigt, was Olivia ihm am Telefon erzählt
hatte. Mehr konnte ihm die Fluggesellschaft auch nicht sagen. Olivia war auf
dem Weg vom Flughafen hierher verschwunden.
»Am Flughafen gibt es Überwachungskameras«,
sagte Bentz zu den anderen Detectives. »An den Ein- und Ausgängen sowie in der
Gepäckausgabe. Ich will die Bänder sehen.«
»Die kriegen wir. Wenn wir Petrocelli nicht ausfindig
machen«, sagte Hayes.
Bentz wusste nicht, ob er die Warterei aushalten
würde - zu oft schon war in seinem Leben jemand, den er liebte, in Gefahr
gewesen. Es war nicht das erste Mal, dass er halb krank vor Sorge um Olivia
war. Er durfte nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß.
Und er durfte nicht einfach hier herumsitzen und
darauf warten, dass andere Leute das Heft in die Hand nahmen. »Komm«, sagte er
an Hayes gewandt. »Wir sollten uns mit Yolanda Salazar unterhalten.«
»Das musst du mir nicht sagen. Ich bin bereits
dabei, einen Haftbefehl zu erwirken. Aber du sprichst mit niemandem.
Das ist unser Fall, und du hast hingegen ein ganz persönliches Hühnchen zu
rupfen.«
»Darauf kannst du wetten! Meine Frau wird
vermisst!«
»Ich spreche von dem tödlichen Schuss. Das
Department hat sich mit den Angehörigen von Mario Valdez geeinigt, und ich
halte es für unklug, wenn du mit ihnen aneinandergerätst. Es wäre mir sehr
recht, wenn sie nicht
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