Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
nicht so.
Nein, das hatte nichts mit ihrer Schwangerschaft
zu tun, da war sie sich sicher. Das war eine Reaktion auf das Grauen, zu dem
ihr Leben geworden war.
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Bentz fühlte sich wie durch die Mangel gedreht.
Er hatte den Großteil der Nacht damit verbracht, einen Hinweis darauf zu
finden, was mit seiner Frau passiert war. Wo sie sich aufhielt. Wenn sie
überhaupt noch am Leben war.
Er hatte online Olivias Handyverbindungen
aufgerufen und festgestellt, dass der letzte Anruf, den sie angenommen hatte,
unmittelbar nach ihrem Telefonat am Flughafen eingegangen war. Zweifelsohne
war er von Petrocellis Handy aus getätigt worden. Er wählte die Nummer, nur für
den Fall, dass er sich irrte, doch eine Stimme vom Band verwies ihn an
Petrocellis Mailbox.
Laut der Verbindungsnachweise hatte Olivia
danach mit niemandem telefoniert - lediglich mehrere kurze Anrufe von zwei
verschiedenen Nummern waren eingegangen: von seiner und von Hayes'. Rick hatte
Hayes angerufen und ihn ins Bild gesetzt, dann hatte er den Detective daran
erinnert, dass das Handy seiner Frau über einen GPS-Positionsanzeiger verfügte.
Bentz war diesbezüglich mit der
Mobilfunkgesellschaft keinen Schritt weitergekommen. Hayes würde seinen
Einfluss als Detective des LAPD geltend machen müssen, um an Informationen
heranzukommen.
Nachdem er sich durch die Verbindungsnachweise
gewühlt hatte, war Bentz weiterhin aufgeblieben und hatte am Computer alles
über Yolanda Salazar und Fernando Valdez recherchiert, was er finden konnte.
Er hatte eingehend Fernandos Führerscheinfoto betrachtet, das sich unter Montoyas
Material befand, und hatte sich gefragt, was der Bursche im Schilde führte.
Alle Angaben der Salazars stimmten, inklusive des Namens des Restaurants, in
dem Yolandas Bruder arbeitete. Sebastian hatte Hayes erklärt, dass Fernando im
Blue Burro die Nachmittagsschicht übernommen hatte, und Bentz plante, Fernando
später einen Besuch abzustatten. Er hatte es satt, sich an die Regeln zu halten
- er wollte Antworten, und zwar schnell. Bevor es zu spät war. Wenn es nicht bereits zu spät ist, höhnte
seine innere Stimme wie schon die ganze Nacht über. Jetzt, am frühen Morgen,
versuchte er, sich den Sand aus den Augen zu reiben und mit einer Dusche seine
müden Muskeln aufzuwecken. Nachdem er sich rasiert hatte, ging er hinaus in
einen wolkenverhangenen Tag. Es war erst halb acht, dichter Dunst hing in der
ungewöhnlich kühlen Morgenluft, die Temperatur war überraschend gefallen. Er
ging durch den überdachten Durchgang zum Parkplatz und blickte von dort auf das
Zimmer, das er für eine gute Woche sein Zuhause genannt hatte. Der blaue
Pontiac war vom Parkplatz verschwunden, Spike und sein Herrchen waren offenbar
ausgezogen. An seiner Stelle stand ein verbeulter roter Pick-up.
Die Zeit schritt voran und alles änderte sich.
Olivia wurde vermisst.
Zorn und Angst wühlten in seinen Eingeweiden.
Sie musste einfach
in Sicherheit sein!
Er machte einen Abstecher zur Rezeption, um sich
einen Kaffee zu holen, dann ging er, die Tasse in der Hand, zurück auf den
Parkplatz, um ein paar Anrufe zu tätigen. Er nahm ein paar Schlückchen, die
seinem Magen gar nicht gut bekamen, und telefonierte mit Montoya. Dieser hatte
ebenfalls den Großteil der Nacht gearbeitet und weitere Informationen über
die Familie Valdez aufgetan. Offenbar hatte Fernando Theater als Hauptfach
belegt und wollte selbst Stücke schreiben, während seine Schwester Yolanda Rechnungswesen
lernte. Nichts Außergewöhnliches. Abgesehen von dem verdammten Wagen. Diese
Jennifer hatte ihn gefahren. Rick legte auf, nicht schlauer als zuvor. Nichts
machte Sinn. Gar nichts. Wie ein Häufchen Elend ging Bentz zu seinem neuen
Mietwagen, einem weißen Honda mit Fließheck. An einem Mini-Markt hielt er an
und kaufte zwei Donuts, die er auf dem Weg zum Friedhof aß. Er konnte sich
nicht erinnern, wann er die letzte Mahlzeit zu sich genommen hatte, doch mit
Sicherheit war sie besser gewesen als das hier.
Der Bagger war bereits in Aktion, Männer mit
Schaufeln standen parat und warteten, dass sie die letzten Arbeiten per Hand
ausführen konnten. Lachend standen sie in dem sich hebenden Nebel zusammen, auf
ihre Schaufeln gestützt, unterhielten sich, erzählten Witze und rauchten,
während Bentz das Gefühl hatte, dass seine Welt um ihn herum zusammenbrach. Als
der Bagger die trockene Erde aushob, dachte Bentz zurück an den Tag des
Begräbnisses, als er neben seiner untröstlichen Tochter
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