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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren die
ganze Zeit über zum Zerreißen gespannt gewesen in der Erwartung, das Boot
würde sich in ein grauenhaftes Flammenmeer verwandeln und sie an dem tödlichen
Rauch ersticken oder, schlimmer noch, bei lebendigem Leibe verbrennen.
    Das durfte sie nicht zulassen. Und doch, wenn
sie die Augen schloss, überkam es sie ... das Entsetzen, der Schmerz. Sie sah,
wie ihre Haut Blasen warf und verkohlte, spürte, wie Muskeln und Gewebe dem
gefräßigen Feuer zum Opfer fielen. Ihre Augenwimpern und Haare würden
versengen, während ihre Schreie tief unten im Bauch des leeren Schiffes
verhallten. Niemand würde sie hören.
    Diese Vorstellung war so entsetzlich, so real,
dass Olivia versuchte, die Augen offen zu halten. Selbst der nasskalte,
stinkende Verschlag war nichts gegen die Bilder, die sie in ihrer Fantasie
heraufbeschwor.
    Trotzdem war es unvermeidlich, sich der
Wirklichkeit zu stellen. Olivia wusste, dass sie würde kämpfen müssen, wenn sie
die Chance dazu bekam, die Frau überwältigen, die sie hier eingesperrt hatte.
Wenigstens funktionierte mittlerweile nicht nur ihr Gehirn, auch ihre
Gliedmaßen taten wieder das, was sie ihnen befahl. Während die Sonne aufging,
plante Olivia ihre Flucht. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, wenn die
Frau womöglich mit einer Waffe vor ihr herumfuchtelte. Sollte sie es nur
versuchen!
    Wer war diese Irre? Was wollte sie? Warum hielt
sie Olivia gefangen? Noch schlimmer, was hatte sie vor? Lass dich davon nicht
lähmen. Denk nach, Olivia. Denk nach, wie du hier herauskommen kannst. Du bist
eine kluge Frau, und außerdem gibt es Werkzeuge. Du musst nur überlegen, wie du
an sie herankommst und wie du sie einsetzen kannst.
    Sie blickte sich um, doch sie sah nicht viel,
nur hier und da ein paar Abfälle oder Rattenkot - Beweis dafür, dass die
kleinen Biester tatsächlich in den Ecken und Spalten des Schiffes hausten. Großartig. Sie versuchte, nicht
länger an das Ungeziefer zu denken.
    Ihr Blick fiel auf den Eimer, der offenbar dazu
gedacht war, dass sie sich erleichtern konnte. Sie hatte ihn nicht benutzt und
auch nichts von dem Wasser in dem Krug getrunken. Noch nicht. Das würde sich
sicher bald ändern. An einer Wand hing ein Schrubber, an der anderen eine
Harpune, Schwimmwesten und Ruder. Außerdem gab es noch einen eingebauten
Schrank mit geschlossenen Türen, ansonsten war der Laderaum, in dessen Mitte
sich die enge, steile Treppe befand, leer.
    Sie blickte auf die Gitterstäbe, hob ihre mit
Handschellen gefesselten Hände und rüttelte daran, doch sie waren fest
verankert und ließen sich nicht bewegen, und Hindurchschlüpfen konnte sie
nicht. Die Tür gab ebenfalls nicht nach. Ohne Schlüssel würde sie sich nicht
öffnen lassen, und aus den Angeln heben ließ sie sich auch nicht. Olivia
versuchte, die Arme durch die Stäbe zu stecken und nach der Harpune oder den
Rudern zu greifen, doch das war natürlich unmöglich. Die potenziellen Waffen
starrten sie höhnisch an.
    Nein, sie musste einen anderen Ausweg finden.
Wenn ihre Entführerin zurückkam, musste Olivia sie in den Käfig locken und ihr
irgendwie die Schlüssel entwenden oder sie körperlich außer Gefecht setzen.
    Was nicht leicht sein würde, schließlich war die
Frau nicht nur clever, sondern auch stärker, als ihre äußere Erscheinung
vermuten ließ, das wusste Olivia, spätestens seit sie sie in dieses Gefängnis
auf dem Boot geschleppt hatte. Du musst sie überlisten. Das wird nicht leicht
sein, aber du musst so tun, als wäre dein Mut gebrochen, musst ihr Vertrauen
gewinnen und sie dann in einen Hinterhalt locken. Dir darf auf keinen Fall
herausrutschen, dass du schwanger bist, sonst wird sie das gegen dich
verwenden, gegen Bentz, also: kein einziges Wort.
    Wer immer diese Frau war und was immer sie auch
wollte - sie hatte ihre Rache an Bentz geplant, gründlich, Schritt für Schritt.
Sie würde sich nicht leicht übertölpeln lassen. Doch Olivia würde einen Weg
finden. Es blieb ihr keine andere Wahl.
     
    Ich kann nicht schlafen. Ich bin zu angespannt,
zu überreizt. Im Augenblick darf ich mir einfach keinen Schnitzer leisten. Ein
falscher Schritt und alles ist umsonst gewesen: die ganze Planung, die
Warterei, die Vorfreude bei dem Gedanken an Bentz' Niedergang, die mir Schauer
über den Rücken laufen lässt. Obacht ist das Wort des Tages. Ich muss ganz
normal wirken, als wäre meine Routine unverändert.
    Nur für den Fall, dass jemand Verdacht hegt und
ein Auge auf mich hat.
    Nachdem ich

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