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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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Parkbuchten fuhr. Der alte Mann hinter
dem Lenkrad, der eine karierte Schiebermütze und einen Ziegenbart trug, griff
nach zwei Taschen auf dem Beifahrersitz und öffnete die Tür. Sofort sprang ein
kleiner gefleckter Hund, der etwas von einem Jack-Russell-Terrier hatte, auf
den Gehsteig und tanzte um die Füße seines Herrchens. Überraschend behende
schloss der Mann den Wagen ab, rief und pfiff nach »Spike« und schleppte seine
beiden Plastiktüten in das Zimmer neben Bentz.
    Als sich die Tür geschlossen hatte, richtete
Bentz seine Aufmerksamkeit wieder auf den Laptop und die entscheidende Frage
nach Jennifers Vertrauten. Er musste es drauf ankommen lassen. Er hatte nicht
vor, einer von Jennifers Freundinnen von seinen Begegnungen mit ihr zu erzählen
- nicht, bevor sie von sich aus das Thema anschnitten. Doch sie dazu zu
bringen, sich ihm zu öffnen, war vermutlich ein echtes Kunststück.
    Sollte wirklich eine von den Frauen etwas
Besonderes über Jennifers Tod wissen, hätte sie sich seit zwölf Jahren in
Schweigen gehüllt und die Wahrheit nicht nur ihm, sondern auch seiner Tochter
und der Polizei verschwiegen. Etwas aus ihnen herauszukitzeln würde schwer
werden für Rick Bentz, Ex-Cop und Ex-Mann.
    Da war zum einen Shana Wynn, die seines Wissens
nach zuletzt Mclntyre geheißen hatte. Sie war eine von Jennifers besten
Freundinnen gewesen und - soweit sich Bentz erinnerte - ein echtes Biest.
Schön. Gerissen. Immer auf das Beste aus. Sie und Jennifer hatten während ihrer
College-Zeit das Zimmer miteinander geteilt, und sie hatten eine Menge
gemeinsam gehabt. Wenn jemand wusste, dass Jennifer ihren eigenen Tod
vorgetäuscht hatte, dann Shana. Als Zweite stand Tally White auf Bentz' Liste.
Tallys Tochter Melody hatte sich in der Grundschule mit Kristi angefreundet.
Jennifer und Tally waren ebenfalls Freundinnen geworden, innige Freundinnen.
Beide Frauen waren geschieden gewesen.
    Fortuna Esperanzo hatte Jennifer kennengelernt,
als sie beide eine kurze Zeit an einer Kunstgalerie in Venice beschäftigt
gewesen waren.
    Und dann war da noch Lorraine Newell, Jennifers
Stiefschwester, die Bentz von Anfang an nicht hatte leiden können - eine
dunkelhaarige Primadonna mit einem Prinzessinnenkomplex. Lorraine hatte
Jennifer nicht sonderlich nahegestanden und sich auch nicht die Mühe gemacht,
nach deren Tod den Kontakt zu Kristi aufrechtzuerhalten. Es gab noch andere,
aber diese vier Frauen standen auf seiner Liste ganz oben. Er musste sie nur
ausfindig machen. Was einfacher gesagt war als getan. Bislang hatten seine Online-Nachforschungen
nur einen Treffer ergeben: Shana Mclntyres aktuelle Adresse. Er notierte Namen
und Hausnummer auf dem Briefumschlag mit den Jennifer-Fotos. Hoffentlich war
Shana in der Stadt und gewillt, mit ihm zu reden, wenn er ihr einen Besuch abstattete.
Bentz ließ die Fotos aus dem Umschlag gleiten und breitete sie auf der
Tischplatte aus. Er tippte auf das Foto von Jennifer hinter der Glasscheibe
des Coffeeshops, dann suchte er online nach Coffeeshops in der Colorado Avenue.
Bingo! Jede Menge Auswahl. Eine Tasse Kaffee dort wäre morgen früh sein
erster Auftrag.
    Er arbeitete noch lange. Schließlich gab er auf
und ließ sich auf die dünne Matratze mit der Kuhle in der Mitte plump sen.
Er stopfte sich Kissen in den Rücken, stellte den Fernseher an und schaute
sich die aktuellen Football-Ergebnisse an, dann döste er ein.
    Er hielt die Fernbedienung noch in der Hand, als
das Telefon auf seinem Nachttisch klingelte und ihn aus dem Schlaf riss. Bentz
nahm den Hörer ab und wusste, dass es nichts Gutes bedeutete, wenn jemand so
spät anrief, noch dazu auf dem Moteltelefon anstatt auf seinem Handy. »Hier
Bentz«, meldete er sich, benebelt vom Schlaf. Auf dem Bildschirm war eine Art
Ringkampf zu sehen. Eine Sekunde lang hörte er nichts. »Hallo?« Er schaltete
den Fernsehton ab.
    Aus dem Hörer drang kaum hörbar ein leises
Weinen. »Hallo?«, sagte er wieder. »Wer ist dran? Geht es Ihnen gut?«
    Als weiteres gedämpftes Schluchzen zu vernehmen
war, setzte er sich im Bett auf. »Wen möchten Sie sprechen?«
    »Es tut mir leid«, flüsterte eine weibliche
Stimme heiser. Einen Augenblick lang dachte er, sie wollte sich dafür entschuldigen,
die falsche Person angerufen zu haben, doch dann sagte sie: »Vergib mir, RJ.
Ich wollte dich nicht verletzen.« Was? Ihm
blieb fast das Herz stehen. »Wer ist da?«, fragte er. Sein Puls hämmerte in
seinen Ohren. Klick! Die
Leitung war tot. »Hallo?«,

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