Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
einfach aufgeben.«
»Oh, tatsächlich?«
»Ich weiß, dass du durchdrehst, weil du nicht
arbeitest, aber zum Teufel, kannst du dir nicht eine andere Beschäftigung
suchen?«
»Du meinst etwas weniger Durchgeknalltes?«
»Ja. Golf zum Beispiel. Oder Angeln.«
»Ich werde darüber nachdenken. Ich könnte mir
eine schicke neue Golfausrüstung kaufen und zwischen meinen Kalligraphie- und
Yogastunden ein bisschen putten.«
»Keine schlechte Idee.«
»Dann machst du aber auch mit. Du kannst uns
beide anmelden. Und beim Turniertanz bitte auch. Du würdest fantastisch
aussehen in einem dieser Glitzerkleider.« Montoya gluckste nicht mal. »Findest
du das komisch?«
»Sehr.«
Kein Lachen. Stattdessen fragte Montoya: »Hast
du deine Ex-Frau noch mal gesehen?«
Bentz fuhr von der Interstate ab und zögerte
einen Augenblick. »Vielleicht«, gab er zu und bremste vor einer roten Ampel
ab. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Sie hat mich auch angerufen. Hat
mich bei dem Kosenamen genannt, den sie mir damals gegeben hat.«
»Aha.«
»Ich sag ja bloß.«
»Und was machst du jetzt?«
Sollte er das diesem Skeptiker wirklich
verraten? Zum Teufel, warum nicht? »Ich habe mit einer von Jennifers
Freundinnen gesprochen. Sie sagte, James und Jennifer hätten sich in San Juan
Capistrano getroffen, also dachte ich, ich fahre mal runter.«
»Willst du mich verarschen? Was hat denn das
damit zu tun? Glaubst du, dein toter Bruder ist in die Sache verwickelt?«
Montoya murmelte auf Spanisch einen Fluch, dann fügte er hinzu: »Das klingt ja
immer verrückter. Ich bin in San Juan Capistrano gewesen. Ein paarmal schon.
Die Stadt hat Geschichte, Mann, da gibt es jede Menge Geister.«
»Ähnlich wie in New Orleans.«
»Ich meine es ernst. Diese sogenannte Freundin
von Jennifer nimmt dich auf den Arm. San Juan Capistrano? Komm schon. Du
erzählst ihr, dass du Geister siehst, und sie schickt dich nach Capistrano. Hör
mir auf damit!«
»Jennifer ist kein Geist«, betonte Bentz,
obwohl er in Wahrheit das Gefühl hatte, von einem ebensolchen heimgesucht zu
werden - genau wie es derjenige, der hinter dem Ganzen steckte, beabsichtigte.
»Ich muss auflegen.« Mehr Spott konnte Bentz
nicht ertragen.
»Großartig. Wandle auf heiligem Boden, sprich
mit der Weißen Frau oder dem Mönch ohne Gesicht oder dem Toten in seinem
Schaukelstuhl. Oder mit Jennifer, da du ja offenbar davon ausgehst, dass sie
sich bei ihnen rumtreibt. Ach, und solltest du nahe genug an sie herankommen,
um mit ihr sprechen zu können, richte ihr herzliche Grüße von mir aus.«
»Leck mich, Montoya«, sagte er. Die Ampel sprang
auf Grün, und er fuhr geradeaus Richtung Mission. »Du mich auch.« Sein Partner
legte auf, und Bentz spürte, wie sich seine Mundwinkel nach oben verzogen. Er
vermisste diesen eingebildeten Mistkerl, genau wie er seinen Job vermisste. Am
meisten aber vermisste er Olivia.
»Überprüft die Ein- und Ausgänge der Anrufe
inklusive SMS und MMS«, sagte Hayes, bevor er und Martinez den Tatort verließen
und zu ihren Autos gingen. »Sie sollten uns Auskunft darüber geben können, in
welchem Zeitrahmen die Mädchen entführt wurden. Wenn es dieselbe Vorgehensweise
ist wie beim Caldwell-Fall, können wir davon ausgehen, dass die Opfer woanders
umgebracht und hierhergeschafft wurden, damit der Täter seine makabere Inszenierung
vornehmen konnte. Wir müssen herausfinden, wem die Lagereinheit gehört und wer
hier Abteile mietet, nicht nur das Abteil 8, sondern alle. Herausfinden, ob irgendeine
Verbindung zu den Springer-Zwillingen besteht. Oder ob jemand etwas Verdächtiges
bemerkt hat.«
»Ich werde sämtliche Verkehrsüberwachungskameras
checken lassen, außerdem die Überwachungskameras von den nahe gelegenen
Geschäften.«
Uniformierte Polizisten und Detectives würden
die Gegend abklappern und herauszufinden versuchen, ob jemand etwas bemerkt
hatte. Ein Mini-Markt und eine Tankstelle blickten direkt auf die
Freeway-Unterquerung und die Lagereinheiten. Vielleicht konnte ihnen ein
Angestellter oder ein Kunde einen Hinweis geben. Irgendetwas, das sie weiterbrachte.
Wenn die auf den Leichnamen angegebenen Todeszeiten stimmten, waren die Opfer
bereits über zwölf Stunden tot, und jede verstreichende Minute war entscheidend
für die Ermittlungen.
»Außerdem sollten wir uns an Zwillingstreffs in
der Gegend wenden. Schließlich muss der Mörder ja irgendwie herausgefunden
haben, wann sie auf die Welt gekommen sind
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