Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
- das erfordert Aufwand und Planung.«
»Wir müssen uns auch die Gruppen im Internet
vornehmen«, ergänzte Martinez, was den Umfang der Ermittlungen um einiges
erweiterte. »Richtig.«
»Unser Täter geht planvoll vor«, bemerkte sie.
»Er ist äußerst akribisch. Möglicherweise ein Ordnungsfanatiker.«
»Der nur alle zwölf Jahre zuschlägt«, rief Hayes
ihr in Erinnerung.
»Glauben wir. Ich werde mich diesbezüglich mit
anderen Behörden in Verbindung setzen, auch in anderen Bundesstaaten, und das
FBI einschalten. Vielleicht zieht seine Leidenschaft weitere Kreise. Mal
sehen, ob in den umliegenden Bundesstaaten Zwillingsmorde passiert sind, ach
was, in den gesamten Vereinigten Staaten.«
»Überprüf auch, wer in jüngster Zeit aus dem
Gefängnis entlassen wurde. Vielleicht hat er die letzten zwölf Jahre gesessen.
Wir sollten die Täterprofile von allen im letzten Jahr freigekommenen Gewaltverbrechern
durchgehen.«
»Könnte eine lange Liste sein.«
»Amen.« Hayes wollte sich gar nicht vorstellen,
wie viel Zeit das in Anspruch nehmen würde.
Sie blieben vor Martinez' Wagen stehen. Sie
öffnete die Tür, dann sagte sie: »Jetzt erklär mir mal, was Bledsoe gemeint
hat. Was zum Teufel hat Rick Bentz mit dieser Sache zu tun?«
»Nichts. Vermutlich reiner Zufall.« Hayes griff
in seine Jackentasche und setzte die Sonnenbrille auf. »Bledsoe hat mit Bentz
und Trinidad am Caldwell-Fall gearbeitet.« Sie nickte und verstand.
»Bledsoe braucht jemanden, dem er die Schuld in
die Schuhe schieben kann.«
»Das ist alles? Bledsoe ist nicht von Bentz'
Frau ins Bett gezerrt worden?«, fragte sie. »Detective Rankin hat so etwas
angedeutet, als heute früh sein Name gefallen ist.«
»Rankin hat ihr eigenes Hühnchen mit Bentz zu
rupfen«, erwiderte Hayes. Er wollte sich nicht in den Polizeitratsch
hineinziehen lassen, und schon gar nicht, wenn es um zwölf beziehungsweise
fünfzehn Jahre alte Gerüchte ging. »Ja, sie sagte, sie wäre ebenfalls mit Bentz
zusammen gewesen.«
»Genau wie einige andere.«
»Inklusive Corrine O'Donnell«, platzte Martinez
heraus. »Das stimmt.« Er nickte und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Wagen.
Das Blech war heiß. »Da gab es tatsächlich mehrere. Zum Beispiel Bonita Unsel.
Hat bei der Sitte gearbeitet, bevor sie zur Mordkommission gekommen ist. An
die anderen kann ich mich nicht mehr recht erinnern. Alte Geschichten.«
»Geschichten, die sich abgespielt haben, bevor
Bentz L.A. verlassen hat.« Zwischen ihren Augen bildeten sich kleine Fältchen.
Ein Neunachser rumpelte die Auffahrt zum Freeway hinauf. »Vielleicht geht es
unserem Mann gar nicht so sehr darum, Zwillinge zu ermorden, sondern darum,
Bentz eins auszuwischen. Vielleicht weiß er, dass Bentz wieder in der Stadt
ist.«
»Das ist möglich«, stimmte Hayes zu. »Wie war
das damals mit dem Mord an den Caldwell-Zwillingen?«, fragte Martinez. »Hat
Bentz den Fall verbockt?« Hayes schüttelte den Kopf. »Nein. Der Kerl war zwar
ein echtes Wrack, aber es war nicht seine Schuld, zumindest nicht ganz, dass
die Ermittlungen zum Erliegen kamen.« Obwohl er es nie zugegeben hatte, war
Hayes der Meinung, dass Bentz den Fall schon früher hätte abgeben und Bledsoe
oder Trinidad überlassen sollen. Rick Bentz war zu jener Zeit ein Schatten
seiner selbst gewesen und hatte sich nicht mehr viel um seine Arbeit gekümmert.
Doch das Department hatte den Standpunkt vertreten, dass Bentz als leitender
Ermittler dafür verantwortlich war, den Mörder der beiden schönen einundzwanzigjährigen
College-Studentinnen dingfest zu machen. Der Fall war von öffentlichem
Interesse, und als die Ermittlungserfolge ausblieben, wurde Bentz zum
Sündenbock erklärt. »Bledsoe scheint ihm noch immer einen Vorwurf daraus zu
machen.«
Hayes zuckte mit den Schultern. »Bledsoe und
Bentz sind nie miteinander klargekommen. Sie haben den Fall zusammen
bearbeitet, aber wie ich schon sagte: Bentz war der leitende Ermittler. Als er
ging, hat Bledsoe übernommen, doch er hat seinen ehemaligen Partner immer dafür
verantwortlich gemacht, dass der Doppelmord nie aufgeklärt wurde.«
»Autsch.«
»Ja, das war nicht gerade die große Liebe
zwischen den beiden.«
Martinez' Handy klingelte. »Ich rufe dich an,
wenn ich etwas rausgefunden habe«, sagte sie und nahm das Gespräch an.
»Martinez.«
Hayes überquerte eine kleine Straße und trabte
zu seinem Wagen, die lange Liste der zu erledigenden Anrufe und zu
überprüfenden Akten im Kopf, die wie immer
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