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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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dem dringenden Verlangen aus dem Koma erwacht,
seine tote Ex-Frau, das Miststück, ausfindig zu machen. Bentz war ein guter
Mann, aber definitiv übergeschnappt. Es war alles ein einziges Durcheinander.
Wenn es nach Montoya ging, sollte Jennifer Bentz verdammt noch mal tot bleiben.
     
    Vor der Fahrt nach San Juan Capistrano hatte
Bentz seine Hausaufgaben gemacht und sowohl das Internet als auch die
Gewerbeauskunft des Orange County und der Stadt San Juan Capistrano nach einem
Inn oder Hotel durchforstet, das sich dem heiligen Michael - Saint Miguel oder
San Miguel - verschrieben hatte. Er hatte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass Shana Mclntyre gelogen, ihn an der Nase herumgeführt hatte - aber nein. Er
war tatsächlich auf eine kleine Kirche gestoßen, mit Fotos sogar, die nicht
mehr zur eigentlichen Mission gehörte.
    Die Diözese hatte Kirche und Grund in den frühen
Sechzigern verkauft, und die Saint Miguel's Church war zu einem Inn umgebaut
worden, welches in den vergangenen vierzig Jahren immer wieder den Besitzer
gewechselt hatte. Vor achtzehn Monaten war es an einen japanischen Konzern
gegangen und hatte den Betrieb bislang nicht wieder aufgenommen.
    Bentz ließ sich von seinem GPS-Gerät durch die
idyllischen Straßen des berühmten Städtchens leiten. Überall waren blühende
Gärten und zementverputzte Häuser mit roten Ziegeldächern zu sehen. Als er
durch die Altstadt fuhr, senkte sich die Dämmerung herab. Die Leute
betrachteten die Auslagen der Geschäfte oder aßen draußen unter den mit
Sonnenschirmen geschützten Tischen zu Abend. Bentz überquerte eine
Eisenbahnstrecke und entfernte sich vom Herzen der Stadt. Nach ein paar Meilen
gelangte er in eine Gegend, die es nicht zu geschäftlicher Blüte gebracht
hatte. Auf dem alten San Miguel Boulevard kam er an Lagerhäusern vorbei und
fuhr durch ein trockenes Flussbett in eine schäbige Sackgasse.
    Obwohl der Rest der Stadt reizend war und vor
Geschäftigkeit summte, wirkte dieser Teil abgewirtschaftet und verkommen.
Verblichene ZU VERMIETEN-Schilder standen in den leeren Fenstern der
Ladenfronten. Rick bremste ab, als zu seiner Rechten das alte Inn auftauchte:
der Rasen eine wuchernde, taillenhohe Grasfläche, Putz und Stein abgebröckelt
und rußverfärbt. Über diesen Teil der Stadt waren offensichtlich schwere Zeiten
hereingebrochen. Bentz wendete in einer kleinen Seitenstraße und parkte den
Mietwagen auf dem pockennarbigen Parkplatz eines Einkaufszentrums, in dem ein
Antiquariat, eine Art Wohltätigkeitsbekleidungsladen und ein kleiner, gammelig
wirkender Tante-Emma-Laden untergebracht waren. Einer der Läden, laut Schild
vordem ein Pizza-Imbiss, stand leer. Auch hier war ein ZU VERMIETEN-Schild samt
örtlicher Telefonnummer mit Tesafilm an die Scheibe geklebt. Das einzige
Geschäft, das zu laufen schien, war eine angrenzende Gaststätte, die
dienstagabends »Zwei zum Preis von einem« anbot. Ein paar ausgediente Pick-ups,
ein schmutziger Van mit den Worten WASCH MICH auf der schmutzverkrusteten
Heckseite, ein verbeulter roter Saturn und ein silberner Chevy mit einem
verschossenen Parklizenzaufkleber standen auf dem staubigen, rissigen Asphalt.
Die Atmosphäre in dieser Gegend war grau, durchsetzt mit Trostlosigkeit und
Verzweiflung, als hinge dieser kleine Fleck der Stadt den Träumen längst
vergangener Zeiten nach. Nur wenige Leute waren auf der Straße: ein paar
Kinder, die auf den aufgesprungenen Bürgersteigen Skateboard fuhren, und ein
älterer Mann in Shorts mit einem breitkrempigen Hut, der eine Zigarette
rauchte und dabei seinen karamellfarbenen Hund Gassi führte, einen einäugigen
Pitbull-Mischling. Der Hund schnüffelte an den trockenen Grasbüscheln und
wackelte jedes Mal mit seinem Schwanzstummel, wenn der Alte etwas zu ihm
sagte.
    Bentz stieg aus dem Wagen, ließ den Gehstock auf
dem Rücksitz liegen und nahm eine kleine Taschenlampe sowie ein handliches
Dietrich-Set mit, für den Fall, dass er ein Schloss knacken musste. Er schloss
den Escape per Fernbedienung ab und ging die Straße zu dem alten Inn zurück,
das von einem Maschendrahtzaun umgeben war. Eine leichte Brise kam auf und
brachte ein kaum lesbares BETRETEN VERBOTEN-Schild zum Knarren. Staub, eine
zerfetzte Plastiktüte sowie ein paar trockene Blätter auf der Straße wirbelten
auf. Bentz rüttelte am Tor. Fest verschlossen, natürlich.
    Suchend umrundete er den Zaun, langsam, Schritt
für Schritt, bis er eine Stelle entdeckte, an der sich ein Loch

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