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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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ertönte, Bremsen
kreischten. Das Geräusch von Metall auf Metall war ohrenbetäubend, der Geruch
von verbranntem Diesel beißend. Überall um sie herum war Dampf. Hilf mir! Hilf meinem Baby!
    »Nein!«, schrie sie wieder - und schreckte aus
dem Schlaf hoch.
    Ihr Herz klopfte. Sie war schweißgebadet, die
Bettdecke verknäuelt. Allmächtiger.
Es war ein Traum. Nur ein schrecklicher Traum. Olivia
holte tief Luft und blickte auf die Uhr. Viertel nach drei. Noch ein paar
Stunden, dann musste sie aufstehen und sich für den Tag im Laden fertig machen.
Sie setzte sich auf, strich sich die Haare aus den Augen und stellte fest, dass
ihre Finger zitterten - eine Nachwirkung des Alptraums.
    In seinem Körbchen auf dem Fußboden hob Harry S.
seinen flauschigen Kopf. Er stellte die Ohren auf und wedelte hoffnungsvoll
mit dem Schwanz. »Na komm schon«, sagte sie. »Spring rein!«
    Er ließ sich nicht länger auffordern, nahm
Anlauf und landete neben Olivias Kissen. Nachdem er ihr begeistert das Gesicht
geleckt hatte, kroch er unter die Decke und rollte sich zusammen. Olivia
streckte sich wieder aus und kraulte Harry S. mit einer Hand hinter den Ohren.
Sie spürte die Wärme seines Körpers, weit weniger tröstlich als die Umarmung
ihres Mannes, aber das musste für den Augenblick genügen.
    Ihr Mann. Was
zum Teufel machte er in L.A.? Einem Geist oder einem Traum nachjagen? Sie
redete sich ein, dass er längst nichts mehr für seine tote Ex-Frau empfand,
doch in Wahrheit wusste sie es besser. Seine Schuldgefühle fraßen ihn auf, und
das machte sich jemand zunutze. Wer?
    Das war die quälende Frage, die sie sich
unablässig stellte, seit er ihr die beschmierte Sterbeurkunde gezeigt hatte. Es
war nicht so, dass sie nicht an Geister glaubte - sie war sich nur nicht
sicher. Sie hatte ihre eigene Begegnung mit dem Unerklärlichen, wenn nicht
Paranormalen gehabt. Was für eine tolle Erkenntnis.
    Olivia blickte auf die Uhr. In L.A. war es erst
zwanzig nach eins. Ob Bentz noch wach war? Ob er an sie dachte? Sie berührte
ihren noch flachen Bauch und fragte sich, ob sie und Bentz und das Baby jemals
ein normales Leben führen würden.
    Wie bitte? Du wusstest doch,
worauf du dich eingelassen hast, als du einen Workaholic geheiratet hast. Seufzend
schloss sie die Augen, bereit, sich zu entspannen und wieder einzuschlafen.
Gerade als sie eindämmerte, klingelte das Telefon. »Schätze, er kann auch nicht
schlafen«, sagte sie lächelnd zu Harry S. Sie nahm den Hörer ab und sagte erfreut:
»Hallo.«
    »Weißt du, was dein Mann in Kalifornien
treibt?«, flüsterte eine rauhe Frauenstimme.
    »Wie bitte?« Olivia war plötzlich hellwach. Ihre
Nackenhärchen sträubten sich. »Wer ist da?«
    »Er sucht sie. Und
weißt du auch, warum? Weil sie seine wahre Liebe ist, nicht du. Er hat sie nie
vergessen.«
    »Wer ist da?«, fragte Olivia wieder. Die Leitung
wurde unterbrochen.
    »Miststück!«, zischte Olivia in den Hörer.
Natürlich war Bentz in L.A. Das wusste sie. Sie wusste auch, dass er nach
Jennifer oder einer Frau suchte, die vorgab, seine Ex-Frau zu sein. Sie blickte
auf die Rufnummernerkennung, doch auf dem Display blinkte UNBEKANNTER ANRUFER.
»Großartig.« Kein Name. Keine Nummer. Keine Ortsvorwahl. Keine Möglichkeit,
herauszufinden, wer sie angerufen hatte. Das war bloß ein Telefonstreich von
jemandem, der weiß, dass Bentz nach L.A. geflogen ist, um herauszufinden, was
mit seiner Ex-Frau passiert ist. Doch es gab nicht viele Leute, die davon
wussten. Zumindest nicht hier in New Orleans. Nur Montoya und sie selbst. Also
musste der Anruf von woanders eingegangen sein, und sie hätte ihre gesamten
Ersparnisse darauf verwettet, dass er aus Südkalifornien gekommen war. Es sah
so aus, als würde Bentz ein, zwei Leuten ganz schön auf die Füße treten - genau
das, was er beabsichtigt hatte. Sie legte das Telefon auf den Nachttisch und
überlegte, ihren Mann anzurufen und ihm von dem Anruf zu erzählen, doch dann
entschied sie sich dagegen. Stattdessen schlug sie die Decke zurück und tappte
in die Küche, wo sie sich ein Glas Wasser einschenkte und es in einem Zug
leerte. Sie blickte aus dem Fenster über dem Spülbecken in den Garten, ins
Mondlicht, das durch die Zypressen fiel, dann stellte sie das Glas in die
Spüle und vergewisserte sich, dass sämtliche Türen abgesperrt und die Fenster
geschlossen waren. Erst danach kehrte sie ins Bett zurück. Sie blickte ein
letztes Mal auf die Digitalanzeige der Uhr und beschloss, in fünf

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