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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ich den Werwolf von den Wohnvierteln weglocken wollte und nicht hinein. Aber noch bevor ich die Werkstatt erreichte, stolperte mein Verfolger und fiel auf die Straße.
    Erst dachte ich, seine Veränderung sei nun vollständig, aber kein Werwolf erhob sich, um weiterzujagen. Ich wurde langsamer, dann blieb ich stehen und lauschte, konnte aber nur das ängstliche Klopfen meines eigenen Herzens hören.
    Er hatte die Veränderung tatsächlich beinahe vollendet, und sein Gesicht war bereits ganz Wolf, obwohl das Fell ihn noch nicht so recht bedeckte. Seine Hände, die nun schlaff auf dem Asphalt lagen, waren verkrampft und zu dünn, mit einem nicht-menschlichen Abstand zwischen den Fingern und dem Daumen. Seine Nägel hatten sich verdickt und begonnen, sich leicht zuzuspitzen. Aber er bewegte sich nicht mehr.
    Trotz des beinahe übermächtigen Drangs zu fliehen, zwang ich mich, ihn mir aus der Nähe anzusehen. Ich war darauf gefasst, dass er aufspringen und mich packen würde, wie die Biester es immer in den Spätfilmen taten, aber er lag nur da und roch nach Blut und Adrenalin.
    Eine Flüssigkeitsspur erstreckte sich hinter ihm, als wäre er ein Auto, dessen Kühlerschlauch explodiert war und Frostschutz auf die Straße geschleudert hatte, aber die Flüssigkeit, die dort unter der Straßenlampe glitzerte, war Blut.

    Erst jetzt wurde mir klar, dass ich sein Herzklopfen und seinen Atem nicht mehr hören konnte.
    Stattdessen vernahm ich ein startendes Auto und blickte gerade noch rechtzeitig auf, um das SUV aus dem Parkplatz fahren und auf mich zurasen zu sehen. Der große Wagen wackelte, als der Fahrer gegen das Tempo und die Kurve ankämpfte. Die Scheinwerfer blendeten mich einen Augenblick – aber ich hatte bereits eine Fluchtroute entdeckt und nahm sie blind.
    Das Auto wurde ein winziges bisschen langsamer, als dächte der Fahrer daran, bei der Leiche auf der Straße anzuhalten, aber dann röhrte der V-8 auf, und der Wagen beschleunigte wieder.
    Er konnte dem Lampenpfosten kaum ausweichen, hinter den ich mich geduckt hatte. Ich wusste nicht, ob Mac in dem Auto war oder nicht. Ich sah den Rücklichtern des SUVs hinterher, bis der Wagen auf die Hauptstraße einbog und dort mit dem Verkehr verschwamm.
    Dann kehrte ich zu dem Werwolf zurück, um mich von seinem Zustand zu überzeugen – aber er war wirklich und wahrhaftig tot.
    Ich hatte noch nie zuvor jemanden getötet. Er hätte nicht tot sein sollen. Werwölfe waren nicht so leicht umzubringen. Wenn er sich die Mühe gemacht hätte, die Blutung zu stillen, wenn er mich nicht weiter gejagt hätte, wäre die Wunde geheilt, lange bevor er verbluten konnte.
    Der Geschmack seines Bluts in meinem Mund bewirkte, dass mir übel wurde, und ich übergab mich neben der Leiche, bis der Geschmack nach Galle alles andere überwog. Dann ließ ich den Toten mitten auf der Straße liegen und lief zurück zur Werkstatt. Ich musste nach Mac sehen, bevor ich mich um den Werwolf kümmern konnte.

    Zu meiner Erleichterung lehnte Mac gegen Stefans Bus, als ich auf den Parkplatz kam. Er hielt eine Waffe locker in der Hand, den Lauf nach unten gerichtet.
    »Mercy?«, fragte er, als ich näher kam.
    Ich zog kurz den Kopf ein, dann schoss ich um die Werkstatt herum zu der Stelle, an der ich meine Kleidung gelassen hatte. Er folgte mir, aber als ich mich wieder veränderte, und er sah, dass ich nackt war, drehte er sich schnell um, damit ich mich anziehen konnte.
    Ich warf schnell meine Sachen über, schließlich war es ziemlich kalt. »Alles okay«, sagte ich, und er drehte sich wieder um.
    »Du hast Blut am Kinn«, murmelte er.
    Ich wischte es mir mit dem Saum meines T-Shirts ab. Es sah nicht so aus, als würde ich heute Abend noch einkaufen gehen, also war es unwichtig, ob ich Blut auf den Klamotten hatte. Nicht wieder übergeben, ermahnte ich mich streng. Tu so, als wäre es ein Kaninchen gewesen. Es hatte nicht wie Kaninchen geschmeckt.
    »Was bist du?«, fragte er. »Gehört du zu ihnen? Wo … wo ist der Wolf?«
    »Er ist tot. Wir müssen reden«, sagte ich, dann hielt ich inne, um meine eigenen hektischen Gedanken zu sammeln. »Aber als Erstes müssen wir ihn von der Straße schaffen. Und noch davor sollten wir Adam anrufen.«
    Ich brachte Mac wieder ins Büro, und diesmal schaltete ich das Licht ein. Nicht, dass einer von uns den Schein außer zum Trost gebraucht hätte.
    Er legte die Hand auf meine, als ich nach dem Telefon griff. »Wer ist dieser Adam, und warum rufst du ihn an?«,

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