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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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gesagt, aber so war es nicht, also hielt ich die Klappe.
    Er wartete, bis Ben davongegangen war, bevor er brüsk sagte: »Gute Nacht, Mercy. Schließe die Türen ab.« Dann machte er sich auf den Rückweg zu Adams Haus.

    Nach dem toten Wolf und Bens Wunsch hätte ich wohl Albträume haben sollen, aber stattdessen schlief ich, soweit ich mich erinnern kann, tief und traumlos.
    Ich ließ normalerweise das Radio an, weil ich sonst bei meinem Gehör bestenfalls kleine Schläfchen halten könnte. Ohrstöpsel hatten sich als ein wenig zu funktionstüchtig für meinen Seelenfrieden erwiesen. Also schaltete ich die Musik so
leise, damit sie die normalen Nachtgeräusche übertönte, und hoffte, dass mich alles wecken würde, was lauter war.
    Irgendetwas riss mich an diesem Morgen tatsächlich etwa eine Stunde vor dem Wecker aus dem Schlaf, aber obwohl ich die Musik abschaltete und lauschte, konnte ich nur einen gut gedämpften Chevy 350 davonfahren hören.
    Ich drehte mich um, um wieder einzuschlafen, aber Medea hatte bemerkt, dass ich wach war, und begann mich anzumaunzen. Sie war nicht besonders laut, aber eindringlich. Ich kam zu dem Schluss, dass seit Adams Zettel genug Zeit vergangen war und er nicht das Gefühl haben würde, dass ich ihm bewusst Widerstand leistete, wenn ich sie hinausließ. Außerdem würde mir das ein wenig Ruhe verschaffen, um noch eine letzte Stunde Schlaf zu finden.
    Widerstrebend stand ich aus dem warmen Bett auf und zog Jeans und T-Shirt an. Froh, mich wach und aufrecht zu sehen, strich Medea um meine Schienbeine und stand mir ständig im Weg, als ich aus dem Zimmer schlüpfte und zur Haustür ging. Ich gähnte und drehte den Türknauf, aber als ich versuchte, die Haustür zu öffnen, widersetze sie sich. Etwas hielt sie von außen zu.
    Mit einem gereizten Seufzen stemmte ich die Schulter gegen die Tür, und sie bewegte sich mühsam einen Zoll oder so, weit genug, damit ich einen Hauch von dem abbekam, was auf der andern Seite lag: Tod.
    Hellwach zog ich die Tür zu und verschloss sie. Ich hatte auch noch etwas anderes gerochen, wollte es mir aber nicht eingestehen. Ich lief wieder in mein Zimmer, zog meine Schuhe an und öffnete hastig den Gewehrsafe. Ich packte die SIG 9.mm und steckte ein mit Silberkugeln geladenes Magazin hinein, dann stopfte ich die Waffe oben in meine Hose. Sie war kalt, unbequem und beruhigend. Aber nicht beruhigend genug.

    Ich hatte nie auf etwas anderes als auf Jagdziele geschossen. Wenn ich selbst jagte, tat ich das auf vier Pfoten. Mein Werwolf-Pflegevater hatte allerdings darauf bestanden, dass ich lernte, wie man schoss und wie man die Silberkugeln herstellte.
    Wenn es hier um Werwolfangelegenheiten ging – und nach der letzten Nacht nahm ich das an –, brauchte ich eine größere Waffe. Ich holte meine .444 Marlin heraus und lud sie speziell gegen wölfische Gegner. Die Marlin war ein kurzes, kleines Gewehr, relativ harmlos, solange man sich den Lauf nicht genauer ansah. Die lippenstiftgroßen Silberkugeln würden, wie mein Pflegevater immer gesagt hatte, garantiert dafür sorgen, dass jeder Werwolf in der Nähe sich aufrichtete und sehr aufmerksam wurde. Dann legte er für gewöhnlich einen Finger an die Nase, lächelte und sagte: »Oder er wird sich hinlegen und aufmerksam werden, wenn du weißt, was ich meine.« Die Marlin hatte einmal ihm gehört.
    Das Gewehr fühlte sich tatsächlich tröstlich an, als ich leise die Hintertür öffnete und in die heraufziehende Dämmerung hinausging. Die Luft war still und kalt. Ich atmete tief ein und roch Tod, unbestreitbar und endgültig.
    Sobald ich um die Ecke meines Hauses kam, konnte ich die Leiche auf der Veranda vor der Vordertür sehen, durch die die Haustür blockiert wurde. Sie lag auf dem Bauch, aber meine Nase sagte mir, wer das war – genau, wie sie es schon getan hatte, als ich versuchte, die Tür zu öffnen. Wer immer ihn dort abgelegt hatte, hatte sehr leise gearbeitet und mich erst geweckt, als er weggefahren war. Jetzt gab es niemanden hier außer Mac und mir.
    Ich stieg die vier Stufen zur Veranda hoch und hockte mich vor den Jungen. Mein Atem wurde in der Luft zu Nebel, aber von seinem Gesicht stieg nichts dergleichen auf, und es gab keinen Herzschlag.

    Ich drehte ihn auf den Rücken und spürte, dass er noch warm war. Die Leiche hatte den Raureif von der Veranda geschmolzen, dort, wo sie gelegen hatte. Mac roch nach Adam, eine angenehme Mischung aus Holzrauch und dem durchdringenden Raumspray, das

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