Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Jeans und ein schwarzes T-Shirt tragen sollen, aber ich übertreibe nur ungern.«
»Ich dachte, du würdest uns abholen.« Ich sah mich demonstrativ um. »Wo ist dein Auto?«
»Ich bin auf dem schnellen Weg gekommen.« Er erklärte nicht, was das bedeutete, sondern fuhr gleich fort: »Ich sehe, du hast deinen Bus. Dort sollte mehr als genug Platz für uns alle sein.«
»Zee bleibt hier«, sagte ich.
Stefan lächelte. »Damit er die Kavallerie schicken kann.«
»Weißt du, wo sich die Leute, die Adam angegriffen haben, befinden?«, fragte ich, statt auf diese Bemerkung einzugehen.
Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Die Herrin hat sich nicht dazu herabgelassen, mir mehr mitzuteilen als dir.« Seine Miene wurde einen Augenblick starr. »Ich bin nicht einmal sicher, ob sie die Wahrheit gesagt hat. Es könnte sein, dass sie überhaupt nichts weiß. Vielleicht möchtest du eine Ausrede finden, um nicht zu ihr zu gehen, Mercy.«
»Diese Besucher haben bereits einen Mann umgebracht und Adams Haus zerstört«, sagte ich. »Wenn deine Herrin weiß, wo sie sind, dann müssen wir sie fragen.«
Er verbeugte sich seltsam förmlich, dann drehte er sich zu
Samuel um und bedachte ihn mit einem breiten Lächeln, das allerdings keine Reißzähne zeigte. »Ich kenne Sie nicht. Sie müssen der neue Wolf in der Stadt sein.«
Ich stellte die beiden einander vor, aber es war klar, dass Samuel und Stefan nicht so schnell Freunde werden würden – und das würde nicht an Stefan liegen.
Das überraschte mich ein wenig. Beide Männer hatten diesen ungezwungenen Charme, der andere normalerweise schnell für sie einnahm. Aber Samuel machte einen ungewöhnlich verbissenen Eindruck. Offenbar mochte er keine Vampire.
Ich stieg in den Bus und wartete, während Stefan und Samuel sich sehr höflich darüber stritten, wer wo sitzen würde. Beide wollten auf den Rücksitz. Ich war bereit zu glauben, dass Stefan nur versuchte, höflich zu sein, aber Samuel wollte einfach nicht, dass der Vampir hinter ihm saß.
Bevor er alle Höflichkeit fallen ließ und das laut aussprach, mischte ich mich ein. »Ich brauche Stefan vorn, damit er mir die Richtung zeigen kann.«
Zee klopfte an mein Fenster, und als ich auf den Knopf drückte, um es herunterzurollen, reichte er mir den Dolch, den er gezogen hatte, als Stefan aus dem Schatten getreten war, zusammen mit einem Gürtel aus Lederschnüren, der sich als Scheide verwenden ließ.
»Nimm das hier mit«, bat er schlicht.
»Darf ich?«, fragte Stefan beflissentlich, als er sich auf den Vordersitz setzte. Als Zee knapp nickte, reichte ich ihm die Waffe.
Der Vampir hielt die Klinge hoch und drehte sie unter der Deckenbeleuchtung des Busses hin und her. Er setzte gerade dazu an, sie mir zurückzureichen, als Samuel zwischen den Sitzen hindurchgriff und ihm die Waffe abnahm. Er prüfte die
Schärfe der Schneide und schnitt sich dabei leicht den Daumen auf. Er atmete scharf ein und steckte den Daumen in den Mund.
Einen Augenblick lang passierte nichts. Dann zog eine gewaltige Macht durch den Bus. Es war nicht die Art von Macht, die die Alphas heraufbeschwören konnten, und sie fühlte sich auch nicht an wie die Kräfte, die Elizaveta Arkadyevna benutzte. Tatsächlich ähnelte sie eher den Schutzzaubern des Feenvolks und schmeckte in meinem Mund nach Blut und Metall. Einen Augenblick später umgab uns wieder nichts als die Stille der Nacht.
»Ich möchte anmerken, dass es keine gute Idee ist, alten Klingen Ihr Blut zu schenken«, murmelte Stefan freundlich.
Zee legte den Kopf in den Nacken und lachte offen und kehlig. »Hören Sie sich diesen Vampir an, Samuel Brans Sohn! Meiner Tochter gefällt Ihr Geschmack ein wenig zu gut.«
Samuel rechte mir den Dolch und das Zubehör zurück. »Zee«, sagte er dann auf Deutsch, als hätte er gerade erst etwas erkannt. »Siebold Adelbert Zerschmetterer aus dem Schwarzwald?«
»Siebold Adelbertsmiter aus dem Reservat von Walla Walla«, verbesserte Zee freundlich.
Deutsch oder Englisch, das war gleich – die Worte, die Sam klingen ließ wie ein Ehrentitel, hatten für mich immer noch keine Bedeutung.
Wenn man in ein irisches Dorf kommt, erfährt man dort oft die Namen derer vom Feenvolk, die mit dem Weiler zu tun hatten. Es gibt Felsen und Teiche mit den Namen der Kobolde und Kelpies , die dort wohnen. Die deutschen Geschichten konzentrieren sich eher auf die Helden. Nur über wenige vom deutschen Feenvolk wie Loreley und Rumpelstilzchen gibt es Geschichten,
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