Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
wieder.
»Adam und Samuel sind verschwunden«, sagte ich. »Und Daniel ist tot.«
Wieder öffnete er das Auge ein wenig und gab einen leisen Laut von sich.
»Lebte er noch, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?« Eine Bewegung, die ein Nicken hätte sein können. Ich streckte die Hand aus und berührte eine Stelle an seiner Wange, die nicht geprellt war, und er entspannte sich ein wenig. Bei Wölfen kann mir Körpersprache beinahe so viel mitteilen wie Worte.
»Hast du Adam und Samuel gesagt, wo Littleton steckt?«, fragte ich.
Warrens Herzschlag beschleunigte sich, und er drehte den Kopf kaum merklich. Wieder öffnete er das Auge, und eine Träne reiner Frustration lief heraus.
Ich berührte seine Lippen. »Still. Still. Nicht du. Ich verstehe. Aber jemand hat es ihnen gesagt.«
Er starrte mich gequält an.
»Weißt du, wo sie hingegangen sind?«
»Jemand hat Samuel letzte Nacht auf dem Handy angerufen, bevor sie gingen«, warf Kyle ein.
Verdutzt hob ich den Kopf, um Kyle anzustarren, der auf der anderen Seite von Warrens Bett auf dem Boden kniete. »Warum hast du das niemandem gesagt?«
»Darryl hat nicht gefragt«, antwortete er. »Er nahm an, ich hätte die ganze Zeit geschlafen – und als ich versuchte, mit ihm zu reden, war er nicht in der Stimmung, mir zuzuhören. Ich hätte es dir heute früh sagen sollen – aber um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen abgelenkt.«
Ich ließ mich wieder auf das Bett sinken. Verdammte Werwölfe. Ich nahm an, es wäre Darryl nie eingefallen, auf einen Menschen zu achten. Er hatte einen Doktortitel, verdammt noch mal. Man sollte glauben, dass er intelligent genug wäre, um aufmerksam zuzuhören, wenn ein Mann, der einer der besten Anwälte im Staat war, mit ihm redete.
»Wenn du denkst, es sei frustrierend, als Mensch mit ihnen zu tun zu haben, solltest du es mal als Kojote versuchen«, sagte ich. »Was hat Samuel gesagt?« Ich hatte keine große Hoffnung auf etwas Brauchbares. Wenn er ganz klar gesagt hätte, wohin sie gingen, hätte Kyle sich nicht von seinem Stolz davon abhalten lassen, die Information an Darryl weiterzugeben.
»Samuel hatte keine Gelegenheit, etwas zu der Person zu sagen, die ihn anrief. Sie rief an und legte nach ein paar Sätzen auf. Samuel packte daraufhin Adam am Arm und sagte: ›Los.‹«
Ich sah ihn mitleidig an. »Adam und Samuel haben dich ebenfalls ignoriert.«
Diesmal lächelte er – ein müdes Lächeln. »Und ich bin wirklich nicht daran gewöhnt, ignoriert zu werden.«
»Mich nervt es auch, wenn sie das mit mir machen.« Ich blickte wieder Warren an. »Hast du gehört, was der Anrufer gesagt hat?«
Ich erwartete nicht, dass das wirklich der Fall war, also war ich überrascht, dass er nicht einfach schwieg.
Sein zerschlagener Mund versuchte, ein Wort zu bilden.
Ich lauschte angestrengt, aber es war Kyle, der sich über das Bett beugte und schließlich verstand.
»Falle?«
»Warren, ich weiß, dass Werwölfe sich von Littleton fernhalten müssen«, sagte ich. »Hat er sie angerufen und sie dazu gebracht, zu ihm zu kommen?«
Er bewegte den Kopf gerade genug für eine Bestätigung.
»Hast du gehört, wohin er sie gelockt hat?« Er rührte sich nicht. »Warren, ich werde nicht zulassen, dass die Wölfe ihm zu nahekommen. Weder Kyle noch ich werden dem Rudel sagen, wo sie sind, nicht, bevor Bran hier ist. Ich sage es nur den Vampiren – es ist sowieso hauptsächlich ihr Problem.«
Er versuchte es, aber weder Kyle noch ich konnten verstehen, was er sagte. Schließlich meinte Kyle: »Es ist offensichtlich kein Ja oder Nein. Warren, mein Schatz, hast du einen Teil von dem gehört, was Littleton am Telefon gesagt hat?«
Eindeutig erschöpft, weil er sich so sehr angestrengt hatte, nickte Warren. Er keuchte leise und sagte dann noch ein Wort.
»Kirche?«, wiederholte ich und sah Warren fragend an, ob ich ihn richtig verstanden hatte. »Das ist alles?« Ich berührte sein Gesicht, als er sich entspannte. »Schlaf weiter, Warren. Wir werden dafür sorgen, dass Bran alles erfährt.«
Er seufzte schaudernd und glitt dann wieder in die Bewusstlosigkeit.
»Kyle, würdest du Bran bitte alles sofort erzählen, wenn er hier eintrifft?« So vorsichtig, wie ich konnte, kletterte ich wieder aus Warrens Bett.
»Mach ich. Was wirst du tun?«
Ich rieb mir das Gesicht. Es kostete mich viel Willenskraft, wieder aus dem Bett zu kriechen, da mein ganzer Körper nichts so sehr wollte, wie sich neben Warren zusammenzurollen und
zu
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