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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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als Eingeständnis werten, dass ich ihn für meinen Rudelführer hielt – und vielleicht für meinen Gefährten. Das war nicht seine Schuld; Werwolfinstinkte sind sehr stark. Samuel war da ungefährlicher; er mochte ein mächtiger dominanter Wolf sein, war aber kein Alpha.
    Alpha zu sein bedeutete mehr als Dominanz. Es liegt eine gewisse Magie im Zusammenhalt eines Rudels, die dem Anführer Macht gibt; er kann sich der Kraft der anderen bemächtigen und ihnen entsprechende Kraft zurückgeben. Ich hatte gesehen, wie Adams Rudel ihn geheilt und ihm die Macht gegeben hatte, einer Gruppe fremder Werwölfe seine Herrschaft aufzuzwingen.

    Alpha zu sein verleiht einem Wolf auch das Bedürfnis alle zu beschützen – und zu beherrschen –, die zu seinem Rudel gehören. Dazu zählte ich meiner Ansicht nach nicht. Aber Adam hatte mich als seine Gefährtin bezeichnet, also war er offenbar anderer Meinung. Ich konnte mir nicht leisten, weich zu werden.
    Ich wich durch die ganze Garage zurück, dann rannte ich auf den Sandsack zu. Ein weit ausholender, hoher Tritt aus dem Sprung war eine dieser Bewegungen, von denen mein Sensei sagte, dass sie nur einen Zweck haben – einzuschüchtern. Sicher, wenn er traf, war das vernichtend, aber jeder Kampfkünstler, der über genug Erfahrung verfügte, würde nicht zulassen, getroffen zu werden, weil solche auffälligen Tritte für gewöhnlich zu langsam sind. Für gewöhnlich.
    Ich trat so fest zu, wie ich konnte, und drehte mich schnell genug, dass mir schwindlig wurde. Meine Ferse erwischte den Sandsack direkt unter dem oberen Rand, so wie es sein sollte. Wäre der Sandsack eine Person gewesen, hätte ich ihm das Genick gebrochen. Und ich wäre vielleicht sogar auf den Beinen gelandet.
    Die Kette, an der der Sack hing, hielt ihn davon ab, zu Boden zu fallen, wie es mit einer Person passiert wäre, und ich hatte nicht mit dem von mir selbst geschaffenen Schwung gerechnet. Ich landete so fest auf meinem Hinterteil, dass es sicher Prellungen geben würde.
    Ich lehnte mich rasch zurück, lag flach auf dem Rücken, aber Adam fing den Sandsack ab, bevor er zurückschwingen und mich treffen konnte. Er stieß einen leisen Pfiff aus, als Sand langsam aus dem kleinen Riss im Saum des Sandsacks lief. »Guter Tritt.«
    »Adam«, sagte ich und starrte an die Decke. »Er hat sie sich zum Nachtisch aufgehoben.«

    »Was? Wen?«
    »Das Zimmermädchen. Littleton hat sie aufgehoben, wie ein Kind einen Schokoosterhasen aufhebt. Er hat sie ins Badezimmer gesteckt, wo wir sie nicht sehen konnten, weil er sie nicht zu schnell umbringen wollte. Er wartete auf Stefan.« Es gab noch andere Gründe, wieso er sie ins Bad gesperrt hatte – er hatte sich zum Beispiel bereits von den anderen Leuten genährt, die er getötet hatte –, aber etwas in seinem Gesichtsausdruck, als er sie herausbrachte, hatte »endlich« gesagt.
    »Wartete er tatsächlich auf Stefan persönlich? Oder auf wen immer Marsilia senden würde?«, fragte Adam, der spürte, wie wichtig diese Frage war, bevor ich das tat.
    Ich musste daran denken, wie viel Littleton offenbar über Stefan gewusst hatte, selbst persönliche Dinge, obwohl die beiden einander zuvor nie begegnet waren. Aber es ging um mehr als das, was er gesagt hatte – er war so erfreut gewesen, als geschähe alles genauso, wie er es erwartet hatte.
    »Er hat auf Stefan gewartet«, stellte ich fest. »Ich frage mich, wer ihm gesagt hat, dass Stefan auf dem Weg war.«
    »Ich werde Warren anrufen und ihm sagen, dass du glaubst, jemand habe Littleton mitgeteilt, Stefan werde zu ihm kommen«, erklärte Adam. »Stefan hat vielleicht eine Idee, wieso Littleton das wissen konnte, und ob es bedeutet, dass die Vampire einen Verräter in ihrem Lager haben.«
    Ich blieb, wo ich war, während Adam zu dem Telefon an der Wand ging und wählte.
    Wir hatten Jahre in Feindseligkeit verbracht, zwei Raubtiere, die ein Territorium teilten und zwischen denen eine gewisse unwillkommene Anziehung herrschte. Irgendwie hatte ich in all diesen Jahren, in denen ich nach außen hin seinen Forderungen gehorchte, seinen Respekt erworben. Werwölfe
hatten mich geliebt und gehasst, aber niemals zuvor hatte mich einer geachtet. Nicht einmal Samuel.
    Adam respektierte mich genug, um auf einen Verdacht von mir zu handeln. Das bedeutete mir viel.
    Ich schloss die Augen und ließ mich vom Fluss seiner Stimme umgeben. Es vertrieb die Frustration. Adam hatte Recht. Ich konnte einem Vampir nicht standhalten, keinem

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