Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Küchentheke und hörte dann wieder auf, weil es mich an die Herrin der Vampire erinnerte.
»Du musst ihn nach Texas fragen«, sagte ich. Bran hatte es sich zur Regel gemacht, niemals jemanden über seine Vergangenheit auszufragen.
Es hatte etwas damit zu tun, sehr alt zu sein, aber noch mehr damit, dass er ein Wolf war. Wölfe sind sehr im Hier und Jetzt verwurzelt.
»Ist er in Ordnung?«
»Keine Ahnung.«
»Gibt es Leichen?«, fragte er trocken.
»Nein. Es geht nicht um so etwas. Ich hätte nicht anrufen sollen.«
»Samuel ist mein Sohn«, sagte Bran leise. »Es war richtig von dir, anzurufen. Mercy, in der gleichen Stadt wie ein Zauberer zu leben, wird ihn nicht zum sichersten Mitbewohner machen, wenn ihn etwas aufregt. Du solltest vielleicht daran denken, bei Adam zu wohnen, bis sie diesen Dämonenreiter finden.«
»Dämonenreiter?«, fragte ich abwesend, weil ich darüber nachdachte, was er gesagt hatte.
»Zauberer, im Gegensatz zu den von Dämonen Gerittenen, den Besessenen. Beide sind unangenehm, nur dass man die von Dämonen Gerittenen leichter erkennen kann. Sie befinden sich immer in der Mitte des Gemetzels und nicht an den Seitenlinien.«
»Du meinst, Zauberer ziehen Gewalttätigkeit an?«, fragte ich ihn. Ich hätte Bran schon eher wegen Informationen über Zauberer anrufen sollen.
»Zieht Zuckerwasser Hornissen an? Gewalttätigkeit, Blut und jede Art des Bösen. Glaubst du, ich hätte Adam seine Wölfe ausschicken lassen, um den Vampiren mit dieser Jagd zu helfen, weil ich Vampire mag?« Tatsächlich hatte ich angenommen, Warren und Ben hätten sich freiwillig dazu bereit erklärt. »Wenn ein Zauberer in der Nähe ist, werden sich alle Wölfe sehr gut beherrschen müssen. Also quäle sie nicht, Schatz. Besonders nicht den Jüngeren. Sonst wird dir noch etwas zustoßen – oder du wirst sterben.«
Er hatte mich davor gewarnt, Wölfe zu »quälen«, solange ich mich erinnern konnte. Ich wusste nicht, warum. Ich bin nicht dumm. Ich bin immer vorsichtig, wenn ich Werwölfe piesacke … und dann erinnerte ich mich an Samuels Augen in der letzten Nacht.
»Ich werde vorsichtig sein«, versprach ich und meinte das ganz ernst.
»Braves Mädchen«, erwiderte er und legte auf.
Als hätte er nie daran gezweifelt, dass ich tat, was er mir sagte. Bran musste sich selten Sorgen darum machen, dass Leute seine Befehle nicht befolgten – mit Ausnahme von mir. Das hatte er wohl vergessen.
Es war nur gut, dass keine Werwölfe in der Nähe waren, die ich quälen konnte. Ich hielt mich gerne für erwachsen genug, nicht nur deshalb einen Streit anzufangen, weil Bran es mir verboten hatte, aber dennoch … ich hätte Samuel nicht gepiesackt, nicht in dem Zustand, in dem er sich befand, aber es war wahrscheinlich gut, dass Ben nicht in der Nähe war.
Obwohl es nicht mal acht Uhr morgens war, wartete auf dem Parkplatz ein Auto auf mich, ein himmelblaues Miata-Cabrio. Auch nach unserem Gespräch am vergangenen Abend hatte Adam Honey wieder ausgeschickt, um auf mich aufzupassen.
Manchmal fragt man sich, was Eltern wohl im Kopf haben, wenn sie ihren Kindern Namen geben. Ich kannte ein Mädchen namens Helga, das ganze fünf Fuß groß war und 90 Pfund wog. Manchmal treffen die Eltern es allerdings auch genau richtig.
Honey hatte Wellen von glänzendem goldbraunem Haar, das ihr über die Schultern bis zu den Hüften fiel. Ihr Gesicht war ganz weiche Linien und Schmolllippen, die Art von Gesicht, die man bei Angehörigen einer professionellen Cheerleader-Truppe erwartet, obwohl ich nie gesehen hätte, dass Honey etwas Billiges oder Auffälliges getragen hätte.
»Ich warte schon anderthalb Stunden«, sagte sie säuerlich, als sie aus dem Auto stieg. Heute trug sie cremefarbene Leinenshorts,
an denen man auch noch den kleinsten Dreckfleck sehen würde – wenn sie mich zu sehr reizte, konnte ich immer noch mit der Schmierpistole auf sie losgehen.
»Es ist Samstag«, sagte ich freundlich, denn dieser Gedanke heiterte mich auf. »Samstags arbeite ich, wann ich will. Aber ich will gerecht sein. Warum lässt du nicht das Warten als genügende Anstrengung gelten und gehst wieder heim?«
Sie zog eine Braue hoch. »Weil Adam mich hierhergeschickt hat, um auf dich aufzupassen und dafür zu sorgen, dass der böse Mann nicht kommt und dich frisst. Und so lieb mir dieses Ergebnis wäre, ich werde dem Alpha gehorchen.«
Es gab viele Gründe, wieso ich Honey nicht leiden konnte.
Das Auto, an dem ich arbeitete, brauchte
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