Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Werwölfe sprechen. Er steckte bis zu den Haarspitzen in wichtigen Verhandlungen. Aber als seine Tochter ihn brauchte, ließ er das alles fallen und kam wieder hierher – obwohl es hier einige Leute gibt, denen er vertraut und die sich um sie gekümmert hätten.«
»Aber sie ist ein Mensch, nicht wahr? Seine Tochter. Ich habe gelesen, sie können keine Werwolfkinder haben.«
Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an und versuchte zu verstehen, worauf er hinauswollte. »Ist das wichtig?«
Er rieb sich müde das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Ist es wichtig? Würde er sie anders behandeln, wenn sie ein Werwolf wäre?«
»Nein«, warf Honey ein. Black war so interessant, dass ich Honey ganz vergessen hatte. »Nein. Adam kümmert sich um seine Leute. Wolf, Mensch oder was auch immer.« Sie warf mir einen demonstrativen Blick zu. »Selbst, wenn sie das nicht wollen.«
Es fühlte sich seltsam an, Honey anzulächeln, also hörte ich damit auf, sobald ich konnte. Ich glaube, es ging ihr ebenso wie mir, denn sie wandte den Kopf ab und starrte aus dem Fenster.
»Selbst wenn sie nicht zu ihm gehören«, sagte ich zu ihr. Dann wandte ich mich wieder Black zu. »Also gut, erzählen Sie mir von Ihren Werwölfen.«
»Vor drei Jahren hat meine Tochter den Angriff eines abtrünnigen Werwolfs überlebt.« Er sprach jetzt ziemlich schnell, als würde es dadurch leichter, über diese Dinge zu reden. »Sie war zehn.«
»Zehn?«, flüsterte Honey. »Und sie hat überlebt?«
Ebenso wie Honey hatte auch ich noch nie davon gehört, dass ein so junger Mensch einen solchen Angriff überlebt hätte – besonders kein Mädchen. Frauen überleben die Veränderung nicht so oft wie Männer. Deshalb gab es in Adams Rudel auch nur drei Frauen und beinahe zehnmal so viele Männer.
Black war so in seiner tragischen Geschichte versunken, dass er Honeys Bemerkung überhaupt nicht gehört hatte. »Es gab noch einen anderen Werwolf. Er tötete ihren Angreifer, bevor der meine Tochter umbringen konnte. Er brachte sie zu uns zurück und sagte uns, was wir für sie tun müssten. Er
sagte, ich solle sie verstecken. Er sagte, ein junges Mädchen könne … könne es in einem Rudel schwer haben.«
»Ja«, erklärte Honey nachdrücklich. Auf meinen fragenden Blick fügte sie hinzu: »Ungebundene weibliche Wölfe gehören dem Alpha. Der Wolfsinstinkt setzt auch bei ihnen ein, also ist das nicht unbedingt schrecklich«, – ihr Blick sagte etwas anderes – »selbst wenn man den Alpha nicht mag. Aber ein so junges Mädchen … ich weiß nicht, ob ein Alpha sie verschonen würde.« Sie holte tief Luft und flüsterte beinahe zu sich selbst: »Tatsächlich bin ich überzeugt davon, dass es einigen von ihnen sogar Spaß machen würde.«
Black nickte, als wäre ihm das nicht neu – was bei mir schon der Fall war. Ich hatte geglaubt, ich wüsste alles über Werwölfe, was es zu wissen gab.
»Wie war es, als sie sich das erste Mal verändert hat?«, fragte ich. Menschen sind nicht imstande, mit einem neuen Werwolf fertig zu werden.
»Ich habe im Keller einen Käfig gebaut«, sagte er. »Und bei Vollmond kette ich sie an und schließe sie ein.«
Bei jedem Vollmond, drei Jahre lang?, dachte ich. Sie sollte inzwischen imstande sein, ihren Wolf zu beherrschen.
»Vor zwei Monaten hat sie die Kette an ihrem Halsband gebrochen.« Black sah krank aus. »Ich habe eine dickere Kette besorgt, aber diesmal … Meine Frau sagte mir, sie habe ein Loch in den Zement gekrallt. Ich war in Portland und berichtete über eine Handelskonferenz. Ich rief den Werwolf an. Den, der sie gerettet hat. Er sagte mir, sie werde stärker, und ich müsse ein Rudel für sie finden. Er sagte auch, der Alpha an meinem Wohnort sei nicht für sie geeignet. Als er herausfand, dass ich in Portland war, gab er mir Hauptmans Namen. Und den Ihren.«
Seine Tochter tat mir leid und er ebenfalls. Vor allem, weil
es noch sein geringstes Problem sein würde, einen Alpha zu finden, der seine Tochter nicht missbrauchen würde, wenn es ihr immer noch nicht gelungen war, ihren Wolf zu beherrschen. Wölfe, die sich nicht beherrschen können, werden von ihrem Alpha getötet, damit sie anderen keinen Schaden zufügen.
Ich wollte Adam nicht die Verantwortung für den Tod eines jungen Mädchens zuschieben.
»Es gibt vielleicht jemanden, der näher an Ihrem Wohnort lebt als Adam«, sagte ich. »Lassen Sie mich jemanden anrufen.«
»Nein«, sagte Black und machte zwei Schritte zurück. Er war vielleicht kein
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