Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
an diesem Wochenende ein weiteres Festival stattfinden.
Ich nahm an, Littleton hatte nichts mit dem Festival oder dem Wetter zu tun (zumindest hoffte ich, dass der Zauberer nicht mächtig genug war, um das Wetter zu beeinflussen), also achtete ich besonders auf den Bericht über die toten Männer.
»Das Drogenproblem in unserer Region wächst«, sagte
der Sprecher, als Sanitäter hinter ihm in schwarzes Plastik gehüllte Leichen auf Bahren vorbeitrugen. »Besonders Speed verzeichnet rasante Zuwachsraten. In den letzten sechs Monaten hat die Polizei Razzien in drei Drogenküchen in der Tri-City-Region durchgeführt. Laut Zeugenaussagen brach auch die Gewalttätigkeit der letzten Nacht offenbar in einer Drogenküche aus, als einer der Männer eine Bemerkung über die Freundin eines anderen machte. Unter dem Einfluss der Droge stehend, wurde der Streit schnell gewalttätig. Drei Männer sind tot. Zwei weitere wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen.«
Positiv war zu vermerken, dass Samuels Patienten alle noch lebten, obwohl der Zustand des Babys immer noch kritisch war.
Ich schaltete den Fernseher ab, goss Milch in eine Schale Cornflakes, setzte mich im Gästezimmer an den Computertisch und surfte im Internet, während ich frühstückte.
Die Online-Fassung enthielt noch weniger Einzelheiten als die Morgennachrichten. Einer Laune folgend schlug ich Littletons Namen nach und fand seine Website, auf der er Tarotlegungen für nur 19,95 $ anbot – alle geläufigen Kreditkarten wurden akzeptiert. Keine Schecks. Kein sehr vertrauensseliger Mann, unser Zauberer.
Dann folgte ich einem Impuls und googelte nach Dämonen und Zauberern. Elizaveta wollte mir schließlich nichts sagen – aber im Internet fand ich mich sofort in einem Morast von widersprüchlichem Mist wieder.
»Jeder Idiot kann eine Seite ins Netz stellen«, knurrte ich und schaltete den Computer ab. Medea miaute mitfühlend, während sie die letzte Milch aus meiner Cornflakesschale leckte und sich dann mit der Pfote das Gesicht abwischte.
Die benutzte Schale noch in der Hand, sah ich nach Samuel,
aber sein Zimmer war leer. Da er nicht aufgestanden war, als Stefan kam, hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass er weg war. Er musste heute nicht arbeiten.
Das machte mir Sorgen, aber ich war nicht seine Mutter. Er musste mir nicht Bescheid sagen, wenn er irgendwohin ging. Also konnte ich nicht versuchen, mehr herauszufinden, Sorgen hin oder her. Mit diesem Gedanken im Kopf schrieb ich ihm einen Zettel.
S. schläft in meinem Schrank.
Ich arbeite bis ?
Komm vorbei, wenn du irgendwas brauchst.
Ich.
Ich ließ den Zettel auf seinem Bett liegen, dann wusch ich die Schale aus und stellte sie in die Spülmaschine. Ich machte mich auf den Weg, aber als ich das Telefon neben der Tür sah, blieb ich noch einmal stehen.
Es war Samuel letzte Nacht wirklich nicht gut gegangen; ich wusste, sein Vater würde das wissen wollen. Ich starrte das Telefon an. Ich war keine Petze. Wenn Samuel wollte, dass der Marrok von seinen Problemen erfuhr, wäre er in Aspen Creek geblieben.
Samuel hatte sein eigenes Handy – er konnte Bran anrufen, wann immer er Hilfe brauchte. Was natürlich nicht passieren würde. Samuel hatte mir viel über Unabhängigkeit beigebracht, was tatsächlich für einen Werwolf eine ungewöhnliche Charaktereigenschaft war.
Bran würde ihm vielleicht helfen können. Aber es wäre nicht richtig, wenn ich ihn hinter Samuels Rücken anrief. Ich zögerte, dann erinnerte ich mich, dass Samuel Zee gebeten hatte, ihn über mich zu informieren.
Ich griff nach dem Telefon und wählte die Nummer in Montana.
»Ja?«
Wenn er es nicht besonders darauf anlegte, klang Brans Stimme niemals so, als gehörte sie dem mächtigsten Werwolf in Nordamerika. Sie hörte sich an wie die Stimme eines netten jungen Mannes. Bran war täuschend liebenswert und höflich. Das veranlasste eine Menge Wölfe dazu, Dummheiten zu begehen. Ich selbst wusste genau, was hinter der Fassade steckte.
»Ich bin’s«, sagte ich. »Ich rufe wegen Samuel an.«
Er wartete.
Ich setzte dazu an, etwas zu sagen, dann lähmten Schuldgefühle meine Zunge. Ich wusste verflixt genau, dass Samuel im Vertrauen mit mir gesprochen hatte.
»Mercedes.« Diesmal klang Bran nicht wie ein netter junger Mann.
»Er hatte gestern Abend ein paar Probleme«, sagte ich schließlich. »Weißt du, was ihm in Texas zugestoßen ist?«
»Er will nicht über Texas reden.«
Ich trommelte mit den Fingern auf die
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