Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Werwolf, aber schnell. Die Pistole fiel mir erst auf, als er sie in der Hand hatte. »Sie ist mit Silber geladen«, sagte er, und seine wachsende Angst, die ich deutlich wahrnahm, erweckte in mir das Bedürfnis, ihm den Rücken zu tätscheln und ihm zu sagen, dass alles in Ordnung kommen würde – jedenfalls, solange er mich nicht erschoss, und Honey ihn nicht umbrachte.
»Er wird niemanden erschießen, Honey«, sagte ich, als sie sich unauffällig bewegte. »Schon gut, Mr. Black. Ich werde Ihren Namen nicht erwähnen. Hat Ihr Kontaktmann Ihnen etwas vom Marrok erzählt?«
Er schüttelte den Kopf.
Honey wartete, den Blick auf die Waffe fixiert.
»Also gut. Der Marrok ist sozusagen der Alpha aller Alphas.« Dass es einen obersten Werwolf gab, war eine Art offenes Geheimnis. Jeder wusste, dass es jemanden geben musste, der die Werwölfe anführte, und es gab viele Spekulationen darüber, wer das wohl sein mochte. Also hatte ich keine sonderlich geheime Information preisgegeben.
Bran war der Öffentlichkeit nicht bekannt – wenn irgendetwas
schiefging, wollte er sicher sein können, dass die Zuflucht, die er in Montana eingerichtet hatte, unbehelligt blieb. Aber selbst wenn die Öffentlichkeit gewusst hätte, dass er ein Werwolf war, würde niemand ihn für den Marrok halten. Nichts Besonderes darzustellen, gehörte zu Brans liebsten Übungen, und er konnte es wirklich gut.
»Er wird wissen, welcher Alpha sich gut um Ihre Tochter kümmern wird, und von welchen sie sich lieber fernhalten sollte. Er wird das besser können als jeder Einsame Wolf. Es gehört zu seinen Aufgaben, sich um die Werwölfe zu kümmern, Mr. Black, und dafür zu sorgen, dass Personen wie Ihre Tochter in Sicherheit sind.«
Und sich darum zu kümmern, dass die, die ihre Wolfsseite nicht beherrschen konnten, schnell und schmerzlos getötet wurden, bevor sie anfingen, andere umzubringen – ihre Eltern und Verwandten zum Beispiel.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Rufen Sie ihn an. Aber wenn Sie etwas sagen, was mir nicht gefällt, bringe ich Sie um.«
Ich glaubte ihm; er sah aus wie ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte. Honey schob sich ein wenig näher, nahe genug, dass sie ihn vielleicht aufhalten konnte, bevor er schoss. Vielleicht. Wenn sie es unbedingt wollte.
Ich nahm mein Handy heraus und rief an.
»Hallo?« Eine Frauenstimme.
Verdammt. Brans Frau mochte mich nicht. Nicht nur so, wie Honey mich nicht mochte – bei ihr ging es eindeutig um »ich kriege dich, wenn ich Gelegenheit dazu habe.« Sie hatte es schon ein paarmal versucht. Sie war der Grund, wieso ich Bran immer auf dem Handy anrief und nicht über die Standleitung.
»Hier ist Mercedes«, sagte ich. »Ich rufe wegen einer offiziellen
Sache an. Ich muss mit deinem Mann sprechen.« Ich hörte Brans Stimme, aber er redete zu leise, als dass ich etwas anderes hören konnte als eine deutliche Aufforderung. Es klickte ein paarmal, dann kam Bran an den Apparat.
»Was kann ich für dich tun?« Er klang vollkommen ungerührt, obwohl ich die verbitterte Stimme seiner Gefährtin im Hintergrund hören konnte.
Ich erklärte ihm kurz die Situation. Ich erwähnte nicht, dass ich mir Sorgen machte um einen Wolf, der sich nach drei Jahren noch nicht beherrschen konnte, aber er hatte es wohl aus meinen Worten herausgehört, denn er unterbrach mich.
»Das ist schon in Ordnung, Mercy. Ein Kind, das im Keller angekettet wird, kann nicht lernen, sich zu beherrschen, weil man das nicht von ihr erwartet. Mit ein bisschen Hilfe kann alles in Ordnung kommen. Jedes Kind, das einen Werwolfangriff vor dem Teenageralter überlebt, hat mehr als genug Willenskraft. Wo wohnt sie?«
Ich stellte Black Brans Frage.
Black schüttelte den Kopf. Er hatte immer noch die Waffe in der Hand und auf mich gerichtet.
Ich seufzte übertrieben. »Niemand will Ihrer Tochter etwas tun.«
»Schon gut«, sagte Brans Stimme in meinem Ohr. »Etwa vor drei Jahren? Ein abtrünniger Werwolf, der von einem Einsamen Wolf getötet wurde. Es gab zwei Vorfälle, die passen könnten, aber nur einer der beteiligten Einsamen Wölfe hätte danach dem Mädchen geholfen. Sag deinem Journalisten, dass er irgendwo aus der Nähe von Washington D.C. kommt, wahrscheinlich aus Virginia, und sein Werwolf-Freund ist Josef Rifflesback.«
»Keine gute Idee«, sagte ich und sah Black in die Augen. Es war schwer, ihm das mit der Waffe übel zu nehmen, wenn
man die Angst in seinen Augen sah. »Er macht sich Sorgen um seine
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