Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
»Der Marrok sagte mir, es gebe gute Gründe anzunehmen, dass sie imstande sein wird, ihren Wolf zu beherrschen, wenn sie erst einen Alpha hat, der sie dabei anleitet.«
Er wandte sich ab und schlug die Hände vor das Gesicht. Als er sich wieder umdrehte, waren seine Tränen weg, die Augen aber immer noch feucht. Er nahm das Blatt, auf das ich die Liste geschrieben hatte, und nur, nachdem ich sie ihm
reichte, auch die Rolle Geldscheine. »Danke, dass Sie mir geholfen haben.«
»Warten Sie«, sagte ich mit einem Seitenblick zu Honey. »Mr. Black, dieser Werwolf, der mit Ihnen spricht – hat er Ihnen jemals seinen Wolf gezeigt?«
»Nein.«
»Und Ihrer Tochter?«
»Wir haben ihn nur einmal gesehen, in der Nacht, als er sie zu uns zurückbrachte. Der Nacht des Angriffs. Er hat eine Telefonnummer hinterlassen, unter der wir ihn erreichen können.«
»Also ist der einzige Wolf, den Sie gesehen haben, Ihre Tochter, angekettet und außer Kontrolle in ihrem Käfig – und der einzige Wolf, den sie je gesehen hat, ist der, der sie angegriffen hat?«
»Ja.«
Honey war womöglich in ihrer Wolfsgestalt noch schöner denn als Mensch. Ich sah sie an. Wölfe können sehr gut ohne Worte kommunizieren, und sie verstand, um was ich sie bat. Sie verstand auch sehr eindeutig nicht, warum ich sie darum bat, obwohl sie offenbar nicht strikt dagegen war. Black hatte seine eigenen Geheimnisse, er würde niemandem verraten, dass Honey ein Werwolf war.
Nach einem Moment lautloser Auseinandersetzung, während dem Black sich ziemlich wundern musste, sagte ich schließlich: »Honey, ich gebe es ja ungern zu, aber dein Wolf ist hinreißend. Niemand würde dich je für ein Monster halten – ebenso wenig, wie man einen sibirischen Tiger oder einen Steinadler als Monster bezeichnen würde.«
Sie öffnete und schloss den Mund, dann warf sie einen Blick zu Black. »Also gut«, sagte sie seltsam schüchtern. »Kann ich dein Badezimmer benutzen?«
»Sie wird ein wenig Zeit brauchen«, sagte ich Black, als sie weg war. »Etwa eine Viertelstunde – und danach wird sie vielleicht noch ein paar Minuten warten, bis sie herauskommt. Die Veränderung ist schmerzhaft, und frisch veränderte Werwölfe sind normalerweise eher schlecht gelaunt.«
»Sie wissen viel über Werwölfe«, sagte er.
»Ich wurde von ihnen aufgezogen«, sagte ich. Ich gab ihm einen Moment oder zwei, aber er fragte mich nicht, warum. Ich nehme an, er hatte andere Dinge im Kopf, die ihm wichtiger waren.
»An Ihrer Stelle«, sagte ich, »würde ich Ihre Tochter hierher zu Adam bringen.« Bran dachte, das Mädchen könnte es mit ein wenig Hilfe schaffen – dass sie kein hoffnungsloser Fall war. Adam war sehr stark – und er hatte auch Samuel hier, der gut mit jungen Wölfen umgehen konnte. Sie hatte in Adams Rudel vermutlich bessere Chancen als irgendwo sonst. »Adam hat ein großes Haus, weil Rudelmitglieder und andere Wölfe oft vorbeikommen, ohne auch nur Bescheid zu sagen. Groß genug, damit Sie und Ihre Frau eine Weile dort wohnen könnten.« Adam würde meine Einladung bestätigen. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nichts dagegen hätte. »In Adams Nähe müsste Ihre Tochter nicht im Käfig ausharren – und ich denke, dass Sie und der Rest Ihrer Familie hier lernen könnten, eine Weile mit einem Wolfsrudel zu leben. Werwölfe sind gefährlich und erschreckend, aber sie können auch wunderschön sein.« Adam würde sein Rudel davon abhalten, den Menschen Angst zu machen.
»Josef – der Werwolf, den ich kennengelernt habe – sagte mir, es habe auch Vorteile, ein Werwolf zu sein. Er sagte –«, Blacks Stimme war einen Moment belegt, und er musste inne, halten. »Er sagte, das Jagdfieber sei das Beste, was er je empfunden hat. Das Töten. Das Blut.«
Dummer Werwolf, dachte ich. Wirklich toll, den Eltern eines dreizehnjährigen Mädchens so etwas zu sagen, ob es nun stimmte oder nicht.
»Werwölfe heilen unglaublich schnell«, sagte ich. »Sie sind stark und geschmeidig. Ihre Tochter wird niemals altern. Und das Rudel … ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, ich bin nicht sicher, ob ich es selbst verstehe, aber ein Wolf mit einem guten Rudel ist niemals allein.«
Ich sah ihm direkt in die Augen und fügte hinzu: »Sie hat eine gute Chance, glücklich zu werden, Mr. Black. Und in Sicherheit zu leben, ohne sich selbst oder andere zu gefährden. Es ist schrecklich, dass sie angegriffen wurde, und ein Wunder, dass sie überlebte – ich habe nie
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