Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
aufeinander schießen und sich gegenseitig in die Luft jagen, ohne etwas zu unternehmen.«
Er war ziemlich aufgeregt, denn er redete wirklich Unsinn – und das tat Adam normalerweise nicht, selbst wenn er so laut brüllte, wie er konnte. Er merkte das ebenfalls, denn er drehte sich abrupt um und trat an das große Fenster, das auf den Columbia hinausging.
Der Fluss war dort beinahe eine Meile breit. Manchmal, wenn es stürmte, wirkte das Wasser fast schwarz, aber an diesem Tag verlieh ihm die Sonne ein glitzerndes, leuchtendes Blau.
»Du bist mir aus dem Weg gegangen«, sagte er nun ruhiger.
Aus dem anderen Fenster konnte man mein Haus sehen. Ich stellte dankbar fest, dass sich der teilweise sezierte Golf mitten im Blickfeld befand.
»Mercy.«
Ich schaute weiter aus dem Fenster. Es wäre sinnlos gewesen zu lügen, und die Wahrheit zu sagen, hätte nur zur nächsten Frage geführt, die ich nicht beantworten wollte.
Er stellte sie trotzdem. »Warum?«
Ich schaute über die Schulter, aber er sah immer noch aus dem anderen Fenster. Ich drehte mich um und setzte mich halb auf die Fensterbank. Er wusste, warum. Ich hatte es in seinen Augen gesehen, als ich seine Garage verlassen hatte. Und wenn er es nicht wusste … nun, dann würde ich es ihm nicht erklären.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich schließlich.
Er fuhr herum und sah mich an, als hätte er unerwartet Beute vor sich, seine Augen immer noch jägergelb. Ich hatte mich geirrt. Lügen war noch schlimmer als sinnlos vor mich hinzuplappern.
»Doch, das weißt du«, sagte er. »Warum?«
Ich rieb mir das Gesicht. »Mir ist heute Abend wirklich nicht nach einem Streit zumute. Kann das nicht warten, bis Warren außer Gefahr ist?«
Er beobachtete mich aus zusammengekniffenen Bernsteinaugen, aber zumindest bohrte er nicht weiter nach.
Verzweifelt bemüht, das Thema zu wechseln, sagte ich:
»Hat sich der Journalist mit dir in Verbindung gesetzt? Der Typ mit der Tochter?«
Er schloss die Augen und holte tief Luft. Als er die Augen wieder öffnete, hatten sie erneut die Farbe eines guten Schokoladenriegels. »Ja, und danke, dass du mir das ohne Vorwarnung aufgeladen hast. Er dachte, du hättest mich bereits angerufen. Wir brauchten beide eine Weile, bis wir begriffen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er redete.«
»Sie kommen also her?«
Adam deutete in die Richtung von Warrens Zimmer. »Während es hier etwas gibt, das einem meiner Wölfe so etwas antun kann? Wir hatten geplant, dass sie herkommen, aber jetzt werde ich ihn anrufen und ihm sagen müssen, dass das nicht ratsam ist. Ich weiß allerdings nicht, wohin ich sie schicken soll. Ich kenne keinen Alpha, dem ich zutrauen würde, auf meine Tochter aufzupassen – und sein Mädchen ist sogar noch jünger als Jesse.«
»Schick ihn zu Bran«, schlug ich vor. »Bran sagte, er habe schon ein paar Streuner aufgezogen.«
Adam sah mich abschätzend an. »Du würdest dem Marrok ein Kind anvertrauen?«
»Er hat mir nichts getan«, entgegnete ich. »Und das hätten viele Alphas.«
Adam grinste plötzlich. »Und das will etwas heißen. Hast du wirklich seinen Lamborghini an einen Baum gefahren?«
»Das war nicht, was ich meinte«, erwiderte ich hitzig. »Viele Alphas hätten einen Kojotenwelpen, der ihnen aufgedrängt wurde, einfach umgebracht.«
Ich ging zur Tür. Dort blieb ich stehen.
»Es war ein Porsche«, verkündete ich würdevoll. »Und die Straße war vollkommen vereist. Wenn es Samuel war, der dir das erzählt hat, hoffe ich, er hat dir auch gesagt, wer mich
dazu gebracht hat, das Auto zu nehmen. Ich gehe nachsehen, wie es Warren geht.«
Adam lachte leise, als ich die Tür hinter mir schloss.
Ein paar Stunden später fuhr ich allein nach Hause. Samuel würde in Adams Haus bleiben, um sicher sein zu können, dass nichts schiefging – zumindest nicht mehr, als bereits schiefgegangen war. Kyle blieb ebenfalls: Ich war ziemlich überzeugt, dass es mehr brauchen würde als ein Rudel Werwölfe, um ihn von Warrens Seite zu lösen.
Ich konnte nichts für Warren tun, und auch nichts für Stefan. Oder Ben. Warum brauchten die Leute, die ich gerne hatte, nicht einfach jemanden, der ihre Autos reparierte? Das konnte ich tun. Und wann hatte ich angefangen, mir wegen Ben Sorgen zu machen? Er war ein Mistkerl.
Aber das elende Gefühl in meinem Magen galt zum Teil auch ihm. Verdammt. Verdammt!
Als ich nach Hause kam, warteten zwei neue Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Eine stammte von meiner Mutter,
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