Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
die andere von Gabriel. Ich rief Gabriel zurück und sagte ihm, Warren sei schwer verletzt, würde aber wieder gesund werden. Meine Mutter konnte ich jetzt nicht aushalten. Ich wäre in Tränen ausgebrochen, und ich hatte nicht vor zu weinen, ehe ich herausgefunden hatte, was passiert war.
Ich aß japanische Instantnudeln zum Abendessen und gab das meiste davon Medea, die schnurrte, als sie die Brühe auflecken durfte. Ich räumte das Geschirr weg, dann saugte und wischte ich Staub. Man sieht immer, in welcher Verfassung mein Leben sich befindet, wenn man mein Haus betrachtet. Wenn ich aufgebracht bin, koche ich entweder, oder ich mache sauber. Ich konnte nichts mehr essen, also putzte ich.
Schließlich stellte ich den Staubsauger ab, um mich dem Sofa zuzuwenden, und bemerkte, dass das Telefon klingelte. War doch etwas schiefgegangen?
Ich nahm ab. »Thompson.«
»Mercedes Thompson, die Herrin möchte mit Ihnen sprechen.« Das war die Stimme einer effizienten Assistentin. Ich sah aus dem Fenster und sah, dass die Sonne gerade unterging und die Horse-Heaven-Hügel in leuchtend orangefarbenes Licht tauchte.
All der frustrierte Zorn, den ich eben abgearbeitet hatte, kehrte nur noch stärker zurück. Wenn Stefans Herrin all ihre Leute nach dem Zauberer ausgeschickt hätte, statt sich kleinlichen Machtspielchen zu widmen, würde Warren jetzt nicht um sein Leben kämpfen müssen.
»Es tut mir leid«, log ich. »Bitte informieren Sie Ihre Herrin, dass ich kein Interesse daran habe, sie aufzusuchen.« Ich legte auf. Als das Telefon wieder klingelte, stellte ich den Ton ab und zog die Kissen von der Couch, damit ich darunter saubermachen konnte.
Als mein Handy klingelte, hätte ich es beinahe ignoriert, denn ich erkannte die angezeigte Nummer nicht. Aber es hätte jemand von Adams Rudel sein können oder Stefan.
»Hallo?«
»Mercedes Thompson, ich brauche Ihre Hilfe dabei, Stefan zu finden und diesen Zauberer zu töten«, sagte Marsilia.
Ich wusste, was ich hätte tun sollen. Wenn sie irgendetwas anderes gesagt hätte, hätte ich aufgelegt. Ich hätte es auch getan, ganz gleich, wie dumm es gewesen wäre, einfach aufzulegen, wenn die Herrin der örtlichen Vampirsiedhe anrief. Aber sie brauchte mich, damit ich etwas unternahm.
Sie brauchte mich, um den Zauberer zu töten.
Das war lächerlich – was konnte ich ausrichten, was zwei Vampiren und zwei Werwölfen nicht gelungen war?
»Warum ich?«
»Das erkläre ich Ihnen, wenn wir uns sehen.«
Sie war gut, das musste man ihr lassen – wenn ich nicht darauf gelauscht hätte, wäre mir die Zufriedenheit in ihrer Stimme wahrscheinlich entgangen.
8
O bwohl es beinahe Mitternacht war, war der Parkplatz von Onkel Mikes Bar voll, und ich musste den Parkplatz des Lagerhauses nebenan benutzen. Mein kleiner Golf war nicht allein, aber er wirkte zwischen all diesen SUVs und Pickups irgendwie verloren. Ich weiß nicht, warum das Feenvolk so viel für große Autos übrig hat, aber man sieht sie nie in einem Smart.
Es gibt mehrere Bars in der Nähe des Feenvolk-Reservats in Walla Walla, die behaupten, Gäste aus dem Feenvolk zu haben, um mehr Publikum anzuziehen. Und nicht weit von meinem Laden entfernt gab es nun auch eine Bar, die sich als Werwolfhöhle ausgab. Aber man wird nicht erleben, dass Onkel Mike um Gäste wirbt, ebenso wenig, wie Menschen seine Bar aufsuchen. Wenn ein dummer Mensch von der Menge der Autos auf dem Parkplatz angezogen wurde und anhielt, veranlasste ihn ein subtiler Zauber, doch lieber weiterzufahren. Onkel Mikes Bar ist für das Feenvolk reserviert – obwohl Mike die meisten übernatürlichen Geschöpfe toleriert, solange sie keine Schwierigkeiten machen.
Ich hatte mich geweigert, zur Siedhe zu gehen, solange Stefan nicht da war. Ich mochte stur sein, aber ich war nicht dumm. Ich würde sie auch nicht zu mir ins Haus bitten – es
ist viel einfacher, das Böse einzuladen, als es danach wieder loszuwerden. Ich wusste nicht mal, wie man eine Einladung an einen Vampir wieder zurücknahm, nur, dass es überhaupt möglich war. Also hatte ich Onkel Mikes Bar als neutralen Treffpunkt vorgeschlagen.
Ich hatte nicht erwartet, dass es so voll sein würde, weil der nächste Tag ein Arbeitstag war. Aber offenbar machten Onkel Mikes Gäste sich nicht so viel Sorgen um das frühe Aufstehen am nächsten Morgen.
Ich öffnete die Tür, und Lärm drang heraus, wie Wasser über einen Damm fließt. Verdutzt über die schiere Lautstärke zögerte ich – dann
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