Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Angst vor dem, was ich im Wohnzimmer finden würde, die mich noch einmal in das kleine Schlafzimmer schauen ließ, und nicht der Instinkt, dass mir vielleicht etwas entgangen war.
Ein Kojote, oder zumindest dieser Kojote hier, ist an der Schulter knapp zwei Fuß hoch. Ich denke, deshalb hatte ich mir die Bilder an der Wand nicht angesehen. Ich hielt sie für nichts weiter als Poster; sie hatten die entsprechende Größe und Form, mit passenden billigen Rahmen aus Plexiglas und schwarzem Plastik. Das Zimmer war auch dunkel, dunkler als die Küche, denn der Mond stand auf der anderen Seite des Hauses. Aber vom Eingang her hatte ich einen guten Blick auf die gerahmten Poster.
Es waren tatsächlich welche, aber sehr interessante Poster für einen Sicherheitsmann, der für das BFA arbeitete.
Das erste zeigte ein kleines Mädchen in einem mit Rüschen besetzten Sonntagskleid, das in einem Garten auf einer Marmorbank saß. Sie hatte helles, lockiges Haar. Sie sah die Blüte in ihrer Hand an. Ihr Gesicht war rund, mit einer Stupsnase und einem Kirschmund. Große Buchstaben oben auf dem Poster verkündeten SCHÜTZT UNSERE KINDER. Unten verkündete das Plakat in kleineren Buchstaben, dass die Bürger für eine bessere Zukunft am achtzehnten November vor zwei Jahren ein Treffen veranstaltet hatten.
Wie die John-Lauren-Gesellschaft war auch die Bessere Zukunft eine gegen das Feenvolk gerichtete Gruppe.
Die Organisation war erheblich kleiner als die JLG und wandte sich an eine andere Einkommensgruppe. Angehörige der JLG konnte man sich überwiegend wie Ms. Ryan vorstellen, also relativ wohlhabend und gebildet. Die JLG veranstaltete Bankette und Golfturniere, um Geld zu sammeln. Die Bessere Zukunft hielt Versammlungen ab, die eher an die altmodischen Erweckungsveranstaltungen in Zelten erinnerten, bei denen man den Gläubigen feurig predigte und dann einen Hut herumgehen ließ.
Die anderen Poster waren ähnlich wie das erste, wenn auch mit unterschiedlichen Daten. Drei von ihnen kündigten Versammlungen in den Tri-Cities an, aber eine hatte auch in Spokane stattgefunden. Sie waren professionell entworfen. Das Übliche, dachte ich, im Hauptquartier gedruckt, ohne Daten und Orte, die später mit einem Filzstift ergänzt werden konnten.
Sie hatten sich offenbar hier getroffen und von hier ihre Post verschickt. Deshalb waren so viele Leute zu O’Donnells Haus gekommen.
Nachdenklich ging ich ins Wohnzimmer. Ich denke, ich hatte am Abend zuvor so viel Blut gesehen, dass es mir zuerst nicht auffiel, obwohl es mit beeindruckender Großzügigkeit verspritzt worden war.
Ich bemerkte jedoch sofort unter all dem Blut und Tod einen vertrauten Geruch, der in diesem Raum fehl am Platze wirkte. Etwas roch wie in dem Raum des Waldwesens, in dem ich am Vorabend gewesen war. Als Zweites fiel mir auf, dass dieses Etwas beträchtliche magische Schlagkraft hatte.
Es zu finden war jedoch schwieriger. Es war, als spielte ich Topfschlagen, wobei nur meine Nase und die Ausstrahlung
der Magie mir heiß oder kalt sagten. Schließlich stand ich vor einem kräftigen grauen Wanderstab, der hinter der Haustür abgestellt worden war, zusammen mit einem weiteren, kunstvoll geschnitzten Stock, der nach nichts Interessanterem roch als Polyurethan.
Als ich den Stab zum ersten Mal sah, kam er mir wenig bemerkenswert vor, obwohl er eindeutig alt war. Dann erkannte ich, dass sein Metallbeschlag nicht aus Edelstahl bestand: Es war Silber, und sehr schwach konnte ich Spuren einer Gravur in dem Metall erkennen. Aber es war dunkel hier, und selbst meine Sehkraft hat Grenzen.
Jemand hätte ebenso gut in Leuchtfarben »Beweismittel« auf diesen Stab geschrieben haben können. Ich dachte lange und angestrengt darüber nach, ihn mitzunehmen, aber dann kam ich zu dem Schluss, dass er wohl kaum verschwinden würde, nachdem er schon den Mord an O’Donnell und die Polizei überstanden hatte.
Er roch nach Holzrauch und Pfeifentabak: O’Donnell hatte ihn aus dem Haus des Waldwesens gestohlen.
Ich ließ ihn stehen und begann das Wohnzimmer abzusuchen.
Der Raum wurde von eingebauten Regalen beherrscht, auf denen überwiegend DVDs und Videos standen. Ein ganzes Regal war der Art von Männermagazinen gewidmet, die die Kunden »wegen der Artikel« lesen und behaupten, die Fotos seien Kunst, keine Pornografie. Die Zeitschriften auf dem untersten Regal erhoben, wenn man nach den Umschlagfotos gehen konnte, keine solchen Ansprüche mehr.
Ein weiteres Regal hatte Türen vor
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