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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Großonkels, der ein Werwolf war, bei den Werwölfen in Pflege gab. Ich weiß nicht, ob ich mein Kind Fremden überlassen könnte. Aber ich bin auch keine allein erziehende Mutter im Teenageralter, die für ein Minimalgehalt arbeitet und gerade entdeckt hat, dass ihr Baby sich in einen Kojotenwelpen verwandeln kann. Es hatte für mich gut funktioniert – zumindest war meine Kindheit nicht unangenehmer als die anderer Leute. Und es hatte mir gewisse Fähigkeiten eingebracht, was den Umgang mit zornigen Werwölfen anging,
und das war gut so, wie mein Pflegevater mir oft genug gesagt hatte, da ich eindeutig eine Begabung dafür hatte, sie wütend zu machen.
    Dennoch, es war einfacher, mit ihnen umzugehen, wenn ich nicht selbst der Anlass des Ärgers war. Der erste Schritt bestand darin, sie auf mich aufmerksam zu machen.
    »Das reicht«, sagte ich mit fester, ruhiger Stimme, die Jesse leicht übertönte. Ich brauchte ihre Warnung nicht, um zu wissen, dass sie Recht hatte. Adam würde jeden jagen und töten, der seiner Tochter so etwas angetan hatte, und zur Hölle mit den Folgen. Aber genau diese Folgen würden wahrscheinlich tödlich für ihn sein, und vielleicht auch für alle anderen Werwölfe.
    Ich hob den Blick, um in Adams wilde Augen zu sehen, und fuhr in schärferem Tonfall fort: »Denkst du nicht, sie haben ihr schon genug angetan? Was bildest du dir ein? Wie lange ist sie schon hier, ohne dass jemand auch nur ihre Wunden ausgewaschen hat? Ihr solltet euch schämen!«
    Schuld ist eine wunderbare und sehr mächtige Sache.
    Dann drehte ich mich um und schleppte die überraschte Jesse zur Treppe. Wenn Darryl nicht im Zimmer gewesen wäre, hätte ich Gabriel nicht zurücklassen können. Aber Darryl, Adams Stellvertreter, war ein kluger Mann, und ich wusste, dass er den Jungen aus der Schusslinie halten würde.
    Außerdem glaubte ich nicht, dass Adam lange im Wohnzimmer bleiben würde.
    Wir hatten nur drei Schritte geschafft, als ich Adams heißen Atem in meinem Nacken spürte. Er sagte kein Wort, er folgte uns nur den ganzen Weg zum oberen Badezimmer.
Die Treppe schien etwa hundert Stufen mehr als bei meinem letzten Besuch zu haben. Jeder Weg fühlt sich länger an, wenn man einen Werwolf im Genick hat.
    Ich setzte Jesse auf den geschlossenen Toilettendeckel und warf Adam einen Blick zu. »Geh und hol mir einen Waschlappen.«
    Er stand einen Moment in der Tür, dann drehte er sich um und schlug gegen den Türrahmen, der nachgab. Vielleicht hätte ich »bitte« sagen sollen. Ich warf einen besorgten Blick nach oben, aber von ein wenig Gipsstaub abgesehen schien die Decke standzuhalten.
    Adam starrte die Splitter, die mit Blut von seinen aufgerissenen Knöcheln gesprenkelt waren, bohrend an, aber ich glaube nicht, dass er wirklich bemerkte, welchen Schaden er angerichtet hatte.
    Ich musste mir auf die Lippe beißen, damit ich nicht etwas Sarkastisches sagte wie »Das war wirklich hilfreich« oder »Willst du dafür sorgen, dass die hiesigen Schreiner nicht verhungern?« Wenn ich Angst habe, wird meine Zunge ziemlich spitz – und das ist bei Werwölfen nicht gerade nützlich. Besonders nicht bei Werwölfen, die wütend genug sind, Türrahmen zu zerschlagen.
    Jesse und ich warteten beide wie erstarrt, dann stieß Adam einen Schrei aus, ein Geräusch, das mehr ein Heulen als ein menschlicher Laut war, schlug noch einmal gegen den Türrahmen, und diesmal riss er die ganze Wand heraus, sein erster Schlag ging durch die Reste des Rahmens, der nächste durch zwei Wandträger und die Platten dazwischen.
    Ich wagte es, einen Blick hinter mich zu werfen. Jesse hatte solche Angst, dass ich überall rings um ihre Augen
Weiß sehen konnte. Ich nehme an, sie hätte das Gleiche bei mir feststellen können, wenn sie nicht ihren Vater angestarrt hätte.
    »Dieser übermäßige Beschützerinstinkt von Vätern!«, sagte ich angemessen amüsiert. Dass ich nicht ängstlicher klang, überraschte mich ebenso wie alle anderen. Wer hätte gedacht, dass ich eine so gute Schauspielerin war?
    Adam richtete sich auf und starrte mich an. Ich wusste, er war nicht so groß, wie er aussah – tatsächlich war er nicht viel größer als ich –, aber in diesem Flur wirkte er ziemlich gewaltig.
    Ich sah ihm in die Augen. »Könntest du mir bitte einen Waschlappen holen?«, fragte ich noch mal, so freundlich, wie ich konnte.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte schweigend in sein Schlafzimmer. Sobald er außer Sichtweite war, bemerkte

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