Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
funktionieren würde. Ich wusste überhaupt nichts.
Aber sie kam. Ich wusste nicht, ob sie gezwungen war, oder einfach nur meiner Aufforderung folgte.
»Was brauchst du?« Sie blieb eine Armeslänge von mir entfernt stehen.
Ich schob meinen Arm durch die Gitter und streckte eine Hand aus. Sie schaute sie einen Moment an, dann ergriff sie sie.
»Amber«, sagte ich feierlich und sah ihr direkt in die Augen. »Chad wird in Sicherheit sein. Ich verspreche es.«
Sie nickte ernst. »Ich werde mich um ihn kümmern.«
»Nein.« Ich schluckte schwer, dann legte ich Autorität in meine Stimme. »Du bist tot, Amber.« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Ich verengte in meiner besten Adam-Imitation die Augen. »Glaub mir.«
Erst erhellte sich ihr Gesicht in diesem schrecklich falschen Lächeln und dann setzte sie dazu an, etwas zu sagen. Sie schaute auf meine Hand, dann zu Corban und Chad – die sie beide noch nicht bemerkt hatten.
»Du bist tot«, erklärte ich ihr wieder.
Sie fiel dort in sich zusammen, wo sie stand. Es war nicht elegant oder sanft. Ihr Kopf knallte mit einem hohlen Geräusch auf den Boden.
»Kann er sie zurückholen?«, fragte Corban drängend.
Ich kniete mich hin und schloss ihre Augen. »Nein«, antwortete ich ihm mit größerer Überzeugung, als ich wirklich spürte. Wer wusste schon, was Blackwood konnte. Aber ihr Ehemann brauchte den Glauben daran, dass es für sie vorbei war. Und auf jeden Fall wäre es nicht Amber, die in ihrem Körper wandelte. Amber war fort.
»Danke«, sagte er mit Tränen in den Augen. Er wischte sich über das Gesicht und tippte Chad auf die Schulter.
»Hey, Kid«, sagte er und trat einen Schritt zur Seite, sodass Chad Ambers Leiche sehen konnte. Dann sprachen sie eine lange Zeit. Corban spielte den Starken und schenkte seinem Sohn zumindest noch einen Tag, an dem er an die Superman-Fähigkeiten seines Vaters glauben konnte.
Wir alle schliefen so weit von Ambers Leiche entfernt wie möglich. Sie schoben das Bett nah an meine Zelle heran und die beiden schliefen darauf und ich auf dem Boden neben ihnen. Chad streckte den Arm durch die Gitter und legte eine Hand auf meine Schulter. Der Zellenboden hätte ein Nagelbrett sein können; ich hätte trotzdem geschlafen.
»Mercy?«
Die Stimme war mir fremd – aber das war auch der Betonboden unter meiner Wange. Ich bewegte mich und bereute es sofort. Mir tat alles weh.
»Mercy, es ist Nacht und Blackwood wird bald hier sein.«
Ich setzte mich auf und schaute durch den Raum auf den Eichendryad. »Guten Abend.« Ich benutzte nicht seinen Namen. Ein paar aus dem Feenvolk können in Bezug auf
Namen seltsam sein, und die Art, wie Blackwood ihn übermäßig oft benutzt hatte, ließ mich glauben, dass der Eichendryad einer von ihnen war. Ich konnte ihm nicht danken, und ich suchte nach einem Weg, um anzuerkennen, dass er meinem Wunsch gefolgt war, aber mir fiel nichts ein.
»Ich werde etwas probieren«, sagte ich schließlich. Ich schloss meine Augen und rief Stefan. Als ich das Gefühl hatte, dass ich getan hatte, was ich konnte, öffnete ich die Augen und rieb mir den schmerzenden Nacken.
»Was versuchst du?«, fragte Corban.
»Ich kann es dir nicht sagen«, entschuldigte ich mich. »Es tut mir wirklich leid. Aber Blackwood darf es nicht wissen – und ich bin mir nicht sicher, ob es geklappt hat.« Aber ich hatte so ein Gefühl. Ich hatte Stefan nie so spüren können, wie es bei Adam der Fall war. Wenn es Blackwood noch nicht gelungen war, mich zu übernehmen … noch nicht … sollte das heißen, dass Stefan mich noch hören konnte. Hoffte ich.
Ich versuchte auch, Adam zu berühren. Aber ich konnte weder ihn noch das Rudel fühlen. Das war wahrscheinlich auch gut so. Blackwood hatte gesagt, dass er bereit war für Werwölfe, und ich glaubte ihm.
Blackwood kam nicht nach unten. Wir alle bemühten uns, Amber nicht zu beachten, und ich war froh über die Kälte im Keller. Die Geister tauchten auch nicht auf. Wir redeten über Vampire, bis ich ihnen alles Allgemeine erzählt hatte, was ich wusste – nur nannte ich keine Namen.
Stefan kam ebenfalls nicht.
Nach Stunden der Langeweile unterbrochen von ein paar Minuten Peinlichkeit, wenn einer von uns die Eimer
benutzen musste, versuchte ich wieder zu schlafen. Ich träumte von Schafen. Jeder Menge Schafen.
Irgendwann mitten in der Nacht begann ich zu bereuen, dass ich Ambers Abendessen nicht gegessen hatte. Aber schlimmer als der Hunger war der Durst. Der
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