Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
Rest durch. Als ich außerhalb meines Käfigs stand, schüttelte ich mein Fell zurecht und beobachtete, wie sich die Tür öffnete.
Blackwood hielt nicht nach mir Ausschau, sondern nach Corban. Also gehörte mir der erste Angriff.
Schnelligkeit ist die eine körperliche Stärke, die ich habe. Ich bin so schnell wie die meisten Werwölfe – und von dem, was ich gesehen hatte, auch wie die meisten Vampire.
Ich hätte geschwächt sein sollen und ein wenig langsam, wegen der Verletzungen, die Blackwood mir zugefügt hatte – und wegen des Nahrungsmangels und weil ich den Vampir genährt hatte. Doch der Blutaustausch mit einem Vampir kann noch andere Auswirkungen haben. Das hatte ich vergessen. Es machte mich stark.
Ich wünschte mir inbrünstig, ich würde an die hundert Kilo wiegen und nicht nur ungefähr fünfzehn. Ich wünschte mir längere Reißzähne und schärfere Krallen – denn ich konnte nur oberflächlichen Schaden anrichten, der fast sofort wieder heilte.
Er packte mich mit beiden Händen und schleuderte mich gegen die Betonwand. Es schien mir, als flöge ich in Zeitlupe. Ich hatte die Zeit, mich zu drehen und mit den Füßen zu landen statt mit der Seite, wie er es geplant hatte. Und ich hatte sogar die Kraft, mich unverletzt wegzukatapultieren und sofort den nächsten Angriff zu starten.
Dieses Mal hatte ich allerdings nicht das Überraschungsmoment auf meiner Seite. Wäre ich vor ihm weggelaufen, hätte er mich nicht fangen können. Aber auf so engem Raum verlor der Vorteil meiner größeren Schnelligkeit gegen den Nachteil meiner Größe. Ich hatte ihn einmal verletzt, meine Reißzähne in seine Schulter versenkt, aber ich wollte töten –, und es gab einfach keinen Weg, wie ein Kojote – egal wie schnell oder stark – einen Vampir umbringen konnte.
Ich sprang zurück und suchte nach einer Öffnung … da fiel er mit dem Gesicht nach vorne auf den Betonboden. In seinem Rücken steckte, wie eine Siegesfahne, der Wanderstab.
»Einst war ich ein passabler Speerwerfer«, sagte der Eichendryad. »Und Lugh war noch besser. Nichts baute er je, was nicht im Notfall ein Speer werden konnte.«
Hechelnd starrte ich ihn an, dann zu Blackwood. Der sich bewegte.
Ich verwandelte mich zurück in einen Menschen, weil ich auf diese Art besser mit Türen zurechtkam. Dann rannte ich in die Küche, wo ich hoffentlich ein Messer finden konnte, das groß genug war, um Knochen zu durchtrennen.
In dem großen Messerblock neben der Spüle gab es sowohl ein Metzgermesser als auch ein zweites großes Kochmesser. Ich griff mir mit jeder Hand eines und rannte die Treppe hinunter.
Die Tür war geschlossen und der Knauf wollte sich nicht drehen lassen. »Lass mich rein«, befahl ich mit einer Stimme, die ich kaum als meine eigene erkannte.
»Nein. Nein«, erklang Johns Stimme. »Du kannst ihn nicht töten. Ich werde allein sein.«
Aber die Tür öffnete sich, und das war alles, was mir wichtig war.
Ich konnte John nicht sehen, aber Catherine kniete neben Blackwood. Sie warf mir einen bösen Blick zu, aber mehr Beachtung schenkte sie dem sterbenden (das hoffte ich zumindest inständig) Vampir.
»Lass mich trinken, Lieber«, flötete sie ihm zu. »Lass mich trinken, dann werde ich mich für dich um sie kümmern.«
Er schaute mich an, während er versuchte, seine Arme unter sich herauszuziehen. »Trink«, sagte er. Dann lächelte er in meine Richtung.
Mit einem Triumphgeheul neigte sie den Kopf.
Sie trank immer noch, als das Fleischermesser durch ihren körperlosen Kopf glitt und sauber Blackwoods Hals durchtrennte. Eine Axt wäre besser gewesen, aber mit der Stärke, die noch in meinen Armen war, erledigte auch das Fleischermesser die Aufgabe. Ein zweiter Schnitt trennte den Kopf ganz ab.
Sein Kopf berührte meine Zehen und ich wich zurück. Mit einem Messer in jeder Hand blieb mir keine Zeit, Triumph oder Übelkeit zu fühlen wegen dem, was ich getan hatte. Nicht mit einer jetzt sehr soliden Catherine, die nur knapp zwei Meter vor mir ihr großmütterliches Lächeln aufsetzte.
Ihr Lächeln wurde noch breiter, ihr Mund verschmiert mit Blackwoods Blut. »Stirb«, sagte sie und streckte die Hand aus.
Letztes Jahr hat Sensei ein halbes Jahr für den Kampf mit dem Sai verwendet, der traditionellen, dolchähnlichen Waffe aus Okinawa. Die Messer waren nicht so gut ausbalanciert, aber sie reichten aus. Ich machte ein Gemetzel daraus – und das gelang mir nur, indem ich mich angestrengt im Hier und Jetzt hielt. Der
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