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Meridian

Titel: Meridian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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»Sie sind die dunklen Mächte der Nacht. Anstatt die Seelen zum Schöpfer zurückkehren zu lassen, schleppen sie sie zum Zerstörer.«
    »In die Hölle?« Bilder von Höllenfeuer und Verdammnis standen mir vor Augen.
    Sie nickte. »Der Ort hat viele Namen.«
    »Wollen die Aternocti den Fenestrae schaden?«
    »Du meinst, ob sie uns umbringen wollen? Aber mit dem größten Vergnügen.« Sie sagte das in so sachlichem Ton, als hätte sie mir gerade ein Backrezept verraten. Allerdings blickte sie mit finsterer Miene in die Flammen.
    Ein schrecklicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. »Wollen wir sie ebenfalls töten?«
    »Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Es gibt Kriegerengel, die das übernehmen. Doch wenn du Glück hast, wirst du niemals einem Aternoctus oder einem dieser Engel begegnen.« Erschaudernd schaute sie ins Feuer und schien ihre Näharbeit vergessen zu haben.
    Selbst Tens musterte sie abwartend.
    »Oh.« Ich musste an
Buffy

Im Bann der Dämonen
denken und fand die Vorstellung, wie ich, in schicken Klamotten natürlich, gegen böse Geister kämpfte, ziemlich absurd. So etwas stand eigentlich nicht auf der Liste der Dinge, die ich vor meinem Highschoolabschluss unbedingt noch erleben wollte.
Highschool

werde ich jemals wieder zur Schule gehen?
»Was ist mit Geistern?«
    Die Tante begann wieder zu nähen, als wäre der Zauber gebrochen. »Die gibt es. Für gewöhnlich bleibt ihre Energie auf dieser Ebene gefangen. Sie sind dieser Welt verhaftet, anstatt überzugehen.«
    »Warum?«
    »Aus verschiedenen Gründen. Manchmal wollen sie zusehen, wie ihre Kinder erwachsen werden, oder geliebte Menschen beschützen. Gelegentlich wachen sie auch über einen Ort oder ein Haus. Vielleicht haben sie einfach nur Angst vor dem Übergang, was albern ist, da es sich lediglich um eine Veränderung, nicht um das Ende handelt.«
    »Sind sie … äh … böse? Versuchen sie zum Beispiel auch, uns zu töten? Ich könnte nämlich schwören, dass mich jemand beobachtet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Energie besitzt dieselben Eigenschaften, die der Mensch auch zu Lebzeiten hatte. Vergiss nicht, Energie kann zwar eine andere Form annehmen, aber weder entstehen noch verschwinden. Wenn jemand also ein böser Mensch war, bessert er sich nicht, nur weil sein Körper wieder zu Erde geworden ist. Je länger sie bleiben, desto schwieriger wird es, sich zum Übergang zu bewegen.«
    »Können sie dazu uns nehmen?«
    »Manchmal sind sie sehr gefährlich, Meridian. Fang bloß nicht an, nach verlorenen Seelen zu suchen.«
    »Was macht sie so gefährlich?«
    »Da ihre Energie nicht mehr geballt ist, ist es viel leichter, sich in ihr zu verheddern, insbesondere dann, wenn sie Grund haben, dich mitnehmen zu wollen. Das kann auch rein zufällig geschehen und muss keine böse Absicht sein. Also sei auf der Hut.«
    Spitze, die Sache hat also noch einen weiteren Haken.
»Kann uns jemand sehen? Ich meine, als Licht anstatt als Mensch?« Ich erinnerte mich daran, dass Senora Portalso mich
luz
genannt hatte. Sollte ich es erwähnen? Ich hatte bis jetzt den Mund gehalten und war nicht sicher, ob das ein Fehler gewesen war.
    »Es gibt einige Menschen, die im Laufe der Zeit die Fähigkeit entwickelt haben, uns zu sehen.«
    »Wie?« Vielleicht hatte Senora Portalso mich ja wirklich gesehen. Mir gefiel die Vorstellung, dass jemand, ein Außenstehender, die Wahrheit kannte.
    »Nicht jede Familie einer Fenestra bringt wieder eine hervor. Doch der Nachwuchs einer Fenestra besitzt, selbst wenn er nicht über die Macht verfügt, die Gabe, sie zu spüren und wahrzunehmen. Denk nur an die Heiler und Wahrsager, an die Leute die Auren erkennen oder mit den Händen das Chi im Körper bewegen können.«
    Ich hatte das immer für Scharlatanerie gehalten. Mir fiel der Rummelplatz vom letzten Sommer ein. Aus reinem Jux hatte ich mit Sam die Bude einer Wahrsagerin besucht. Sie hatte verkündet, ich würde auf eine lange Reise gehen und dabei eine Zukunft aus Licht und Schatten, Leben und Tod kennenlernen. Anschließend hatte ich Sammy erklärt, dass die Alte eine Schraube locker hatte. Falls ich ihr jemals wieder begegnen sollte, musste ich mich dringend bei ihr entschuldigen.
    Tante Merry kicherte in sich hinein. »Genug für heute Abend. Aber ich habe noch etwas für dich.«
    Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Bis jetzt waren ihre Geschenke nämlich nicht sehr vergnüglich gewesen. Vermutlich merkte sie mir meine Befürchtungen an.
    »Mein

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