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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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rechte Auge und von dort quer durch den Schädel. Sie nahm an, dass einer der Bauarbeiter von den in der Mitte des Rosenwegs liegenden Grundstücken sein Auto mit Vollgas zur Straßenecke trieb, das hielten die Idioten für eine sportliche Fahrweise.
Das Magazin lag neben ihr auf dem Boden. Sie hatte nicht bemerkt, dass es ihr vom Schoß gerutscht war, hob es auf, legte es auf den Tisch und stand auf. Die Hand vor das Auge gepresst, ging sie ins Haus. Der stechende Schmerz klang rasch wieder ab, stattdessen meldete sich ihr Magen. Sie hatte immer noch nicht gefrühstückt, war auch nicht hungrig, aber ein Kaffee und ein Toast schadeten ihr bestimmt nicht.
Insgesamt hielt Ulla Fendrich sich rund zehn Minuten in ihrer Küche auf und sah während dieser Zeit die junge Frau mit dem Zeitungspacken auf dem Arm und der großen Umhängetasche vorbeigehen. Sie schien in großer Eile, hatte sich wahrscheinlich zu lange bei Irene aufgehalten. Aber so war das, wenn man erst mal in Irenes Küche oder Wohnzimmer saß und ins Reden kam, fand man so schnell kein Ende, weil man plötzlich das Gefühl hatte, dass einem zum ersten Mal ein Mensch gegenübersaß, der wirklich zuhören konnte und auch noch verstand.
Ulla Fendrich stellte ihr spätes Frühstück auf ein Tablett und suchte nach ihren Zigaretten. Der Arzt hatte ihr das Rauchen strikt verboten. Aber so ganz darauf verzichten konnte sie nicht. Um sich die Sache etwas zu erschweren, legte sie die Packung immer an einen anderen Platz. Eine nicht sehr hilfreiche Methode, meist wusste sie genau, wo die Zigaretten lagen. Diesmal wusste sie es nicht, war noch ein bisschen benommen vom Schlaf.
Sie fand die Packung schließlich im Wohnzimmer unter einem Kissen auf der Couch. Es waren nur noch drei Zigaretten drin. Das bedeutete, dass sie am Nachmittag noch in die Stadt musste. Einen Automaten gab es in der Nähe nicht. Der nächste Supermarkt war sieben Autominuten entfernt, aber wenn sie sich am Nachmittag wohl fühlte, ein kleiner Stadtbummel wäre nicht schlecht.
Sie trug ihr Tablett hinaus und bemerkte mit Zufriedenheit, dass nebenan immer noch die Hemden auf dem Trockenständer hingen. Dann war ja noch Hoffnung auf einen kleinen Plausch, durch die Abo-Jägerin war Irene wohl noch nicht dazu gekommen, sich um die Wäsche zu kümmern.
Als Ulla Fendrich ihre Zigarette anzündete, ging nebenan die Türklingel. Insgesamt dreimal kurz hintereinander, es war gut zu hören. Halb zwölf, die Zeit des Irokesen. Er kam offenbar immer mit der Straßenbahn, weil er feste Zeiten hatte. Dann wurde wohl nichts mehr aus dem Plauderstündchen. Ulla Fendrich erhob sich, brachte ihr Tablett zurück in die Küche und nahm einen Aschenbecher mit hinaus. Es war schon ziemlich heiß. Die Sonne stand fast senkrecht über der Terrasse.
Sie spannte den Sonnenschirm auf, verrieb Schutzlotion auf Beinen und Bauch, griff wieder nach dem Magazin, vertiefte sich noch einmal in den Artikel über Naturheilkunde und wunderte sich flüchtig, dass sie aus Irenes Wohnzimmer keinen Ton hörte. Nach der Standpauke von Montag hatte sie erwartet, dass es heute zu einer Fortsetzung kam. Ihr klang auch noch im Ohr, was Irene kurz vor halb zehn am Telefon gesagt hatte. Sie nahm an, dass es bei diesem Anruf um den Irokesen gegangen war, der sich dort, wo er an diesem Morgen auf Irenes Befehl hingehen sollte, wohl doch nicht wie ein Mensch benommen hatte.
Eine knappe halbe Stunde später setzte nebenan das Gebrüll ein. Dieser kleine Schreihals musste eine eingebaute Uhr haben, die ihn pünktlich auf die Minute weckte. Es war ziemlich genau zwölf. Patrick sah ja niedlich aus mit seinen großen dunklen Augen und der gesunden Hautfarbe, aber nur wenn er still war. Und still war er seit einigen Wochen nur noch, wenn er schlief oder seine Mutter in der Nähe war.
Ulla Fendrich hörte den Irokesen nach Irene rufen. Kurz darauf verstummte das Babygeschrei. Der Irokese rief noch einmal, pochte, den Geräuschen nach zu urteilen, auch heftig gegen eine Tür und klang dabei weinerlich wie ein Kind, das seinen Willen nicht bekam. «Irene! Mach doch auf! Eh, mach auf, Irene! Ich hab verpennt gestern, aber morgen geh ich, echt. Ich hab noch mal nachgedacht. Ist vielleicht doch nicht schlecht, wenn ich …» Er brach ab, um gleich darauf hysterisch zu brüllen: «Irene! Mach kein Scheiß! Lass mich rein.»
Patrick erschreckte sich offenbar und legte gleich wieder los, als stünde der Weltuntergang bevor. Zum Glück nicht lange, nach ein

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