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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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gut gekannt. Er musste wissen, dass sie immer gemeint hatte, sie würde mit allem fertig, auch mit einem Brocken wie Ziriak. Was ihn am meisten aufregte, war das anfängliche Einlullen, mit dem Kurt diesen Nachmittag begonnen hatte. Eindeutige Beweislage! Einen Dreck hatten sie, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Agnes, die bis dahin still dabeigesessen und die Streuselkrümel auf ihrem Teller hin und her geschoben hatte, sprang auf und stürzte laut schluchzend aus dem Zimmer. Am liebsten wäre Merkel ihr nachgerannt. Nichts mehr hören, Kurt zum Schweigen bringen, weil er in einem fort am Schlussstrich radierte. Zweifel an Ziriaks Schuld. Auch wenn Kurt es leugnete, er hatte sie.
    Aber Merkel rannte nicht hinaus, blieb sitzen und hörte sich die zweite Variante an. War das Klopfen und Rufen gar nicht aus dem Haus, sondern von draußen gekommen? Sagte Ziriak in dem Punkt die Wahrheit, dass Irene ihn nämlich um halb zwölf nicht reingelassen hatte? So erschien es logischer.
    Ziriak läuft frustriert in der Gegend herum. Um zwölf probiert er sein Glück noch einmal. Vielleicht gibt Irene ihm durchs Fenster zu verstehen, er solle sich verziehen. Solch ein Verhalten passe zwar nicht zu ihr, aber man dürfe es nicht völlig ausschließen. Ziriak hat zuvor gesehen, dass die Terrassentür offen ist. Er kommt nun durch den Garten und setzt sich ins Wohnzimmer. Irene bemerkt ihn nicht, weil sie in der Küche ist. Doch dass sie sich bis um zwei Uhr unentwegt in der Küche aufgehalten haben, nicht einmal in die Diele gegangen sein sollte, wobei sie ihn hätte sehen müssen, war auch nicht sehr wahrscheinlich. Was hatte sie denn gemacht die ganze Zeit?
    «Den Jungen gefüttert und selbst was gegessen», sagte Merkel mit mühsam unterdrückter Wut. «So was macht man normalerweise über Mittag und in der Küche. Oder läufst du mit dem Teller in der Hand durchs Haus?»
    «Natürlich nicht», sagte Kurt. «Aber sie hat nicht zu Mittag gegessen, Hein. Und was mir nicht in den Kopf will, sie kannten sich seit drei Jahren. Es hat nie irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. Ziriaks Mutter sagte, wenn keiner mehr mit ihm fertig wurde, Irene fand immer den richtigen Ton. Und es war wohl meist der Ton, den die Nachbarin am Montag gehört hat. Halt die Klappe, tu was ich dir sage, immer in dieser Art, weil er den Druck brauchte. Wenn er daran gewöhnt war, dass sie ihm hart zusetzte, warum sollte er dann plötzlich mit einem Hammer und einem Messer auf sie losgehen?»
    «Weil einmal der Punkt erreicht ist, an dem es zu viel wird», sagte Merkel.
Kurt schüttelte den Kopf. «Er hat auch gerufen, er hätte nachgedacht, Hein. Da würde ich annehmen, er sei bereit gewesen, sich zu fügen.»
Und dann warf Kurt die Frage auf, die ihn wohl am meisten beschäftigte. Wozu hätte einer wie Ziriak überhaupt einen Hammer und ein Messer gebraucht? Bei einem wie ihm ging man doch davon aus, dass er seine Fäuste einsetzte. Aber gut, wenn Hammer und Messer zufällig griffbereit in der Küche gelegen hätten. Da müsse man sich allerdings fragen, warum er den Hammer mitgenommen und das Messer am Tatort zurückgelassen hatte. Und man solle auch bedenken, dass Ziriak über Bärenkräfte verfügte und Irene mit einem Hammer vermutlich den Schädel eingeschlagen hätte.
«Phantastisch», presste Merkel zwischen den Zähnen hindurch. «Wahrscheinlich hat Irene sich selbst eins über den Schädel gegeben und sich anschließend das Messer in den Rücken gejagt. Er hat nur im Wohnzimmer gesessen, auf seinen Bögen radiert und anschließend aufgeräumt. Sie hat auch immer behauptet, er wäre ein Unschuldslamm. Was musste der Mann in der Straßenbahn ihn auch nach der Uhrzeit fragen? Sind doch selber schuld, die Leute.»
«Hein, bitte.» Kurt hob beschwichtigend die Hände. «Ich verstehe, dass dich das aufregt, aber …»
«Das regt mich nicht auf», schnitt Merkel ihm ins Wort, «nur die Art, wie du es mir unterjubeln willst. Wenn du nicht glaubst, dass er es war, dann sag das frei heraus. Schleich nicht wie die Katze um den heißen Brei herum, so was hasse ich.»
Noch einmal sagte Kurt: «Hein, bitte. Ich habe es schon einmal gesagt, da sind einige Dinge, die für mich keinen …»
«Ach», höhnte Merkel und unterbrach ihn damit erneut.
«Er hat sie nicht zusammengeschlagen, wie er es sonst gerne macht. Das ist natürlich ein großer Widerspruch. Er hat nicht herumgebrüllt und die Küchentür nicht eingetreten, völlig unerklärlich. Was hast du denn sonst noch

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