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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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hochstehenden Fingerspitzen. Ohloff versuchte erneut, eine Faust zu machen. Es gelang ihm nicht mehr.
«Weiter», verlangte Merkel und beobachtete den Finger über dem Lenkrad. Obwohl es wirklich nur ein leichtes Antippen gewesen war, bildete sich ein dicker Tropfen Blut auf der Fingerkuppe. «Du bist also zum Rosenweg gefahren, wie üblich bis zum Ende, dann über den Trampelpfad gelaufen, durch ihren Garten und die offene Terrassentür ins Haus. Die Fendrich pennte. Und dann?»
«Hast du einen Schluck zu trinken, Hein?», flüsterte Ohloff. «Mir ist so schlecht, ich kann kaum noch schlucken.»
«Auf Picknick bin ich nicht eingerichtet», erklärte Merkel. «Nun erzähl doch mal. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.»
«Ich bin durchs Wohnzimmer in die Diele», flüsterte Ohloff, ließ zwei keuchende Atemzüge folgen, sein Kehlkopf ruckte heftig auf und ab, als er zu schlucken versuchte.
Merkel hielt ihn für einen noch schlimmeren Waschlappen als Brandes. Die paar Kratzer im Bein. Aber die Fingerkuppe blutete immer noch, dabei hatte er wirklich nicht fest zugestoßen. Er schaute sich den Hals an, dort war nur der dunkle Streifen, nichts lief in Richtung Hemdkragen.
«Ich hab was gehört», murmelte Ohloff. «Aus der Küche. Ein Geräusch. Die Küchentür war zu. Ich hab sie – aufgemacht – und …»
«Jetzt mach nicht schlapp», verlangte Merkel in fast jovialem Ton, «wir haben’s ja gleich. Du hast die Tür aufgemacht, Irene saß am Tisch und nähte.»
Die Andeutung eines Kopfschütteins wäre ihm beinahe entgangen, weil er konzentriert auf das zerschnittene Hosenbein schaute. Es war bei dem diffusen Licht sehr schlecht zu erkennen, aber der gesamte Stoff am Oberschenkel war dunkel geworden, auch der Autositz glänzte feucht. Ohloffs Stimme war kaum noch zu verstehen.
«Nein, sie lag neben dem Tisch. – Ihr Rücken war – voll Blut. Ich hab – die Nerven verloren, Hein – bin abgehauen. Ich dachte – das schieben sie mir – in die Schuhe. Als ich draußen war, dachte ich, sie hätte mich – gerufen. Ich wollt nochmal – zurück, ehrlich, Hein. -Aber ich war – vorne raus hatte die Tür – zugezogen und – einfach nicht die Nerven nochmal hintenrum –»
Ohloffs Kopf fiel zur Seite. Im ersten Augenblick zuckte Merkel zusammen, dann tastete er nach dem Puls am Hals. Soweit er das beurteilen konnte, schlug das Herz regelmäßig, und der dünne Schnitt am Hals war schon fast trocken.

34. Kapitel
    Es war inzwischen fünf vorbei. Neben Ohloff sitzen bleiben und darauf warten, dass er wieder zu sich kam, konnte Merkel sich nicht leisten. Er musste zum Dienst und vorher den Hund noch abholen. Und er hatte sein Rad nicht dabei. Es war ein nettes Stück zu laufen, zurück in die Stadt. Mit Ohloff konnte er sich morgen weiter unterhalten. Bis dahin war er vielleicht auch etwas gesprächiger, oder ehrlicher. Lag neben dem Tisch! Da mochte sie wohl gelegen haben zu Anfang, als Ohloff mit ihr fertig war. Und er hatte gedacht, sie sei tot, hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Merkel fühlte wieder das Zittern, es war nur die Wut, diese wahnsinnige Wut und die Verzweiflung, die ihn innerlich auffraß. Er streifte die zusammengesunkene Gestalt neben sich mit einem kalten Blick. Ohloff würde noch bedauern, dass er jemals einen Fuß über Irenes Schwelle gesetzt hatte. Das Bein war nur der Anfang. Ich hätte es ihm abscheiden sollen, dachte er, vielleicht tu ich das morgen.
    Als er die Beifahrertür öffnete, ging die Innenbeleuchtung an. Merkel sah nicht viel, aber doch genug, um zu ahnen, dass es um Ohloff schlimmer stand, als er gedacht hatte. Das Bein blutete tüchtig, viel stärker, als man nach den paar Kratzern vermuten sollte. Nicht dass es Merkel viel ausgemacht hätte. Mitleid oder etwas Ähnliches hatte er nicht. Was sich an Gefühlen in letzter Zeit bei ihm wieder entwickelt hatte, war mit Irene gestorben.
    Er stieg aus und bemerkte erst dabei, dass auch seine eigene Kleidung mit Blut beschmiert war. Kurzerhand zog er sich den Dolch über den Unterarm. Da er die Jacke ausgezogen hatte und nur ein kurzärmeliges Hemd trug, klaffte die Haut augenblicklich auseinander. Nicht nur die Haut, auch das Fleisch. Das bemerkte er nicht sofort, weil er kaum einen Schmerz spürte. Er hörte ein Klirren und sah seine Uhr auf dem schmutzigen Betonboden liegen. Das geflochtene Kunststoffband war mit dem einen Schnitt durchtrennt worden.
    Im ersten Moment war er sehr verblüfft, er hatte schließlich nur die Haut

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