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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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völlig im Dunkeln. Wir haben zwar eine Beschreibung, aber es reicht nicht mal für ein Phantombild. Wir wissen nicht, wo wir sie suchen sollen. Wenn Brandes so gerissen ist, wie ich annehme, wird er in den nächsten Monate den trauernden Ehemann spielen. Wir können nichts machen, Hein. Selbst wenn wir sie schnappen und die Nachbarin sie zweifelsfrei als die Person identifiziert, die ihr die Zeitung in die Hand gedrückt hat, stehen unsere Chancen gleich Null.»
    «Verstehe ich nicht», murmelte Merkel.
    Kurt atmete tief durch und sprach weiter, was ihm sichtlich schwer fiel. Sie hatten nichts in der Hand, absolut nichts, um die Täterin zu überführen. Sie konnten nicht einmal beweisen, dass die Frau tatsächlich im Haus oder gar in der Küche gewesen war. Sämtliche sichergestellten Fingerabdrücke waren zugeordnet. Die Frau hatte keine hinterlassen.
    «Bisher», gestand Kurt, «haben wir es nicht einmal geschafft, den Staatsanwalt zu überzeugen. Ziriak bleibt weiter in Haft. Tut mir Leid um ihn. Für ihn sieht es böse aus. Das Einzige, was für seine Unschuld spricht, ist die Tatsache, dass er den Breiteller nicht gespült und den Löffel abgeleckt hat, mit dem er den Kleinen gefüttert hatte. Lustig, oder?»
    «Finde ich gar nicht», sagte Merkel.
Kurt nickte, lustig fand er es wohl auch nicht. «Ich dachte, du wärst ihr auf den Fersen, Hein. Du warst immerzu unterwegs, nie daheim anzutreffen. Wirklich, ich dachte, Hein hat eben die bessere Nase, oder Irene hat ihm
    etwas erzählt.»
«Hat sie nicht», murmelte er.
Kurt glaubte ihm, weil auch Agnes aus allen Wolken gefallen und doch immer entschieden besser über Irenes Sorgen und Nöte informiert gewesen war als sonst jemand.
    Heinen, der seit seiner Erklärung nur noch schweigend dabeisaß, erhob sich und stellte fest. «Ich werde wohl nicht mehr gebraucht.» Er ging zur Tür, nickte Merkel von dort aus einen Gruß zu und erinnerte ihn. «Sie sollten mit Ihrem Arm zum Arzt gehen, Herr Merkel.»
    «Mache ich noch», gab Merkel zurück und nickte ebenfalls. Dann war er mit Kurt allein.
«Weißt du, was mich am meisten ärgert?», fragte Kurt, eine Antwort wartete er nicht ab. «Nehmen wir einmal an, wir fassen das Weib. Manchmal geschehen ja Wunder. Nehmen wir an, wir können sogar beweisen, dass sie ein Verhältnis mit Brandes hat und an dem Mittwochmorgen bei Irene war. Dann stehen wir um keinen Deut besser da als jetzt. Sie kann das zugeben, verstehst du? Ja, ich war bei Frau Brandes. Ich wollte sie bitten, in die Scheidung einzuwilligen. Wir haben uns unterhalten, dann bin ich wieder gegangen. Und dann wird die Nachbarin wohl oder übel bezeugen müssen, dass es so war. Dass Brandes auf Friedels Millionen spekuliert hat, ist ja auch nur eine Vermutung. Und da er nicht gerade am Hungertuch nagt …»
Kurt brach ab, ließ hörbar den Atem entweichen und fuhr fort: «Es bleibt an Ziriak hängen, das wirst du erleben, Hein. Einfach, weil Irene möglicherweise noch gelebt hat, als er ins Haus kam. Die Forensik kann es noch hundertmal durchrechnen, das ändert nichts am Ergebnis, zwischen halb zwölf und zwölf. Eine halbe Stunde mehr oder weniger.»
Kurt schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche und wiederholte: «Eine halbe Stunde mehr oder weniger. Bei siebzehn Einstichen geht der gesunde Menschenverstand von der kürzeren Zeit aus. Leider zählt der gesunde Menschenverstand bei Gericht nicht viel. Der Staatsanwalt will eine Verurteilung. Und ein Chorknabe ist Ziriak nun nicht gerade.»
Kurt hatte wohl Recht mit seinen Befürchtungen, jedenfalls soweit es seine Möglichkeiten betraf. Da hatte ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte, doch entschieden die besseren Karten. Und einen verdammt scharfen Dolch! Merkel war nach einem Grinsen zumute, aber augenblicklich war er dafür zu müde.

36. Kapitel
    Zum Dienst kam er nicht mehr an dem Abend. Kurt bestand darauf, ihn ins nächste Krankenhaus zu fahren, damit die Wunde richtig versorgt wurde. Bevor sie das Büro verließen, rief Kurt bei der Wachfirma an und entschuldigte ihn mit einem Trauerfall in der Familie gleich für die nächsten Tage mit.
    Es war ihm ganz recht so. Zwei oder drei Tassen Kaffee würden seine Müdigkeit vertreiben, dachte er. Und er dachte auch, er könne zur Gießerei radeln und sich um Ohloff kümmern, wenn er Kurt erst losgeworden wäre. Ohloff war plötzlich so eminent wichtig, konnte das Weib identifizieren, ihn hinführen. Und er brauchte keine

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