Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
brüllte die Stimme, sie strömte in meine Hand wie ein Sturzbach aus Klang.
Ich bin es, der die Wahrheit über Veränderung weiß – ich, der ich im Bauch eines Sterns brodelte, glühend aufstieg, das Universum
     in einem Staubteilchen umkreiste und dann zahllose Zeitalter hindurch eine neue Welt baute. In der Lebenszeit vieler Zauberer
     könntest du nicht lernen, was ich gelernt habe, oder sehen, was ich gesehen habe.
    »Ich weiß, großer Stein, und doch hoffe ich, wenn wir diesen Tag überleben, kommen und von dir lernen zu können.«
    Der Stein wiegte sich leicht und bohrte sich in die Erde.
Dafür wirst du Geduld brauchen, junger Mann, nicht eine deiner Kräfte. Und doch bist du der Erste deiner Art, der mit mir
     spricht, und das einzige Lebewesen, das meinen Mächten widersteht. Es ist also möglich, dass du lernen könntest, mit der Zeit.
    Dankbar nickte ich. »Wer hat dir von unserer Notlage erzählt, so dass du heute gekommen bist?«
    Direkt unter meiner Hand zitterte die Oberfläche des Steins. Unter einem der hängenden Moosbüschel kam ein winziger glühender
     Fleck hervor. Die Leuchtfliege flatterte auf mich zu, schwebte vor meinem Gesicht und landete sanft auf meiner Nasenspitze
     – genau wie sie es schon einmal getan hatte bei der alten Eiche, die Rhia zu wecken versuchte.
    »Danke«, flüsterte ich.
    Das zarte Wesen ließ leise die Flügel schwirren. Plötzlich flog es hell aufblitzend davon. Es umkreiste eine der Säulen und
     bog dann nach Westen ab, unsichtbar vor der sinkenden Sonne.
    »Weniger als eine Stunde sein es bis Dundealgal’s Eve«, erklärte Urnalda von ihrem Thron auf Shims Nase. Sie schützte die
     Augen gegen die Sonne und musterte die Hügel jenseits des Steinkreises. »Doch niemand schließt sich uns an.«
    »Sie werden kommen«, versicherte ich ihr, obwohl mein unsicherer Ton verriet, was ich dachte.
    Sie zog eine Grimasse. »Diese Goblins sein nur ein paar sterbliche Verbündete von Rhita Gawr. Wir brauchen mehr, viel mehr,
     um eine richtige Invasion abzuwehren.« Nervös spuckte sie in die Hände und rieb sie dann aneinander. »Ich habe immer noch
     keine Visionen für die Zeit nach heute Nacht, Merlin. Das sein sehr beängstigend! Überhaupt keine Visionen bis auf diese gespenstischen
     Schlangen, die mich in meinen Träumen anzischen.«
    Sie runzelte die blasse Stirn. »Heute Nacht, fürchte ich, wird unsere allerletzte sein.«

XXXI
DER EINGANG
    W ährend Urnalda ihre schicksalsschweren Worte sprach, betrachtete ich prüfend den Ring. Die Zwerge hatten die Versorgung ihrer
     Verwundeten fast abgeschlossen. Jetzt trugen sie sorgsam die letzten Toten aus dem Kreis, sie sollten nach der Tradition der
     Zwerge mit dem Gesicht nach unten und den Waffen an der Seite begraben werden. Die Leichen der Kriegergoblins waren bereits
     entfernt, ich bezweifelte allerdings, dass sie mit viel Ehrfurcht behandelt worden waren. Der gefesselte Dinatius lag unberührt
     in der Mitte des Rings. Er war immer noch bewusstlos, schien sich aber mehr zu regen als bisher.
    Plötzlich spürte ich eine Bewegung unter meinen Stiefeln. Doch das war kein Beben, von einem Riesen verursacht. Es fühlte
     sich mehr wie ein Vibrieren an, langsam und fern, aber ständig schneller werdend. Mit jeder Sekunde verstärkte es sich.
    Die Zwerge im Kreis sprangen verwirrt durcheinander und riefen nach ihrer Anführerin, während die draußen keine Erschütterung
     zu bemerken schienen. Shim spürte die Unruhe ebenfalls. Seine Knollennase zuckte verwirrt, fast stieß er damit Urnalda herunter.
     Sie fluchte und versetzte ihm einen harten Schlag, dann kroch sie hinab in die Mitte des Querstücks, auf dem sein Kinn gelegen
     hatte. Sofort befahl sie ihren Truppen mit lauter Stimme sich zu den Steinen am Rand zurückzuziehen.
    Das Vibrieren wurde stärker. Shim brummte, dann stand er wieder auf und ließ damit die Erde zusätzlich beben. Nachdem die
     Zwerge zurückgewichen waren, blieben nur noch Dinatius, der lebende Stein und ich im Ring.
    Während das Vibrieren zunahm, erzeugte es ein leises, unheimliches Summen. Es kam nicht aus dem Boden, sondern von irgendwo
     weit tiefer und zugleich höher. Die Luft innerhalb des Kreises wurde schwer, drückend und so mit Spannung aufgeladen, dass
     Funken stoben. Blitzartig erkannte ich, was wir spürten – zwei Welten schwenkten gefährlich nahe aufeinander zu. Wie hatte
     Dagda es ausgedrückt?
So nahe in Wahrheit, dass ihre Länder sich fast berühren.
    Ich nahm

Weitere Kostenlose Bücher