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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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schmächtiger Gestalten vor ihn und dämpfte sein silbriges Licht. Zuerst hielt ich sie für Wolken. Aber als sie
     näher kamen und über den dunkelnden Himmel flogen, entdeckte ich unheimliche, flackernde Augen in den nebelhaften Formen.
     Und ich wusste, dass die Moorghule zu uns stießen.
    Verblüfft starrte ich sie an. Nur der Ernst unserer Notlage – und vielleicht die Erinnerung daran, wie ich sie vor der Sklaverei
     gerettet hatte – konnte sie dazu gebracht haben, ihre hochgeschätzte Isolation zu verlassen. Aber wer hatte ihnen von unserer
     schlimmen Bedrohung erzählt? Hatte Rhia Zeit gefunden, in die fernsten Sümpfe zu gehen und sie zum Kommen zu bewegen?
    Beim Anblick einer einzelnen Figur, die von einigen anführenden Moorghulen gezogen wurde, zuckte ich zusammen. Die Gestalt
     ähnelte den anderen, war aber dunkler und schärfer umrissen. Nein, es war keiner von ihnen. Es war ein Schatten.
Mein eigener Schatten.
Er war endlich zurückgekehrt und brachte die Moorghule mit. Große Geister!
    Rhia galoppierte rittlings auf ihrem Ross in den Steinkreis. Im selben Moment brach neuer Lärm im Boden aus: Stimmen, Tausende
     von ihnen, brüllten gemeinsam. Der Hengst scheute und schlug mit seinen Hufen in die Luft, auf seinem schwarzen Fell schimmerten
     die letzten roten Sonnenstrahlen.
    Sanft streichelte Rhia seinen Hals, bis er ruhiger wurde. Trotz des anschwellenden Chors steuerte sie ihn herüber zu dem Felsen,
     auf dem ich stand. Unsere Blicke trafen sich – gerade als die Sonne unterging.
    Des Winters längste Nacht hatte begonnen.

XXXII
DES WINTERS LÄNGSTE NACHT
    S obald die Sonne untergegangen war, wurde die Luft innerhalb des Steinkreises noch drückender – fast unmöglich zu atmen. Funken
     entzündeten sich am Fuß der Säulen, sie zischten und prasselten, während sie in der Hitze aufstiegen. Von meinem Aussichtspunkt
     auf dem moosbedeckten Felsen am Rande des Kreises sah es aus, als könnte der Boden selbst gleich in Flammen ausbrechen.
    Ein ständig anschwellendes Gebrüll kam von den gestaltlosen Figuren direkt unter der Oberfläche. Schon war der Boden völlig
     weiß geworden, er sah dünner aus als eine frisch gefrorene Eisschicht. Der Vollmond stieg über den fernen Hügeln auf. Er glich
     einem geisterhaften Spiegelbild des weißen Rings, das am Himmel schwebt.
    Inzwischen waren weitere Fincayraner zu uns gestoßen, sie umgaben den ganzen Kreis und drängten sich an die Säulen. Bald wimmelte
     der Ring und fast der ganze Hügel darunter von zahllosen Gestalten jeder vorstellbaren Art. Wie so oft versuchte ich in der
     Menge Hallia zu entdecken. Ohne Erfolg.
    Rhia, immer noch rittlings auf Ionn, rief mir über den wachsenden Lärm zu: »Merlin! Sollten wir nicht besser aus dem Kreis
     heraus?«
    »Nein.« Ich stellte meinen Stock fest auf die struppige Oberfläche des lebenden Steins. »Das ist unsere Welt und wir stehen
     hier, um sie zu beschützen.«
    Sie nickte mit grimmigem Gesicht. Hoch über uns bewegte Shim zustimmend den gewaltigen Kopf. Von ihren Sitzen auf den Säulen
     ringsum schrien die Cañonadler ihr entschiedenes Einverständnis. Auch Ionn wieherte trotzig. Und ich spürte, wie unter mir
     der lebende Stein sich bewegte und seine Masse noch tiefer in die Erde drückte.
    Besorgt fragte ich mich, wie unsere Feinde aussahen. Und wie sie kommen würden. Und ob der Boden wegschmolz, wenn sie in unsere
     Welt traten.
    »Achtung!«, rief Urnalda und schwenkte die kurzen Arme oben auf ihrem steinernen Querstück. »Da sein Schlangen!«
    Sie deutete auf die Mitte des Kreises. Nicht weit von dem bewusstlosen Dinatius, dessen gefesselter Körper mit dem Boden unter
     ihm vibrierte, stiegen langsam zwei dünne Nebelspiralen zum Himmel. Ganz allmählich verlängerten sich die Spiralen, bis sie
     fast so groß wie die Säulen waren. Zugleich wurden sie dicker, vor allem oben, wo sich dreieckige Köpfe bildeten. Helle silbrige
     Augen erschienen, zugleich Kapuzen, die sich drohend über schrägen Stirnen wölbten. Während die geisterhaften Gestalten sich
     in der Luft schlängelten, verhärteten sich ihre Oberflächen zu schuppiger Haut, die kalt im Mondlicht schimmerte.
    Die beiden gespenstischen Schlangen schauten einander an, öffneten die Kiefer und zischten wild. Ionn wieherte und schüttelte
     die Mähne, obwohl Rhia ihn vom Scheuen zurückhielt. Ihr Gefährte Scullyrumpus hüpfte über ihre Schulter und legte seine pelzigen
     Pfoten um ihren Hals. Seine Augen wurden so

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