Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
Oger
     von einer Säule auf Rhia stürzen, die direkt unter ihm ritt. Ich warf einen Feuerball, der die Säule traf, in Flammenbögen
     explodierte und den Oger rücklings hinunterwarf.
    Doch wohin ich mich auch wandte, überall wurden die Fincayraner schrecklich geschlagen. Ich sah, zu spät, um zu helfen, wie
     viele tapfere Kämpfer ihr Leben verloren. Eine riesige Bärin hieb immer noch mit ihren Pfoten auf Angreifer ein, als ein halbes
     Dutzend Schwerter in ihren Beinen und im Rücken steckte. Schließlich fiel sie, ihr stämmiger Körper begrub drei Kriegergoblins
     unter sich, während sie zu Boden stürzte.
    Als ich die Bärin fallen sah, kochte ich vor Wut. Dann beobachtete ich das Schlimmste daran: Die Goblins standen wieder auf.
     Die Bärin nicht.
    Große Geister! Wie konnte ich je geglaubt haben, sterbliche Geschöpfe würden sich gegen unsterbliche Geister behaupten? Wie
     konnte das Dagda? Im besten Fall gelang uns die Verteidigung. Und das nicht beliebig lang. Nichtgegen eine solche Übermacht. Selbst meine Magie konnte keine ganze Invasion zurückschlagen. Meine Feuerbälle verschafften
     uns nur Atempausen, keinen Sieg.
    Die harte Wahrheit war nicht zu leugnen. Ich hatte meine Freunde gedrängt an einem Kampf teilzunehmen, den wir unmöglich gewinnen
     konnten! Und doch wusste ich genauso gut, dass wir diese Schlacht in jedem Fall auf uns genommen hätten. Die Schlacht für
     unser Heimatland.
    Plötzlich sah ich meinen Freund Cairpré auf der anderen Seite des Kreises. Er war in Schwierigkeiten! Er stand über einem
     Verwundeten und versuchte tapfer eine Gruppe Kriegergoblins davon abzuhalten, sie beide zu töten. Allein mit Wut wehrte er
     sie ab, seine einzige Waffe war der abgebrochene Ast eines Baums. Aber er ließ nach. Blut befleckte seine Brust und er schwankte
     erschöpft. Ein Goblin wollte gerade von einer schiefen Säule aus eine Lanze auf ihn schleudern.
    Mit einem rachsüchtigen Schrei sprang ich von dem lebenden Stein, warf Feuerbälle auf Cairprés Angreifer und lief zu ihnen.
     Ein brennendes Wurfgeschoss traf den Goblin auf der Säule, aber erst nachdem er mit wütendem Gebrüll seine Waffe geworfen
     hatte. In wenigen Sekunden vertrieb ich die anderen und rannte zu meinem Freund.
    Zu spät. Cairpré fiel zu Boden, Blut tränkte seine einst weiße Tunika. Der Speer steckte zwischen seinen unteren Rippen. Sofort
     ging ich daran, ihn herauszuziehen, obwohl Cairpré sich dabei in Schmerzen wand. Schließlich warf ich die Waffe zur Seite.
    Dann, als ich Cairprés grauen Kopf auf meinen Schoß bettete, sah ich das Gesicht der Person, die er so tapfer verteidigt hatte.
     Hallia! Ihr Schenkel war verletzt und ihre Stirn aufgeschürft, aber trotzdem, sie lebte. Ich streckte ihrdie Hand entgegen, mein Herz hämmerte vor Erleichterung und Angst zugleich. Sie nahm die Hand und rutschte näher zu mir. Wortlos
     wandten wir uns beide dem verwundeten Barden zu.
    Sobald ich seinen schwachen Puls fühlte, wusste ich, dass seine Lebenskraft schnell schwand. Ich konzentrierte meine Gedanken
     und bemühte mich den Kampf um uns herum nicht zu beachten. Sorgsam, behutsam untersuchte ich seine verwundete Brust. Organe,
     Muskeln und Gewebe schrien alle zugleich nach mir, doch mir fehlte die Zeit, mit dem Heilen auch nur zu beginnen. Wenigstens
     konnte ich etwas gegen die Blutung tun! Mit meiner ganzen Willenskraft versuchte ich den Blutstrom anzuhalten.
    »Merlin«, sagte Cairpré mit trockener, rauer Stimme. »Es ist zu spät für mich. Aber Hallia . . .«
    »Wird durchkommen«, ergänzte sie, nahm seine Hand und hielt sie an ihre Wange. »Dank dir.«
    Der Dichter lächelte schmerzlich. Er wollte etwas sagen, aber ein heftiger Husten unterbrach ihn. Als der Anfall nachließ,
     fiel sein Kopf schwer zurück auf meinen Schoß.
    »Du hättest nicht kommen sollen.« Ich strich ihm die struppigen Haare aus den Augen.
    Verzweifelt suchte ich nach einer Möglichkeit, ihm zu helfen. »Ich könnte versuchen deinen Geist in mich aufzunehmen – wie
     ich es einmal für Rhia getan habe, weißt du noch? Dann hätte ich Zeit, an deinem Körper zu arbeiten. Es könnte wirken, alter
     Freund! Lass es mich versuchen.«
    Er kniff die Augen zusammen und betrachtete mich nachdenklich. Diesen Blick kannte ich gut aus unseren gemeinsamen Jahren,
     der Blick eines Mentors, der zugleich viel mehr war.
    »Nein«, antwortete er heiser. »Das ist . . . meine Zeit.« Erschloss fest die Augen, dann öffnete er sie wieder.

Weitere Kostenlose Bücher