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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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der
     anderen Seite sah ich die kleine Cuwenna an der Hand einer wesentlich Größeren: Elen. Ich schaute auf die Leiche des Barden
     zu meinen Füßen und schauderte bei dem Gedanken an die schlimme Nachricht, die sie erwartete.
    Dann verkrampfte ich mich am ganzen Körper, als ich daran dachte, was die Kinder erwartete. Sie flogen in eine grauenhafte
     Schlacht. Nein, in den sicheren Tod! Was immer ihnen erlaubt haben mochte hierher zu schweben, konnte sie bestimmt nicht davor
     bewahren, sofort nach der Landung getötet zu werden.
    Als die fliegenden Kinder sich dem Steinkreis näherten,schaute ein Kämpfer nach dem anderen zum Himmel. Die Gefechte verlangsamten sich, schließlich hörten sie auf, weil verwirrte
     Krieger – sowohl sterbliche wie unsterbliche – die außergewöhnliche Erscheinung sehen wollten. Auf dem ganzen Hügel breitete
     sich allgemeine Stille über den Streitmächten aus. Selbst Rhita Gawr starrte zum Himmel und war offenbar nicht sicher, was
     davon zu halten sei.
    In diesem Moment roch ich einen ganz schwachen Zimtduft in der Luft. Ein warmer Windstoß streifte meine Wange. Und ich verstand
     sofort, wie die Kinder fliegen konnten.
    »Aylah«, flüsterte ich besorgt, Rhita Gwar sollte es nicht hören. »Warum hast du sie hergebracht? Sie werden alle getötet!«
    Die Windschwester wirbelte um mich herum und plusterte die Ärmel meiner Tunika auf. »Du warst es, Emrys Merlin, der vom lang
     vergessenen Land nach mir gerufen hat. Erinnerst du dich nicht?«
    Ich zuckte zusammen. »Ja, ja. Ich wollte deine Hilfe, um hierher zu kommen. Aber . . .«
    »Und als ich dort ankam, Emrys Merlin, warst du schon fort. Der Junge namens Lleu bat mich ihn zu dir zu bringen. Genau wie
     die andern mit der, die du Mutter nennst. Ich konnte es nicht ablehnen, ahh nein, denn mir war klar, dass sie einzig aus Treue
     und Liebe darum baten.«
    »Sie werden sterben!« Aus Verzweiflung schrie ich. »Jeder Einzelne von ihnen wird sterben!«
    Mein Ausbruch hallte über den still gewordenen Hang und erschreckte die Kämpfer. Ein Kriegergoblin mitten im Ring fragte einen
     anderen verblüfft: »Wir werden alle sterben?« Der zweite Goblin wiederholte die Worte, ein anderer tat das Gleiche, dann noch
     einer. Wie kleine Wellen ineinem See trieb der Satz über den Kreis und den Hang hinunter.
Wir werden alle sterben
, hieß der Refrain.
Jeder Einzelne von uns wird sterben.
    »Ihr Narren!«, brüllte Rhita Gawr, er spürte die zunehmende Unzufriedenheit seiner Truppen. »Ihr könnt nicht sterben. Nur
     Sterbliche können sterben!«
    Aber seine Worte gingen im Geschrei der Geisterkrieger unter: »Fliegende Kinder – wie machen sie das?«
    »Magische Kräfte, das muss es sein. Ein verfluchter Tag! Was können sie noch?«
    »Keine Ahnung! Aber sie bedeuten das Ende unserer Eroberung, das spüre ich.«
    »Eher das Ende von uns!«
    Rhita Gawr schlug die Hände über dem Kopf zusammen und zerwühlte sein perfekt gekämmtes Haar. »Unsinn, ihr Narren! Die Kräfte
     dieser Kinder sind nichts im Vergleich zu meinen!«
    Jetzt schwenkte Lleu herunter und steuerte als Erster den Hügel neben uns an. Ein Kind nach dem anderen landete auf dem Hang,
     der von keiner Schlacht verschandelt war; ihre Füße berührten den Boden mit einer Anmut, die ihre Zuschauer erstaunte. Sie
     landeten tatsächlich so sanft wie vom Wind verwehte Samen, doch sie hatten weder Flügel noch sonst etwas, das sie trug. Das
     besorgte Gemurmel der Kriegergoblins wurde lauter.
    Lleu streckte die Hände aus. Medba ergriff die eine, ein schlaksiger Junge mit Ledersandalen die andere. Rasch fassten auch
     die anderen Kinder einander an den Händen und bildeten eine lange Reihe. Dann marschierten sie den Hügel hinunter auf unseren
     umkämpften Hang zu.
    Als die Geisterkrieger die Kinder näher kommen sahen, wurden sie immer aufgeregter. Sie konnten gar nicht verstehen,dass diese merkwürdigen Angreifer kühn auf sie zugingen – Angreifer, die überhaupt keine Waffen trugen.
    »Schaut euch das an. Sie haben keine Waffen!«
    »Nur ihre Magie, das reicht.«
    »Sei nicht albern, sie müssen Waffen haben! Ich wette, versteckt wie ihre Flügel.«
    »Und mächtig genug, um . . . also, ich warte nicht ab, bis sich das herausstellt!«
    Einzeln oder in kleinen Gruppen wichen die Kriegergoblins zurück. Einige ließen die Schwerter fallen, flohen den Hügel hinauf
     zum Steinkreis und sprangen in den Tunnel zur Anderswelt. Weitere folgten, immer mehr, taub für die

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