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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Jahre in jenem elenden Dorf hatte ich mich für eine Waise gehalten. Es waren Jahre der Einsamkeit und Sehnsucht, die
     in einem Augenblick unvergesslichen Schreckensendeten. Als Dinatius angriff . . . Flammen loderten . . . meine Haut brannte. Seine letzten, verzweifelten Schreie, bevor
     er starb . . . und meine eigenen, bevor ich blind wurde.
    Ohne zu überlegen berührte ich die geriffelten Narben an meiner Wange. Ich schaute auf den Jungen hinunter und wusste, dass
     auch er sein Leben lang Narben tragen würde, die schlimmsten unsichtbar. In diesem Moment drehte er mir den Kopf zu. Seine
     Augen schienen mich wahrzunehmen und sein Blick lastete auf mir.
    Beklommen trat ich zur Seite. So sehr es mich auch verlangte, ihm etwas Tröstliches zu sagen, etwas in mir wehrte sich dagegen.
     Er war in der Obhut meiner Mutter, nicht in meiner. Und in Wahrheit . . . wollte ich, dass es so blieb. Das alles war zu nah,
     zu brutal. Ich wandte mich ab.
    Aber nun stand ich Rhia gegenüber, die ebenfalls den Jungen beobachtete. Sie stieß mich in die Seite. »Er interessiert sich
     für dich, Merlin.«
    »Warum sollte er? Mutter kümmert sich um ihn.«
    »Nur im Moment.« Elen streichelte die wirren Locken des Jungen. »Seine Wunde ist gereinigt und verbunden und sollte gut heilen.
     Die inneren Verletzungen sind es, die mir mehr Sorgen machen. Die kann ich nicht erreichen.«
    »Hat er schon etwas gesagt?«, fragte Rhia.
    »Kein Wort.« Sie strich weiter über sein sandfarbenes Haar. »Ich weiß noch nicht einmal seinen Namen.«
    Jetzt hustete der Junge und spuckte das Moos aus. Mit rauer Stimme sagte er: »Lleu. Ich heiße . . . Lleu.«
    Mutters Miene heiterte sich auf. »Gut, Lleu, ich bin froh, dich kennen zu lernen. Ich heiße Elen.«
    Er wollte wieder etwas sagen, aber sie gebot ihm zuschweigen. »Noch nicht, mein Junge. Nicht zu schnell. Du hattest heute einen schlimmen Tag.«
    »Mutter!«, sagte ich eindringlich. »Noch mehr Schlimmes kommt auf uns zu! Wir sind hier, um dich zu warnen.«
    »Vor diesem Mann? Von dem du gesagt hast, dass er aus dem Gefängnis geflohen ist?«
    Ich nickte.
    »Warum sollte er mir etwas antun wollen?«
    »Weil es Stangmar ist.«
    Jäh wich die frische Farbe aus ihren Wangen. Sie sank auf die Holzbretter der Bühne und sah fast so mitgenommen aus wie Lleu.
     Dann befeuchtete sie sich die Lippen. »Ist er . . . frei?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Und er sucht dich«, ergänzte Rhia. »Er ist darauf aus . . .«
    Elen schloss die Augen. »Nicht, mir zu schaden. Nein, das würde er nicht tun.«
    »Doch!« Ich beugte mich zu ihr. »Bestimmt würde er das.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf.
    »Elen!«, rief eine tiefe Stimme.
    Ich fuhr herum und sah einen großen wettergegerbten Mann sich den Weg durch die Menge der Gaffer bahnen. Cairpré! Als er sich
     an Ionn vorbeidrängte, klopfte er dem Hengst auf den Rücken. Ionn schnappte nach dem grauen Wollschal, den der Dichter sich
     um den Hals gewickelt hatte.
    Cairprés dunkle, aufmerksame Augen unter den wirren grauen Haarbüscheln hatten mich erspäht. »Merlin! Und Rhia auch! Ich wünschte
     nur, wir hätten uns in einem glücklicheren Moment getroffen.«
    »Cairpré«, sagte ich, »wir haben Neuigkeiten.«
    »Nicht jetzt.« Er winkte ab. »Zuerst müssen wir denJungen aus der Kälte bringen. Diese Bühne ist nicht das richtige Nachtquartier.« Er schaute Elen an. »Ist alles in Ordnung,
     Liebes? Du siehst abgespannt aus.«
    »Ja, ja«, antwortete sie matt.
    Der Barde streckte ihr die Hand hin. »Was ist los?«
    »Später.« Sie schob die Hand zur Seite. »Hast du eine Hütte für den Jungen gefunden?«
    »Und auch für uns. Ich habe schon deine warme Jacke und die anderen Sachen hingebracht. Dort ist auch Platz genug für Rhia
     und Merlin.« Er winkte. »Kommt jetzt hier herunter.«
    Elen schaute in Lleus rundes Gesicht. »Kannst du schon gehen? Oder soll ich dich tragen?«
    Er stöhnte, wurde unruhig und setzte sich langsam auf. Vorsichtig griff er an seinen Kopf. Bevor er die Wunde berühren konnte,
     fing Elen seine Hand ab. »Noch nicht, mein Junge. Warte bis morgen.«
    Angst glomm wieder in seinen Augen, aber als sie den Arm um seine Schulter legte, beruhigte er sich etwas. Vorsichtig half
     sie ihm von der Bühne. Als sie herunterkamen, machten die Dörfler Platz, obwohl ihr Geflüster andauerte.
    Elen fragte Cairpré: »Hat diese Hütte einen Herd?«
    »Keinen großartigen, aber er tut’s. Wie der Barde sagt:
Der Mann in Not beschloss:

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