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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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mich zweifelnd an. »Er ist aber immer noch in der Gegend. Und wenn er noch da ist, könnte er andere verfolgen.«
    Ich nahm seine Hand in meine. »Aber nicht dich. Du bist jetzt in Sicherheit. Das verspreche ich.«
    Er nickte, schien aber nicht überzeugt.
    »Hier.« Ich gab ihm meine aufgesparten Haferplätzchen. »Nicht viel zum Abendessen nach einem langen Tag, aber am Morgen wird
     es uns besser gehen.«
    »Danke, junger Herr Merlin.« Er stopfte sich die Haferplätzchen in den Mund und fing an zu kauen.
    Ich schaute ihm zu, bis er fertig war. »Du kannst heute Nacht bei uns bleiben, Lleu, und es wird dir nichts Schlimmes geschehen.
     Das steht fest. Aber morgen, fürchte ich, werden wir uns wieder trennen müssen.« Als ich sein enttäuschtes Gesicht sah, erklärte
     ich: »Rhia geht ihren Weg und ich gehe . . . meinen. Mit einem von uns zu reisen wäre viel zu gefährlich für dich oder jeden
     anderen.«
    Er schaute mich tapfer an, auch wenn sein Kinn zitterte.
    »Mach dir jetzt keine Sorgen. Wir werden dich nicht allein lassen, auch wenn ich weiß, dass du auf dich Acht geben kannst.
     Bevor wir uns trennen, bringen wir dich in ein Dorf oder auf einen freundlichen Bauernhof.«
     
    Ich legte ihm den Arm um die Schulter und führte ihn zu einer flachen, moosigen Stelle hinter der Eiche. »Hier werden wir
     schlafen.« Als er in die Tasche griff, fügte ich hinzu: »Heute Nacht brauchen wir keinen Zunder, Junge. Für uns ist es Zeit
     zum Schlafen und für dich sicher auch.« Ich sagte ihm nicht den wahren Grund für meinen Verzicht aufs Feuer: Es könnte unerwünschte
     Besucher anlocken.
    Er nickte und gähnte ausgiebig. Dann nahm er den Schal ab, knüllte ihn zusammen und legte ihn als Kopfkissen aufsMoos. Ein paar Sekunden später hatte er sich zu einem Ball zusammengerollt und schlief.
    Eine Zeit lang standen Rhia und ich über ihm, diesem Jungen, der so daran gewöhnt schien, die Nacht auf dem kalten Boden zu
     verbringen. Inzwischen war die Dunkelheit um uns tiefer geworden. Die Furchen am Eichenstamm waren nicht länger zu sehen;
     die Bäume im Wald dahinter schmolzen zu einer schwarzen Masse, die dem Himmel glich. Heute Nacht würden keine Sterne funkeln.
     Mit einem Seufzer fragte ich mich, wessen Träume beängstigender sein würden, die von Lleu oder meine.
    Und doch . . . etwas an seinem Anblick schob meine Ängste zur Seite. Die einfache Güte seines Herzens rührte mich. Wie er
     dalag mit seinem sorgenvollen Gesicht, ließ er mich an den jungen König denken, dessen Schwert ich trug und dessen Last ich
     zu teilen versprochen hatte. In einem fernen Land, einem Land, das nach einer Prophezeiung eines Tages Merlins Insel genannt
     werden würde.
    Das alles war jedoch in einer anderen Welt, einer anderen Zeit. Die Welt, in der ich jetzt lebte, die Welt von Rhia und Hallia
     und Shim, weckte meine tiefste Treue. Das war der Ort, den ich liebte und mit aller Kraft beschützen wollte.

XI
ELLYRIANNAS HAND
    I n dieser Nacht träumte ich wieder von der Feder des Falken Verdruss. Doch diesmal flog ich nicht damit, sondern beobachtete
     sie von weitem. Die Feder, silbern und braun gestreift, schwebte von den sonnenbeglänzten Wolken herunter. Sie hüpfte und
     drehte sich graziös und ließ sich von Luftströmen tragen. Immer wenn ein Windstoß nachließ, schwoll ein anderer an, so dass
     die Feder weiter am Himmel flog und frei durch die Luft trieb.
    Plötzlich veränderte sich die Feder. Rasch wurde sie größer, schwoll in Länge und Breite, bis sie keine Feder mehr war, sondern
     ein ganzer Flügel. Ein zweiter Flügel erschien neben dem ersten, sie glichen einander wie ein vollkommenes Spiegelbild. Die
     Flügel erinnerten jetzt sehr an meinen verlorenen Freund Verdruss, außer dass sie nichts zwischen sich trugen – nichts als
     Luft.
    Die Flügel mit ihrem unsichtbaren Körper begannen rhythmisch zu schlagen. Sie flogen höher, weit übers Land, bis sie schließlich
     ihren Höhepunkt erreicht hatten. Dann stürzten sie herunter ohne auf Hindernisse zu achten, wie ein Speer durchschnitten sie
     die Wolken.
    Langsam, sehr langsam bildete sich ein Körper zwischen den Flügeln. Mein eigener Körper! Jetzt schlug ich mit den Flügeln;
     jetzt flog ich durch die Luft. Der Wind blies mir heftig ins Gesicht und ließ meine Augen tränen. Aber das machte mir nichts
     aus, ich fühlte mich ganz und gar lebendig. Teils Federn und teils Freiheit.
    Plötzlich erhob sich ein Sturm, ergriff mich mit der

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