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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Gewalt einer riesigen Hand. Überall schrie er, raste durch die Wolken,
     riss sie in Stücke. Hilflos ausgeliefert wirbelte ich durch die Luft. Schließlich stürzte ich auf eine sandige Küste. Ich
     rollte über Dünen und hell gefärbte Muscheln, fiel in das nebelverhüllte Meer und verschwand unter den Wellen.
    Da wachte ich auf. Dunkelheit umgab mich und die Zweige der alten Eiche knarrten im Nachtwind. Ich setzte mich auf, griff
     instinktiv nach meinem Beutel und tastete nach der Feder darin. Sie war da, weich und biegsam. Und echt. Ich wischte mir die
     schweißnasse Stirn mit dem Ärmel meiner Tunika.
    Die ganze Zeit gingen mir verschwommene Bilder durch den Kopf: Ein Flügel tauchte auf, dann ein zweiter, Federn glänzten in
     der Sonne, mein Körper flog über den Himmel. Dann – ein wütender Sturm und das Meer, das mich verschlang.
    Was hatte das zu bedeuten? Nichts Gutes, das war sicher. Und warum kam mir die sandige Küste so vertraut vor? Hatte ich sie
     schon gesehen, vielleicht in einem anderen Traum?
    Die Eiche ächzte laut, ihre Zweige bogen sich. Während Lleu auf dem Moosbett in tiefem Schlaf lag, regte sich Rhia. Hellwach
     setzte sie sich auf, etwas anderes als die Nacht verdüsterte ihr Gesicht.
    »Hast du auch geträumt?« Ich streckte die Hand nach ihr aus.
    »Nein, nicht geträumt«, sie legte ihren Zeigefinger um meinen. »Es war nur . . . ein Gefühl. Als würde etwas Schreckliches,
     wirklich Schreckliches gleich geschehen.«
    Ich atmete langsam die kalte Nachtluft ein. »In meinem Traum ging es um Flügel, Rhia. Zuerst Flügel ohne Körper,dann mit einem. Gefundene Flügel, dann im Meer verloren. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.«
    Sie rückte näher. »Wo im Meer? Irgendeine bestimmte Stelle?«
    »Ich weiß nicht, außer . . .« Ich schaute hinauf zu dem verhangenen Himmel hinter dem Flechtwerk der Zweige. »Außer dass es
     eine Küste war, ein Strand, mit – ja! Die Küste der sprechenden Muscheln, der Ort, an dem ich zuerst mit meinem Floß gelandet
     bin. Das stimmt, jetzt bin ich mir sicher.«
    Nachdenklich drehte sie sich ein paar Locken um die Finger. »Warum dort, frag ich mich?« Plötzlich richtete sie sich auf.
     »Merlin, hörst du das?«
    Ein tiefes, summendes Geräusch drang zu uns, so unheimlich wie das Ächzen der Zweige, aber noch trauriger. Ich horchte und
     versuchte die Herkunft auszumachen, aber vergeblich. Ich war nur überzeugt, dass der Klang aus einiger Entfernung durch die
     tiefe Finsternis des Waldes kam. Und dass er, woher er auch stammte, voller Leid war.
    »Komm.« Ich nahm meinen Stock in die eine und Rhias Arm in die andere Hand. »Wir wollen ihm folgen.«
    »Und wenn Lleu aufwacht und feststellt, dass wir fort sind?«
    Ich kaute an meiner Unterlippe. »Wir müssen einfach hoffen, dass er weiterschläft. Außerdem bleiben wir nicht lange weg.«
    Als ich auf die dichte Baumgruppe zutrat und dabei die verschlungenen Eichenwurzeln umging, zögerte Rhia. »Dort drin ist es
     noch dunkler als hier. Soll ich nicht versuchen den Feuerball zum Leuchten zu bringen? Wir könnten ihn als Laterne benutzen.«
    »Und uns demjenigen ankündigen, der das Geräusch macht? Nein, wir bleiben lieber unsichtbar. Komm jetzt. Mein zweites Gesicht
     kann uns gut führen.«
    »
Dich
kann es führen. Ich werde gegen Stämme laufen und mir die Zehen an Wurzeln stoßen, während du davontänzelst.«
    Ich grinste hinterhältig. »Jetzt merkst du, wie es für mich ist, wenn du vorausrennst wie auf unserem Weg nach Caer Aranon.«
    »Ich und gerannt?« Sie tat, als wäre sie beleidigt. »Das war nur geschlendert.«
    »Dann schlendere jetzt mit mir.«
    Ich nahm ihre Hand und sprang in den Farn am Rande der Bäume. Wir stiegen über zwei gestürzte Eschen und betraten die neue
     Schicht von Finsternis innerhalb des Astgewirrs. Mein zweites Gesicht arbeitete tatsächlich gut in dieser Finsternis, ich
     sah sogar meinen eisigen Atem. Und wichtiger, ich sah das Bett des Baches, der trotz der vereisten Stellen dahinströmte. Sein
     Ufer, vorwiegend unbewachsen, bildete den einfachsten Weg durch den Wald, obwohl überhängende Zweige auch hier in unsere Schultern
     stachen oder sich in unserem Haar verfingen. Ich war dankbar, dass Scullyrumpus trotz des holprigen Pfads ruhig in seiner
     Tasche an Rhias Ärmel blieb.
    Das Geräusch wurde ständig lauter. Mit der Zeit merkte ich, dass es nicht von einer, sondern von mehreren Stimmen kam. Und
     es waren die Stimmen von Männern und

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