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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Cairpré, seine Stirn glühte vom Feuerschein. »Du hast Recht, Merlin. Ich begreife es jetzt.« Mit dem Stiefel
     schob er einen glühenden Stock zurück in die Flammen. »Und während es mich freut, dass mein Schüler mein Lehrer geworden ist,
     wünsche ich nur, das wäre nicht in dem Moment geschehen, in dem wir alles verlieren.«
    »Wir haben es noch nicht verloren«, erklärte ich. »Hör mir zu. Erinnerst du dich an jene Nacht, jene schreckliche Nacht, in
     der wir uns zum ersten Mal begegnet sind?«
    Er betrachtete mich schweigend.
    »Nun, in dieser Nacht hast du etwas gesagt, das ich nie vergessen habe.«
    Als ich sah, wie die grimmige Linie seines Mundes sich ein klein wenig entspannte, fuhr ich fort. »Du hast mir gesagt, du
     wüsstest nicht, ob ich wirklich nach Fincayra gehöre, ob es wirklich mein Zuhause ist. Der Einzige, der das je wissen könnte,
     hast du gesagt, sei ich. Nun, jetzt sage ich dir, dass es mein Zuhause ist! Es wird
immer
mein Zuhausesein, egal welches Schicksal der Insel begegnet – oder mir.«
    Ich drückte sein Knie, meine blinden Augen tränten. »Ich liebe dieses Land, Cairpré. So sehr, dass ich alles, was ich habe,
     dafür geben werde, es zu retten.«
    Der Dichter schluckte mühsam, bevor er sprach. »Dann, mein Junge, ist es wirklich deine Heimat.«

XXI
FLIEGENDE GESCHÖPFE
    S pät am Nachmittag verließ Cairpré unseren geschützten Platz am Fuß der Düne. Steif bürstete er sich etwas Sand von der Tunika,
     seine Beine knackten. Finster entschlossen musterte er mich, das Licht der sinkenden Sonne färbte sein Haar in einem silbrigen
     Bronzeton.
    »Viel Glück, mein Junge. Du hast mich neu belebt, schon das ist ein Meisterstück. Ein Beweis für die Wirksamkeit deiner Macht!«
     Er legte die Finger fest um meinen Arm und flüsterte: »Vielleicht bist du es, der den Weg zur Insel findet.«
    »Das werde ich«, erklärte ich und stieß meinen Stock in den Sand. »Und dann werde ich mein Bestes tun, Rhita Gawr abzuwehren.«
    Sein fester Blick wurde unsicher. »Ich fürchte, dafür ist keine Macht stark genug. Er wird entsetzlich grausam sein – ob er
     die Gestalt eines Menschen annimmt, eines wilden Keilers oder eine völlig andere.« Langsam füllte er die Lungen mit der salzigen
     Luft. »Dennoch, dein Mut hat meinen angeregt. Und wenn ich auch nicht selbst zum Steinkreis komme, werde ich nach besten Kräften
     andere, bessere Kämpfer drängen dort zu sein.«
    »Danke, mein Freund.« Ich hob den Kopf. »Aber denk noch nicht einmal daran, mit den Zwergen zu reden. Bei Urnaldas Geisteszustand
     ist jeder Mensch oder Riese, der ihr Reich betritt, ein Selbstmörder.«
    Der Dichter lächelte schief. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde mich an Zugänglichere wenden, zum Beispiel an die große Menschen
     fressende Spinne von den umnebelten Hügeln.«
    »Elusa? Sie zu finden ist genauso gefährlich.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Alles ist jetzt gefährlich.«
    Nachdenklich schien er an unausgesprochenen Worten zu kauen. »Ich weiß, ich sollte etwas sagen, bevor wir uns trennen. Etwas
     Tiefsinniges oder wenigstens Poetisches, wie es einem Barden zukommt.« Er seufzte. »Mir fällt aber nichts ein. Ich habe dir
     ja gesagt, ich bin nicht sehr gut, wenn es um Schlüsse geht.«
    Er lächelte, so gut er konnte, und ließ meinen Arm los. Dann zog er die Kapuze seines schweren Umhangs hoch, die sein Gesicht
     bis auf die Nasenspitze beschattete. Er drehte sich um und schritt durch die Gruppe abgestorbener Bäume, eine dunkle Gestalt
     zwischen ihren weißen Stämmen. Dann ging er weiter durch das Überschwemmungsgebiet, seine Stiefel knirschten auf der harten
     Erde und dem spröden Gras.
    Ich stand auf der windabgewandten Seite der Düne, schaute ihm nach und fragte mich, ob wir uns je wieder begegnen würden.
     Als seine Gestalt verschwand, fing ich an Treibholz zu sammeln, genug, um das Feuer die Nacht hindurch brennen zu lassen.
     Die Wintersonne würde bald verschwunden sein und mit ihr das bisschen Wärme von ihren Strahlen.
    Als sich der blaue Himmel violett tönte, in der Farbe wilder Trauben, aß ich den Rest unseres Haferbreis und der Honigwabe.
     Dann strömte Dunkelheit über das Land wie die Flut eines schattigen Meeres. Meine Gedanken wandtensich den abgestorbenen Bäumen zu und ich überlegte, wie ich sie zu einem seetüchtigen Floß zusammenbinden könnte. Seile aus
     Tang könnten nützlich sein. Oder einige der getrockneten Ranken, die ich beim Durchqueren des

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