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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Höhepunkt der Flut anzeigte, und den Fuß der Dünen.
    »Oh bitte, bitte, Shim!«, rief das Mädchen mit den beiden waagrechten Zöpfen. Sie war nicht älter als drei, saß jetzt auf
     dem Hutrand und baumelte mit den Füßen. »Setz uns noch nicht ab! Flieg mit uns, wie diese Vögel vorhin geflogen sind.«
    Shim beugte sich zu ihr hinunter, so dass seine knollige Nase gegen den Sand unter dem Hutrand drückte. »Machen du dir keine
     Sorgen, Kleines. Ich machen bald wieder kleine Reise mit dir.«
    Sie schaute ihn aus großen Augen an. »Bestimmt, Shim?«
    »Natürlich, du süßes nettes Mädchen.«
    Sie kroch über die verflochtenen Weidenzweige des Randes, bis ihr Gesicht direkt neben dem des Riesen war. Schüchtern beugte
     sie sich vor, dann gab sie ihm einen Kuss auf die massige Wange. Shims Gesicht, immer gut durchblutet,wurde noch röter. Und zum ersten Mal seit langem lächelte er, seine breiten Lippen dehnten sich bis hinauf in die Wangen.
    Bis ich zu ihnen hinuntergelaufen war, hatten die anderen Kinder schon begonnen über den Hutrand zu krabbeln. Trotz der kalten
     Luft kletterten einige der Älteren die Dünen hinauf, wälzten sich im Sand oder rannten davon, den Strand zu erkunden. Ein
     paar blieben da, um den kleinen Kindern zu helfen, sie redeten ihnen zu in unsere wartenden Arme zu springen oder trugen sie,
     wenn sie zu durchfroren waren, um zu gehen.
    Shim packte die Füße von zwei Jungen, die einander geprügelt hatten, und hielt sie einen Augenblick daran hoch, während die
     Jungen sich schreiend und windend wehrten. Als sie sich schließlich etwas beruhigt hatten, legte er sie in den Sand.
    Zugleich kam mein Schatten aus dem Dunkel hinter Shims Jacke. Mit seiner unverkennbaren Selbstgefälligkeit rutschte er den
     Saum hinunter und durch ein Knopfloch, dann sprang er auf den Boden. Ich wollte ihn gerade daran erinnern, dass er seinen
     Urlaub zwar verdient, aber noch nicht angetreten hatte, da lenkte mich ein schlaksiges, etwa zehnjähriges Mädchen ab. Sie
     kletterte kühn über die Strecke zwischen Shims Ohr und der Schläfe! Dann packte sie eine Haarsträhne wie ein Seil, schwang
     sich daran hinunter und lief zum Strand.
    »Diese Medba erinnert mich an deine Schwester.«
    Ich fuhr herum und stand vor meiner Mutter. Ihr Haar war wirr, ihr blaues Gewand verfleckt und sie sah fast so müde aus wie
     Shim. Aber ihr Gesicht strahlte, während sie das Haar des Jungen neben sich verwuschelte.
    »Lleu!«, rief ich und zog spielerisch an seinem Wollschal.
    Er schaute zu mir auf, sein gesundes Ohr leuchtete durch die Locken in der Sonne. »Ich bin sehr froh dich zu sehen, junger
     Herr Merlin.«
    »Geht mir genauso, mein Freund.«
    Er lächelte erfreut und zeigte die Lücke, in der eines Tages seine Schneidezähne sein würden.
    Ich wandte mich wieder an Elen mit den Saphiraugen. »Du konntest also nicht widerstehen«, sagte ich grinsend, »aus diesem
     Dorf zu fliehen?«
    »Darum ging es nicht«, auch sie grinste. »Aber so sehr ich den Ort liebte, jemand
musste
Shim helfen, alle diese Kinder zu betreuen.«
    Ich betrachtete die Kleinen, die zum Strand liefen, in den Flutlachen planschten, Sand auf andere Kinder kickten, in den Hut
     sprangen und wieder hinaus und ich musste ihr Recht geben. »Bestimmt war Shim froh dich zu sehen! Genau wie ich.«
    Wir umarmten uns und sie tätschelte mir den Rücken durch die Sternenjacke, die sie mir geschenkt hatte. Als sie mich losließ,
     musterte sie mich aufmerksam und runzelte besorgt die Stirn. »Du hast einigen Ärger gehabt, stimmt’s?«
    »Oh«, sagte ich so lässig wie möglich, »ein bisschen. Aber im Moment habe ich das Problem, wie man ein Schiff baut, das groß
     genug für alle ist.«
    »Warum fragst du nicht Rhia? Sie sprudelt vor Ideen.« Elen schaute über die Düne, dann fragte sie: »Wo ist sie überhaupt?«
    »Sie ist . . . äh, einen anderen Weg gegangen. Sie reitet Ionn, du weißt, wie gern sie das tut.«
    Meine Mutter sah mich finster an. »Sie reitet jetzt nicht zum Vergnügen.«
    »Nein«, gab ich unter dem Gewicht dieses Blicks zu. »Aber es geht ihr gut. Glaub mir.«
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube dir nicht, Merlin. Niemandem von uns geht es gut bei allem, was geschehen ist.«
    »Moment.« Ich deutete mit meinem Stock auf die Kinder, die sich über den Strand verteilten. »
Ihnen
schon. Und sie sind, das ist wichtiger, mindestens für kurze Zeit sicher. Ohne Bedrohung durch dieses Ungeheuer mit den Schwertarmen,
    

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