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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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betrachten konnte. »Vermutlich gebrochen.«
    »Und vergesst den armen alten Bumbelwy«, wimmerte der Spaßmacher. »Ich habe nichts Nützliches getan. Gar nichts.«
    Trotz ihrer Schmerzen lachte Rhia beinah. »Bumbelwy, du warst wunderbar. Wenn mein kaputter Arm nicht wäre, würde ich dich
     umarmen.«
    Der Spaßmacher hörte auf zu stöhnen, wenn auch nur einen Augenblick. Er errötete fast unmerklich. Dann saher ihren verletzten Arm und legte Stirn, Wangen und Kinne in betrübte Falten. »Das sieht ziemlich schlimm aus. Du wirst dein
     Leben lang behindert sein. Nie mehr essen oder schlafen können.«
    »Ich glaube nicht.« Sanft legte ich Rhias Arm über ihren Schoß und tastete nach dem Bruch.
    Sie zuckte zusammen. »Was kannst du schon tun? Hier – oh, das tut weh! – gibt es nichts, was du als Schiene benutzen könntest.
     Und ohne zwei – oh! – Arme kann ich unmöglich hier wegklettern.«
    »Unmöglich«, wiederholte Bumbelwy.
    Ich schüttelte den Kopf und ein paar Kieselsteine fielen aus meinen Haaren. »Nichts ist unmöglich.«
    »Bumbelwy hat Recht«, widersprach Rhia. »Da kannst du nichts machen. Oh! Selbst dein Kräuterbündel . . . kann nicht helfen.
     Merlin, du solltest mich hier lassen. Geh weiter . . . ohne mich.«
    Ich schob das Kinn vor. »Bestimmt nicht! Ich habe einiges über das Verbinden gelernt. Wir bleiben zusammen, du und ich, wie
     jene zwei Falken im Wind.«
    Ein schwaches Licht flackerte in ihren Augen. »Aber wie? Ich kann nicht klettern . . . ohne meinen Arm.«
    Ich streckte meine schmerzenden Schultern und holte tief Luft. »Ich hoffe deinen Arm zu richten.«
    »Mach dich nicht lächerlich.« Bumbelwy kroch auf dem Sims näher. »Dafür brauchst du eine Schiene. Eine Trage. Und eine Armee
     von Heilkundigen. Es ist unmöglich, sage ich.«
    Ich spürte den Bruch und legte sanft meine Hände darüber. Obwohl es für mein zweites Gesicht unwichtig war, schloss ich konzentriert
     die Augen. Mit aller Kraft stellteich mir warmes, heilendes Licht vor und sammelte es in meiner Brust. Als mein Herz von Licht überfloss, ließ ich die Helligkeit
     meine Arme hinunter und in meine Finger fließen. Wie unsichtbare warme Flüsse strömte das Licht aus mir und in Rhia hinein.
    »Oh«, seufzte sie. »Das tut gut. Was machst du?«
    »Ich mache nur, was eine weise Freundin mir einmal geraten hat. Ich höre auf die Sprache der Wunde.«
    Sie lächelte und lehnte sich an den felsigen Sims.
    »Lass dich nicht täuschen«, warnte Bumbelwy. »Wenn es dir jetzt besser geht, dann nur, weil es dir später zehnmal schlechter
     gehen wird.«
    »Das ist mir egal, du alte Plage! Er fühlt sich schon stärker an.« Sie wollte den Arm heben.
    »Nicht«, befahl ich. »Noch nicht.«
    Während das warme Licht weiter aus meinen Fingerspitzen strömte, konzentrierte ich mich auf die Knochen und Muskeln unter
     der Haut. Geduldig, sorgfältig spürte ich im Geist jeder Gewebefaser nach. Jede Faser berührte ich sanft, brachte sie dazu,
     wieder stark, wieder heil zu sein. Eine Sehne nach der anderen badete ich in Licht, glättete sie und brachte sie wieder an
     ihren Platz. Schließlich nahm ich die Hände weg.
    Rhia hob ihren Arm. Sie bewegte die Finger. Dann legte sie mir die Arme um den Hals und drückte mich mit Bärenstärke an sich.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte sie, als sie mich losließ.
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Ich klopfte auf den knorrigen Griff meines Stocks. »Aber ich glaube, es könnte eine weitere
     Strophe über das Verbinden sein.«
    »Du hast wahrhaftig die Seele dieser Strophe gefunden. Deine Mutter, die Heilerin, wäre stolz.«
    Ihre Worte rüttelten mich auf. »Komm! Wir haben weniger als eine Woche übrig. Ich will bis morgen früh im Dorf der Slantos
     sein.«

XXI
DER SCHREI
    A ls wir uns schließlich über den Rand der Schlucht zogen, war die Sonne gerade untergegangen. Schatten sammelten sich auf den
     steilen Vorsprüngen, während die dunklen Hügel vor uns fast schwarz emporragten. Als ich die Hügel betrachtete, hallte der
     einsame Schrei eines Cañonadlers irgendwo in der Nähe und erinnerte mich wieder an den Adlerschrei, mit dem der große Rat
     von Fincayra begonnen hatte. Und an die Tatsache, dass diese Hügel inzwischen zum Leben erwacht sein könnten, wenn ich mein
     Versprechen mit der blühenden Harfe gehalten hätte.
    Wir drei wanderten in die zunehmende Dämmerung. Die flachen Steine unter unseren Füßen machten bald trockener, rissiger Erde
     Platz,

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