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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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einer Erde, die ich mit den dunklen Hügeln gleichzusetzen gelernt hatte. Bis auf das gelegentliche Blätterrascheln
     verdorrter Bäume hörten wir nur das Knirschen unserer Stiefel, das Rasseln von Bumbelwys Glocken und den rhythmischen Aufschlag
     meines Stocks auf dem Boden.
    Es wurde dunkler. Ich wusste, dass die tapferen Tiere, die seit dem Einsturz des verhüllten Schlosses in diese Hügel zurückgekehrt
     waren, sichere Verstecke nach Sonnenuntergang gefunden haben mussten. Denn das war die Zeit, in der die Kriegergoblins und
     Wechselgeister – und irgendwelche anderen unterirdisch lebenden Kreaturen– versucht sein könnten aus ihren Felsenhöhlen hervorzukommen. Ich schauderte, wenn ich daran dachte, dass mindestens eins
     dieser Geschöpfe es gewagt hatte, bei hellem Tageslicht aufzutauchen. Rhia, die wie gewöhnlich mit nachtwandlerischer Sicherheit
     meine Gedanken spürte, drückte sanft meinen Arm.
    Die Nacht sank herab, während wir weiter die dunklen Hügel hinaufstiegen. Krumme Bäume standen wie Skelette da, ihre Zweige
     knarrten im Wind. Wir hatten Mühe, die nordöstliche Richtung beizubehalten, weil schwere Wolken die meisten Sterne und den
     schmal gewordenen Mond verdeckten. Selbst Rhia ging in der Finsternis langsamer. Obwohl Bumbelwy sich nicht laut beschwerte,
     wurde sein Murren immer ängstlicher. Meine müden Füße stolperten oft über Steine und tote Wurzeln. Unter diesen Umständen
     war es wahrscheinlicher, dass wir uns verirrten, als dass wir angegriffen wurden.
    Als schließlich Rhia auf eine schmale Wasserrinne deutete, die den Hang hinunterlief, alles, was von einem einst munteren
     Fluss übrig geblieben war, stimmte ich zu, dass es klüger wäre, bis zum Morgengrauen auszuruhen. Minuten später lagen wir
     drei auf der harten Erde des Flussbettes. Rhia fand einen runden Stein, den sie als Kopfkissen benutzen konnte, während Bumbelwy
     sich zu einem Ball zusammenrollte und erklärte: »Ich könnte auch schlafen, wenn ein Vulkan ausbrechen würde.« Angesichts der
     Gefahr versuchte ich mein Bestes, um wach zu bleiben, aber bald schlief ich wie die anderen.
    Ein schriller Schrei ertönte. Hellwach setzte ich mich auf, genau wie Rhia neben mir. Wir hielten beide den Atem an und horchten,
     hörten aber nichts als BumbelwysSchnarchen. Ein schwacher Schein hinter den Wolken war alles, was wir vom Mond erkennen konnten, und sein Licht erhellte kaum
     die Hügel rundum.
    Wieder ein Schrei. Er hing in der Luft, ein Schrei hellsten Entsetzens. Obwohl Rhia mich zurückzuhalten versuchte, packte
     ich meinen Stock und stolperte aus dem Flussbett hinaus. Sie folgte mir auf den finsteren Hang. Ich strengte mein zweites
     Gesicht an, so weit es ging, und versuchte in die Schatten zu spähen, ob sich irgendetwas bewegte. Aber nicht das Geringste
     rührte sich, noch nicht einmal eine Grille.
    Plötzlich bemerkte ich eine ungeschlachte Gestalt, die unter uns über die Felsen ging. Selbst wenn ich den spitzen Helm nicht
     gesehen hätte, wäre mir sofort klar gewesen, was es war. Ein Kriegergoblin. Über seinen muskulösen Schultern lag ein kleines
     zappelndes Geschöpf, das offenbar dem Tod nahe war.
    Ohne nachzudenken rannte ich den Hang hinunter. Der Goblin hörte meine Schritte und fuhr herum. Er schleuderte die Beute von
     den Schultern und zog mit erstaunlicher Schnelligkeit sein breites Schwert. Als er es über den Kopf hob, kniff er zornig die
     Augen zusammen.
    Waffenlos bis auf meinen Stock stürzte ich mich direkt auf ihn. Meine Schulter schlug gegen seine gepanzerte Brust und warf
     ihn um. Zusammen rollten wir den steinübersäten Hang hinunter.
    Als ich zum Halten kam, drehte sich immer noch alles vor mir. Der Kriegergoblin hatte sich schneller gefasst. Er stand wild
     knurrend über mir, seine Hand mit den drei Fingern umklammerte immer noch das Schwert. Die Klinge schimmerte dunkel im Licht
     des Mondes,der hinter den Wolken vorgekommen war. Gerade als er damit zuschlug, rollte ich mich zur Seite. Es schlug hart auf den Boden
     und zersplitterte eine alte Wurzel. Der Kriegergoblin fauchte zornig und hob wieder das Schwert.
    Ich versuchte aufzustehen, stolperte aber über etwas. Mein Stock! Verzweifelt hob ich ihn vors Gesicht, als das Schwert des
     Goblins auf mich heruntersauste. Ich wusste, dass der dünne Stock kaum die Klinge aufhalten würde, doch mehr konnte ich nicht
     tun.
    Als die Klinge auf das Holz schlug, erschütterte eine plötzliche Explosion den Hang. Eine

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