Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
nicht um. Die anderen auch nicht.
    Sobald wir durch die Tore waren, bemerkte ich ein hohes, spiralförmiges Bauwerk mitten auf dem Dorfplatz. Kinder spielten
     kreischend und hüpfend um seinen Fuß, während Erwachsene in einem ständigen Strom kamen und gingen. Mit Eimern, Körben und
     Krügen beladen glichen sie einem Ameisenvolk, das alle Lasten seines Gemeinwesens auf dem Rücken trägt. Dann fiel mir ein
     sonderbares Rieseln an der goldfarbenen Oberfläche auf.Als würde sie sich irgendwie bewegen. Als wäre sie lebendig.
    Bis auf wenige, die auf meinen Stock zeigten und verstohlen flüsterten, schienen die meisten Dorfbewohner zu sehr mit ihrer
     Arbeit beschäftigt, um uns zu beachten. Ich umrundete eine Gruppe von Kindern, die in ein Spiel mit Stäbchen vertieft war,
     und ging vorsichtig näher an das Bauwerk heran. Von ihm schien zumindest ein Teil des köstlichen Geruchs zu kommen, der dieses
     Dorf umgab. Und seine Oberfläche bewegte sich tatsächlich. Eine dicke goldene Flüssigkeit strömte langsam aus einem Rohr an
     seiner Spitze durch spiralförmige Rinnen bis hinunter zu einem großen Teich an seinem Fuß. Aus diesem Teich holten Leute Eimer
     voll der goldenen Flüssigkeit, die sie rasch in die Häuser trugen. Zugleich schütteten andere Mehl, Milch und andere Zutaten
     in die vielen Öffnungen am Fuß der Konstruktion.
    »Eine Fontäne.« Ich starrte sie zutiefst verwundert an. »Eine Brotfontäne.«
    »Teigfontäne meinst du.« Rhia beugte sich über den schäumenden Teich. »Sie müssen dieses goldene Zeugs – sieht es nicht aus
     wie Honig, nur dicker? – als Teig für einige ihrer Brote benutzen.«
    »Für alle unsere Brote, um genau zu sein.«
    Wir fuhren herum und sahen einen dicken blonden Mann mit roten Wangen, der gerade zwei große Krüge aus der Fontäne füllte.
     Seine Ohren waren wie die der anderen Fincayraner oben leicht spitz. Doch seine Stimme erschien wie sein Gesicht recht ungewöhnlich,
     fröhlich und spöttisch zugleich. Er war, dachte ich, entweder das eine oder das andere. Aber was, konnte ich nicht sagen.
    Als die Krüge fast überflossen, zog er sie aus dem Teich. Er stützte sie auf seinen ansehnlichen Bauch und betrachtete uns
     einen Moment. »Besucher, hä? Wir mögen keine Besucher.«
    Unsicher, ob er unfreundlich war oder nur scherzte, sagte ich: »Über das Brotbacken würde ich gern etwas lernen. Könntest
     du mir helfen?«
    »Ich könnte«, antwortete er barsch. Oder neckend. »Aber ich habe gerade zu viel zu tun.« Er wandte sich zum Gehen. »Versuch
     es an einem anderen Tag.«
    »Ich habe keinen anderen Tag!« Ich blieb neben ihm, während er auf eines der Häuser zuging. »Möchtest du mir nicht bitte ein
     wenig von deiner Kunst zeigen?«
    »Nein«, erklärte er. »Ich habe dir gesagt, ich habe . . .«
    Er stolperte über zwei schmutzige Jungen, etwa so alt wie Galwy, die sich um einen Laib blau geflecktes Brot stritten. Nur
     ein Krug fiel zu Boden, aber er zerbrach in Dutzende von Scherben, von denen die goldene Flüssigkeit aus der Fontäne rann.
    »Jetzt siehst du, was du angerichtet hast!« Mit einem Brummen, das eindeutig ernst und nicht scherzhaft gemeint war, bückte
     er sich und sammelte die Scherben auf. Als er sah, dass ich ihm helfen wollte, winkte er zornig ab. »Geh weg, Junge! Ich brauche
     deine Hilfe nicht.«
    Verstimmt ging ich zur Brotfontäne zurück und achtete kaum auf die köstlichen Düfte, die sie weiter in die Luft schickte.
     Rhia hatte gesehen, was passiert war, und schüttelte bestürzt den Kopf. Sie wusste so gut wie ich, dass alle unsere bisherigen
     Anstrengungen sinnlos sein würden, wenn wir hier in Slantos nicht fanden, was wir brauchten.
    Als ich an den beiden zankenden Jungen vorbeikam, die wie Zwillingsbrüder aussahen, merkte ich, dass ihr Streit gleich in
     eine handfeste Schlägerei ausarten würde. Geballte Fäuste, drohende Stimmen. Ein Junge versuchte auf den blau gefleckten Laib
     zu treten, der vor den Füßen des anderen lag. Der zweite brüllte wütend auf und ging auf seinen Feind los.
    Ich steckte meinen Stock in den Gürtel und ging zwischen die beiden. Den einen packte ich am Kragen, den anderen an der Schulter
     und versuchte mein Bestes sie auseinander zu halten. Beide schrien und zappelten und traten wild gegen meine Beine. Schließlich
     erlahmten meine Arme, ich ließ die Jungen los und bückte mich nach dem Brotlaib.
    Ich hob ihn hoch, er war jetzt mehr schmutzig braun als blau. »Kämpft ihr

Weitere Kostenlose Bücher