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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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uns bebte die Erde wie die Klippen auf allen Seiten von dem Lärm. Oder von dem, was den Lärm verursachte.
    Sobald Bumbelwys Füße die Erde berührten, wankte er unsicher zu einem riesigen Haufen aus Laub, Zweigen und Farnen, der aus
     irgendeinem Grund auf der Kuppe lag. Er bedeckte fast die Hälfte der Kuppe und ragte aus ihr wie ein kleiner Reisigberg. Der
     Spaßmacher fiel auf den Haufen, kletterte höher und streckte sich dann darauf aus. Über dem Gepolter rief er: »Wenn ich schon
     in einem Erdbeben sterbe, dann möchte ich es wenigstens weich haben!«
    Er strich ein paar zerbrochene Zweige unter seinem Kopf glatt. »Außerdem muss ich schwierige Verdauungsarbeit bewältigen.
     Ganz zu schweigen davon, dass ich mich von diesem Flug erholen muss.« Er schloss die Augen und kuschelte sich tiefer in den
     Farn. »Stellt euch vor! An einem Tag fast zweimal umgebracht.« Er gähnte und schüttelte dabei seine Glocken. »Wenn ich nicht
     so ein Optimist wäre, würde ich sagen, dass mir noch etwas Schlimmeres zustößt, bevor der Tag zu Ende geht.«
    Sekunden später schnarchte er.
    »Ich wünsche dir viel Glück, Emrys Merlin.« Die Stimme sprach wegen des Polterns lauter als sonst in meinOhr. »Ich wollte, ich könnte länger bei dir bleiben, aber ich muss fliegen.«
    »Ich wollte, du müsstest nicht fort.«
    »Ich weiß, Emrys Merlin, ich weiß.« Aylahs warmer Atem streichelte meine Wange. »Vielleicht begegnen wir uns eines Tages wieder.«
    »Und fliegen wieder?« Rhia hob die Arme, als wären es Flügel. »Wie der Wind?«
    »Vielleicht, Rhiannon. Vielleicht.«
    Mit einem plötzlichen Luftwirbel wehte die Windschwester davon.

XXVI
SPRINGEN
    E in lauter Schlag kam von irgendwo aus dem steilwandigen Tal unterhalb der Kuppe. Die Erde bebte wieder und warf Rhia und mich
     rücklings zu Boden. Eine dicke Drossel mit weißen Tupfen auf den purpurroten Flügeln kreischte und flog hinunter ins struppige
     Gras. Ich setzte mich auf und schaute zu Bumbelwy hinüber, der immer noch friedlich in dem Haufen aus Laub und Reisig schnarchte.
     Was ihn wecken würde, ging über meine Vorstellungskraft.
    Auf allen vieren krochen Rhia und ich langsam an den Rand der Kuppe und spähten ins Tal hinunter. In diesem Moment spaltete
     sich eine ganze Felsgruppe über dem Tal, schwankte gefährlich und stürzte dann in einer Wolke aus Geröll und Staub in die
     Tiefe. Neues Gepolter ertönte und der Boden unter uns bebte wieder heftig.
    Als sich der Staub verzogen hatte, erkannte ich die Gestalten, die unten an der Arbeit waren. Selbst aus dieser Entfernung
     sahen die Riesen gewaltig aus. Und beängstigend stark. Während einige von ihnen Blöcke mit Hämmern so groß wie Kiefern spalteten,
     schleppten andere Felsbrocken in die Mitte des Tals. Fünfzig Männer und Frauen wären nötig gewesen, um nur einen dieser Steine
     hochzuheben, doch die Riesen trugen sie herum wie Heuballen.
    Nicht weit entfernt waren andere Riesen dabei, die grauen und weißen Steine zu behauen, die wieder andere sorgfältig zu Türmen
     und Brücken einer wachsenden Stadt fügten. Das also war Varigal! Von Stangmars Armee aus Kriegergoblins zerstört, wurde Fincayras
     älteste Stadt jetzt Stein um Stein völlig neu aufgebaut. Schon spiegelten die roh behauenen Mauern und Türme die Felswände
     und die schneebedeckten Bergspitzen, die das Tal umgaben.
    Bei der Arbeit sangen die Riesen mit tiefen, rauen Stimmen. Ihre Worte hallten polternd und grollend wie die Steine von Klippe
     zu Klippe.
    Hy gododin catann hue
    Hud a lledrith mal wyddan
    Gaunce ae bellawn wen cabri
    Varigal don Fincayra
    Dravia, dravia Fincayra.
     
    Hud ya vardann tendal fe
    Roe samenya, llaren kai
    Hosh waundi na mal storro
    Varigal don Fincayra
    Dravia, dravia Fincayra.
    Vor ewigen Zeiten, so kam es mir vor, hatte ich diese selben Stimmen die Lledra singen hören. Das war beim Tanz der Riesen
     gewesen, der schließlich das verhüllte Schloss zum Einsturz gebracht hatte. Und Elen hatte mir dasselbe Lied vorgesungen,
     als ich nicht viel mehr als ein Baby in ihren Armen war.
    Bäume, die reden, und Steine, die gehen,
    Und Riesen sichern der Insel Bestehen.
    Solange wir tanzen, wird sie nicht vergehen.
    Varigal krönt Fincayra.
    Lang lebe, lang lebe Fincayra.
     
    Der Atem der Riesen lässt Stürme wehen,
    Ihr Griff in die Wellen bringt Fluten zum Stehen,
    Wenn Land droht bei Schneeschmelzen unterzugehen.
    Varigal krönt Fincayra.
    Lang lebe, lang lebe Fincayra.
    Bumbelwy schnarchte

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