Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
größer werdende blaue Fläche vor uns sah, da platschte sein schwerer Fuß auch schon
     ins Wasser. Im nächsten Moment watete er, von einem Schwarm kreischender Möwen umgeben, durch einen Kanal. Seine Stimme dröhnte
     und erschreckte die Vögel. »Ich wissen noch, wie du mich durch einen brausenden Fluss getragen.«
    »Stimmt!«, rief ich, damit er mich über dem Wind und den schreienden Möwen hörte. »Die Durchquerung warso schwierig, dass ich dich auf den Schultern tragen musste.«
    »Das sein jetzt kaum so! Bestimmt, definitiv, absolut.«
    Ich richtete mein zweites Gesicht über den Kanal und sah am Horizont eine Reihe dunkler Hügel, so zerklüftet wie ein Gebiss
     schlechter Zähne. Die verlorenen Länder. Ich erinnerte mich gut an die Worte, mit denen Cairpré dieses Gebiet beschrieben
     hatte.
Unbekannt und unerforscht.
Wenn ein tödlicher Drache irgendwo in diesen Hügeln schlief, dann brauchte ich nicht zu fragen, warum. Instinktiv umklammerte
     ich den Griff meines Schwerts.
    Minuten später stieg Shim aus dem Kanal, seine behaarten Füße klatschten auf den Strand. An einem breiten Ufer aus flachem
     Fels setzte er uns ab. Keine Blumen, noch nicht einmal Gräser wuchsen hier. Selbst das strahlende Licht des nahen Sonnenuntergangs
     gab dem Land keine sanftere Färbung. Nur glänzende schwarze Asche bedeckte die Felsen und erstreckte sich bis zu den Hängen
     im Landesinneren. Die Luft roch nach Holzkohle wie eine verlassene Feuerstelle. Diese ganze Küste und alles, was einmal darauf
     gewachsen war, musste Opfer mächtiger Flammen geworden sein. Selbst die Felsen waren rissig und verbogen, von wiederholten
     extremen Hitzeausbrüchen gezeichnet. Ein Blick über die zerklüfteten Hügel zeigte mir den Grund: Dünne Rauchringe stiegen
     aus einer Vertiefung nicht weit im Landesinneren auf.
    »Dorthin gehen wir«, erklärte ich.
    Shim beugte sein besorgtes Gesicht so tief herunter, dass sein Kinn fast den Griff meines Stocks berührte. »Sein du sicher?
     Niemand besuchen einen Drachen absichtlich.«
    »Ich schon.«
    »Du sein töricht! Wissen du das?«
    »Ich weiß es. Nur zu gut, glaub mir.«
    Die Lider über den feuchten Augen des Riesen blinzelten. »Dann viel Glück. Du fehlen mir. Und du auch, süße Rhia. Ich hoffen,
     eines Tages machen ich mit euch noch eine Überquerung.«
    Bumbelwys Glocken bimmelten, als er den Kopf schüttelte. »Nach dem Besuch der Drachenhöhle dort drüben haben wir wahrscheinlich
     keinen weiteren Tag.«
    Shim richtete sich auf. Er schaute noch einen Augenblick auf uns herunter, dann drehte er sich um und schritt direkt in den
     Kanal. Die untergehende Sonne, die den Westhimmel lavendelblau und rosa streifte, zeichnete die Umrisse seiner massigen Schultern
     und des Kopfs nach. Hoch über uns stieg eine bleiche Mondsichel am Himmel auf.

XXVIII
ERLEDIGEN
    S tatt zu versuchen bei Nacht zur Drachenhöhle zu gehen, beschloss ich bis zum Morgengrauen zu warten. Während die anderen unruhig
     auf den geschwärzten Felsen schliefen, blieb ich wach und dachte nach. Denn der sechste Schritt, der Schritt des Erledigens,
     konnte nur eins bedeuten.
    Ich musste den Drachen erschlagen.
    Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken. Wie konnte ein Junge, selbst wenn er mit einem Zauberschwert bewaffnet war,
     so etwas vollbringen? Drachen waren, wie ich aus den Geschichten meiner Mutter wusste, unglaublich mächtig, erstaunlich schnell
     und überaus klug. Ich erinnerte mich an die Nacht, in der sie mir in unserer Lehmhütte von ihnen erzählt hatte. Ihr Gesicht
     glühte vom Herdfeuer, als sie einen Drachen beschrieb, der ein Dutzend Riesen mit einem einzigen Schwanzschlag umgebracht
     und sie dann mit seinem feurigen Atem zum Abendessen gebraten hatte.
    Wie sollte ich es dann schaffen? Im Gegensatz zu dem Magier Tuatha kannte ich keinen Zauber, der helfen könnte. Ich wusste
     nur, dass es entsetzlich sein würde, sich einem Drachen zu nähern, ob er nun schlief oder nicht, und fast unmöglich, ihn zu
     erledigen.
    Als die ersten Sonnenstrahlen die verkohlte Küste berührten und sich wie Feuer über den Wellen ausbreiteten,stand ich widerstrebend auf. Meine Hände waren so kalt wie mein Herz. Ich zog einen von Shims Äpfeln aus der Tasche meiner
     Tunika und biss hinein. Obwohl er knackig und würzig war, schmeckte ich kaum etwas. Als nur noch das Kerngehäuse übrig war,
     warf ich es zur Seite.
    Rhia setzte sich auf. »Du hast überhaupt nicht geschlafen, stimmt’s?«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher