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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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starrte auf die zerklüfteten Hügel, die jetzt rosa getönt waren. »Nein. Und ich habe noch nicht einmal eine Ahnung von
     einem Plan vorzuweisen. Wenn du vernünftig bist, bleibst du hier. Falls ich überlebe, komme ich zurück und hole dich.«
    Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ein paar Blätter, die sich in ihren braunen Locken verfangen hatten, zu Boden taumelten.
     »Ich dachte, das hätten wir schon diskutiert. Dort am See des Gesichts.«
    »Aber diesmal sind die Risiken zu groß. Rhia, du hast mich seit den dunklen Hügeln gewarnt, dass ich mich verirren könnte.
     Nun, man kann sich auf mehr als eine Art verirren. Und ich fühle mich jetzt wie in einem Labyrinth ohne Ausweg.« Ich atmete
     lange und langsam aus. »Verstehst du nicht? Nur ein Zauberer, ein richtiger Zauberer kann einen Drachen besiegen! Ich weiß
     im Grunde nicht, was man braucht, um ein Magier zu sein – Stärke oder Geschick oder Geist. Cairpré sagte, das alles und mehr.
     Ich weiß nur, dass ich nicht habe, was man braucht.«
    Rhia sah mich erschrocken an. »Ich glaube es nicht. Und deine Mutter auch nicht.«
    »Diesmal irrst du dich trotz all deiner Instinkte.« Ich schaute zu Bumbelwy hinüber, der sich unter seinenUmhang gekuschelt hatte. »Soll ich ihn vor die gleiche Wahl stellen?«
    Der schlaksige Spaßmacher rollte sich herum. »Ich komme mit, falls du das meinst.« Er streckte seine langen Arme. »Wenn du
     je meinen Witz und meine gute Laune gebraucht hast, dann jetzt, am Tag deines sicheren Todes.«
    Mit einem so ernsten Gesicht wie sonst Bumbelwy wandte ich mich den Hügeln zu. Aus einer der keilförmigen Vertiefungen zwischen
     ihnen stieg eine dunkle Rauchsäule. Sie kräuselte sich himmelwärts und verunstaltete den Sonnenaufgang. Ich machte einen Schritt
     darauf zu. Dann noch einen. Und einen weiteren. Bei jedem Schritt knallte mein Stock auf den Fels wie eine zuschlagende Tür.
    Ich wanderte über das versengte Land mit Rhia neben mir und Bumbelwy nicht weit dahinter. Da wir wussten, dass wir nicht auf
     uns aufmerksam machen durften, traten wir so leise auf wie Füchse. Niemand sprach. Ich legte meinen Stock über die Schulter,
     damit er nicht an die Felsen schlug. Der Spaßmacher hielt sogar die Hände über den Kopf, um die Glocken zu dämpfen. Als wir
     uns der rauchenden Höhle näherten, verstärkten sich meine schlimmen Ahnungen. Der Drache mochte mit dem Aufwachen bis zu Fincayras
     dunkelstem Tag warten, mein dunkelster Tag war jedenfalls gekommen.
    Ein tiefes, dröhnendes Geräusch drang über die geschwärzten Flächen zu uns. So tief wie die Basssaiten einer gewaltigen Harfe.
     Regelmäßig wie Atem. Ich wusste, es war das Schnarchen des Drachen. Es schwoll stetig an, je näher wir kamen.
    Die Luft wurde unangenehm heiß, als die Felsen in verkohlteHügel übergingen. Schritt um Schritt näherten wir uns schweigend der Rauchsäule. Hier waren die Felsen nicht nur von den Flammen
     versengt, sondern auch von einem enormen Gewicht zerstampft und zertrampelt. Felsbrocken waren zermalmt worden, Flussrinnen
     eingeebnet. Alles Lebendige war zerstört worden. Erledigt.
    Wir wagten kaum zu atmen, während wir einen Haufen zertretener Steine überquerten. Plötzlich rutschte Bumbelwy aus und stürzte.
     Steine kollerten den Haufen hinunter und schlugen unten in den Schutt. Doch dieses Geräusch wurde von dem lärmenden Geschepper
     der Glocken übertönt. Ihr Lärm hallte zwischen den Hügeln wie Donnerschläge wider.
    Ich funkelte Bumbelwy wütend an und flüsterte: »Nimm diesen verfluchten Hut ab, du klumpfüßiger Narr! Du weckst den Drachen,
     noch bevor wir dort sind!«
    Er machte ein finsteres Gesicht. Widerwillig zog er den dreieckigen Hut vom Kopf und steckte ihn unter den Umhang.
    Ich ging voran in die steilwandige Höhle und wischte mir die Stirn, so heiß war es. Selbst durch die Stiefel brannten mir
     die Fußsohlen. Die schwüle Luft vibrierte mit dem Schnarchgeräusch und kräuselte sich wie Wasser. Alles stank nach Holzkohle.
     Mit jedem Schritt, den ich machte, rückten die Felswände näher zusammen und umgaben mich mit Finsternis.
    Plötzlich blieb ich stehen. Dort, teils von Schatten verhüllt, lag der Drache. Er war noch größer, als ich gefürchtet hatte,
     so riesig wie ein Berghang. Sein grünoranger Körper, mit einem Schuppenpanzer bedeckt und zusammengerollt wie eine große Schlange,
     hätte fast den See desGesichts füllen können. Sein Kopf lag über dem linken Vorderbein, aus

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