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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Ihr Hals bog sich merkwürdig, als könnte sie ihn nicht gerade halten. Dann gaben ihre Beine nach und sie fiel neben den Oger.
    »Rhia!«, rief ich heiser und kroch zu ihr.
    Bumbelwy tauchte auf, sein Gesicht war grimmiger als grimmig. Er hob mich am Arm hoch, so dass ich stehenkonnte. Ich taumelte zu Rhia und er stöhnte: »Ich habe ihr gesagt, sie würde sich umbringen, wenn sie sich rührt, aber sie
     hat nicht auf mich gehört.«
    Ich kniete neben ihr nieder. Sanft hob ich ihren Kopf und versuchte ihren Hals gerade zu richten. Über einem Ohr war eine
     tiefe Wunde, aus der das Blut schoss und den Rankenanzug und die Felsen verfleckte. Sorgfältig streute ich etwas von den Kräutern
     aus meinem Bündel auf die Wunde.
    »Rhia. Ich helfe dir.«
    Sie öffnete halb die blaugrauen Augen. »Merlin«, flüsterte sie. »Diesmal . . . gibt es nichts . . . was du tun kannst.«
    »Doch! Du wirst gesund.«
    Mühsam schluckte sie. »Die Zeit ist gekommen . . . dass ich sterbe. Bestimmt. Im See des Gesichts . . . habe ich dich mit
     Balor kämpfen sehen . . . und du hast verloren. Aber . . . ich sah auch . . . einen von uns sterben. Du . . . warst es nicht.
     Ich . . . war es.«
    Ich hielt sie und versuchte Kraft in ihren Kopf und Hals strömen zu lassen. Ich riss ein Stück Stoff von meinem Ärmel, drückte
     ihn auf ihre Haut und beschwor die Wunde zu heilen, wie ich in der Adlerschlucht ihren Knochen beschworen hatte sich zusammenzufügen.
     Doch diese Verletzungen waren viel schwerer als ein gebrochener Arm. Selbst die zerrissenen Ranken ihres Anzugs schienen mit
     jeder Sekunde etwas fahler zu werden, ihr lebenssprühendes Grün zeigte schattige Stellen.
    »Es muss nicht so kommen, Rhia.«
    »Oh doch . . . es muss. Ich habe es dir nie erzählt . . . aber man hat mir vor langer Zeit gesagt . . . dass ich mein Leben
     verlieren würde . . . um deines zu retten. Dass es meinenTod bedeuten würde . . . bei dir zu bleiben. Ich war mir nicht sicher, ob ich es glauben sollte . . . bis heute.«
    »So ein Unsinn!« Ich konzentrierte mich angestrengter auf die Wunden, doch das Blut floss weiter, durchtränkte den Stoff und
     quoll durch meine Finger. »Welcher Narr hat dir das erzählt?«
    »Kein Narr! Ar . . . bassa. Deshalb . . . warst du ihr . . . nie willkommen.«
    Ich zuckte zusammen. »Du kannst jetzt nicht sterben! Nicht wegen irgendeiner törichten Prophezeiung!« Ich beugte mich tiefer
     zu ihr. »Hör zu, Rhia. Diese Prophezeiungen sind wertlos. Wertlos! Eine Prophezeiung sagt, dass nur ein Kind mit Menschenblut
     Balor töten kann, stimmt’s? Nun, du hast gesehen, was geschehen ist. Balor hatte mich in seinem Todesgriff. Ich war hilflos
     – ich, das Kind mit Menschenblut. Du warst es, nicht ich, die ihn getötet hat.«
    »Weil auch ich . . . Menschenblut habe.«
    »Was? Du bist eine Fincayranerin. Du bist . . .«
    »Merlin.« Rhias Lider zitterten, während der Wind unter den Klippen heulte. »Ich bin . . . deine Schwester.«
    Mir war, als hätte mich Balor erneut in die Rippen getreten. »Meine was?«
    »Deine Schwester.« Es fiel ihr schwer, zu atmen. »Elen ist . . . auch meine Mutter. Das ist noch ein Grund . . . warum ich
     mitkommen musste.«
    Ich hämmerte mit der Faust auf den schwarzen Fels. »Das kann nicht wahr sein.«
    »Es ist wahr«, erklärte Bumbelwy. Er beugte seine schlaksige Gestalt und kniete neben mich. »Als Elen mit den Saphiraugen
     dich in einem Schiffswrack irgendwo anunserer Küste zur Welt brachte, gebar sie ein paar Minuten später auch eine Tochter. Sie nannte den Jungen Emrys und das Mädchen
     Rhiannon. Alle Barden von Fincayra kennen diese Geschichte.«
    Sein trauriger Seufzer mischte sich mit dem Wind. »Und auch die Geschichte, wie diese Tochter als Säugling verloren ging.
     Ihre Eltern reisten durch den Drumawald, als sie von einer Schar Kriegergoblins, den Soldaten von Rhita Gawr, angegriffen
     wurden. Eine heftige Schlacht folgte. Die Goblins wurden schließlich auseinander getrieben. Aber in dem Tumult wurde einer
     von Elens Zwillingen, das Mädchen, vermisst. Hunderte von Leuten suchten wochenlang erfolglos, bis schließlich selbst Elen
     aufgab. Verzweifelt konnte sie nur noch zu Dagda beten, dass ihre Tochter eines Tages gefunden werde.«
    Rhia nickte schwach. »Und sie wurde gefunden. Von einem . . . Bäumling. Cwen. Sie war es . . . die mich zu Arbassa brachte.«
    »Meine Schwester!« Tränen stiegen in meine blinden Augen. »Du bist meine Schwester.«
    »Ja . . .

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