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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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vor mir stand, wirkte er fast so breit wie die Klippen. Sein tiefes, zorniges Knurren hallte in der großen Schlucht
     wider, als seine schweren Stiefel auf die Steine stapften. Langsam hob er sein glänzendes Schwert. Ich sah die Hörner über
     seinen Ohren und die dunkle Braue über seinem einen riesigen Auge, bevor ich mein zweites Gesicht abwandte.
    Ich muss auf etwas anderes schauen. Nicht auf seinen Kopf! Das Schwert. Ich versuche es mit dem Schwert.
    Kaum hatte ich mich auf die breite, glänzende Klinge konzentriert, da schlug sie gegen meine. Mein Arm fuhr zurück von dem
     mächtigen Hieb. Zu meiner Überraschung brummte der Oger bei dem Aufprall, als hätte ihn der Zauber meines Schwerts überrascht.
     Wieder knurrte er, dann schwang er seine Waffe noch kraftvoller.
    Ich sprang in dem Moment zur Seite, in dem seine Klinge dort auf die Steine krachte, wo ich noch vor dem Bruchteil einer Sekunde
     gestanden hatte. Funken stoben in die Luft und versengten meine Tunika. Als wären die verschwommenen Ränder meines zweiten
     Gesichts nicht nachteilig genug, konnte ich auch ihn nicht direkt anschauen aus Angst, sein Auge zu sehen. Als der Oger wieder
     den Arm zum Schlag hob, stieß ich das Schwert nach ihm. Doch er schwenkte rechtzeitig zur Seite. Mit unheimlicher Geschwindigkeit
     drehte er sich und griff mich direkt an, sein Schwert teilte die Luft.
    Überrascht wich ich zurück. Plötzlich schlug mein Absatz an einen Stein. Ich hüpfte rückwärts und versuchte verzweifelt das
     Gleichgewicht zu halten, aber ich stolperteund fiel. Balor stieß ein rachsüchtiges Fauchen aus, ging auf mich zu und hob das Schwert. Ich konnte nur vermeiden in sein
     Gesicht, sein Auge zu sehen.
    In diesem Augenblick rannte Rhia aus dem Schatten und warf sich auf den Oger. Sie stürzte sich auf sein Bein und klammerte
     sich an seinen Schenkel. Er versuchte sie abzuschütteln, aber sie ließ nicht los. Das lenkte ihn so lange ab, dass ich mich
     auf die Seite rollen und aufspringen konnte.
    Doch bevor ich erneut angreifen konnte, brüllte Balor Rhia zornig an. Er packte sie am Arm und riss sie von seinem Bein. Dann
     brüllte er wieder, schleuderte sie herum und warf sie kopfüber gegen die Klippenwand. Mit dem Gesicht schlug sie auf die Felsen.
     Sie taumelte zurück, dann sackte sie reglos auf dem Boden zusammen.
    Der Anblick zerriss mir das Herz. Da kam Bumbelwy aus seinem Versteck und lief mit wildem Armeschwenken zu ihr. Kochend vor
     Zorn griff ich den Oger direkt an und schwang mit abgewandtem Blick das Schwert. Aber Balor wich leichtfüßig aus. Seine Faust
     krachte in meine Schulter und schickte mich zu Boden. Das Schwert flog mir aus der Hand und klapperte auf den Felsen. Ich
     kroch wie toll hinterher.
    Ein riesiger Stiefel trat mir in die Brust. Ich flog durch die Luft und landete auf dem Rücken. Meine Rippen schmerzten höllisch.
     Die Felsspitzen schienen um mich herum zu schwanken und zu wirbeln.
    Bevor ich versuchen konnte mich aufzusetzen, schloss sich Balors massige Hand um meine Kehle. Er drückte zu, bis ich würgte.
     Dann hob er mich mit einem Ruck in die Luft. Mir schwindelte. Ich schlug mit Armen und Beinenum mich und schwankte hilflos. Aber er drückte nur noch fester, so dass ich keine Luft mehr bekam. Ich hämmerte auf seinen
     Arm und versuchte verzweifelt zu atmen.
    Langsam senkte er den Arm, bis unsere Gesichter sich fast berührten. Sein Griff wurde fester. Sein Zischen schmerzte in meinen
     Ohren. Dann schaute ich unter einem Bann, dem ich nicht mehr widerstehen konnte, in sein dunkles Auge. Wie eine Grube voll
     Treibsand zog es mich in sich hinein.
    Mit aller Kraft, die mir noch geblieben war, versuchte ich freizukommen. Aber ich konnte dem Auge nicht widerstehen. Es zog
     mich immer tiefer und saugte mir die Kraft aus. Mein zweites Gesicht verdunkelte sich. Ich spürte, wie ich schlaff wurde.
Ich sollte einfach nachgeben. Einfach loslassen.
Ich hörte auf, mich zu wehren, hörte auf nach Atem zu ringen.
    Plötzlich hörte ich Balor vor Schmerz brüllen. Er ließ meine Kehle los. Hustend und keuchend fiel ich auf die Steine. Luft
     strömte wieder in meine Lungen. Die Dunkelheit umgab mich noch einen Moment, dann löste sie sich auf.
    Schwach hob ich mich auf einen Ellbogen und sah gerade noch, wie Balor auf den Steinen zusammenbrach. Er stürzte wie ein gefällter
     Baum. Aus seinem Rücken ragte ein Schwert. Mein Schwert. Und hinter ihm stand Rhia, ihr halbes Gesicht war blutüberströmt.
    

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