Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
leisesten Schmerzenslaut schlug er nach dem angreifenden Vogel. Ich nutzte den Augenblick und stieß ihm den Dolch knapp
     unter dem Schild tief in die Brust.
    Dann trat ich zurück und wartete darauf, dass er fiel. Verdruss kehrte auf seinen gewohnten Platz auf meiner Schulter zurück.
    Erstaunlicherweise blieb der Soldat einfach stehen, die ausdruckslosen Augen auf den Dolchgriff gerichtet. Er ließ das Schwert
     fallen, das auf dem Steinboden klirrte, und packte den Dolch mit beiden Händen. Mit heftigem Ruck zog er ihn aus dem Körper
     und warf ihn zur Seite. Kein einziger Blutstropfen sickerte aus der Wunde.
    Bevor er wieder nach dem Schwert greifen konnte, fasste Rhia mich am Arm. »Fort!«, rief sie. »Er ist ein Ghul! Er kann nicht
     sterben!«
    Wir rannten aus dem Verlies und die Treppe hinauf.Nicht weit hinter uns lief der todgefeite Soldat. Rhia führte uns, zerrissene Ranken von ihren Leggins schleiften hinter ihr
     her, Shim und ich folgten ihr auf den Fersen.
    Wir rasten die Wendeltreppe hinauf und stolperten in unserer Panik fast über die Steinstufen. Dann über den nächsten Absatz
     mit seiner zischenden Fackel. Und den nächsten. Und den nächsten. Rhias Beine waren so kräftig wie zuvor, sie hängte mich
     ab, während Shim zurückblieb. Keuchend schaute ich mich um. Der Ghul war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt.
    Als Verdruss sah, in welcher Gefahr Shim war, flog er mit einem Flügelschlag gegen meinen Hals auf. Sein wütendes Kreischen
     hallte durchs Treppenhaus, als er unserem Verfolger erneut ins Gesicht flog.
    Der Ghul wich ein paar Schritte zurück und versuchte den Vogel abzuschütteln. Mit ihnen kämpften ihre Schatten an den schwach
     beleuchteten Steinwänden. Ich zögerte. Sollte ich Rhia folgen oder Verdruss beistehen?
    Da hörte ich einen Schrei von oben an der Treppe.
    »Rhia!«
    Ich nahm zwei Stufen auf einmal und flog praktisch die Treppe hinauf, deren Spirale sich oben fast zu einem Punkt verengte.
     Atemlos bog ich um eine Kurve und war auf einem Absatz, der viel größer und heller erleuchtet war als die tieferen. Sofort
     blieb ich stehen.
    Vor mir dehnte sich eine riesige Halle mit flammenden Fackeln und glitzernden Gegenständen an den Wänden und hoher, gewölbter
     Decke. Aber meine Aufmerksamkeit galt dem, was mitten in der Halle geschah. Rhia war von einem Kriegergoblin gefangen worden!
     Er leckte sichdie graugrünen Lippen, während er ihr mit einer Hand die Arme auf den Rücken presste und mit der anderen den Mund zuhielt,
     damit sie nicht noch einmal schreien konnte.
    »Willkommen im Schloss«, donnerte eine mächtige Stimme.
    Ich fuhr herum und sah einen großen Mann auf einem gespenstisch schimmernden roten Thron sitzen. Sein Gesicht war so hart,
     als wäre es aus Stein gemeißelt, der Mund wirkte wie im Zorn erstarrt. Obwohl er so grimmig war, sah er auf seine finstere
     Art gut aus. Unter dem goldenen Diadem auf seiner Stirn funkelten leidenschaftlich schwarze Augen. Über Gesicht und Körper
     waberten merkwürdige Schatten, ich konnte nicht erkennen, was sie verursachte.
    Um Stangmars Thron standen fünf oder sechs Ghule mit leichenhaft eingefallenen Gesichtern. Zwei Fincayraner standen zwischen
     ihnen, ihr kohlschwarzes Haar hing auf die Schultern ihrer roten Gewänder. Einer der Männer war groß und dünn wie ein langes
     Insekt, der andere gedrungen wie ein dicker Baumstumpf.
    Ich erinnerte mich an das, was Cairpré mir erzählt hatte, und musterte die Gesichter der beiden Männer aufmerksam. Ob einer
     von ihnen tatsächlich mein Vater war? Doch sosehr ich mir einst gewünscht hatte ihn zu finden, jetzt fürchtete ich mich davor.
     Denn ich konnte einen Mann, der einem so niederträchtigen König wie Stangmar diente, nur verachten.
    Ich will ihn nur kennen,
hatte ich bei unserem letzten Gespräch zu Branwen gesagt.
Es ist besser, du kennst ihn nicht,
hatte sie geantwortet. Nun, wenn er so gewordenwar wie diese beiden vor mir, dann verstand ich jetzt, warum.
    Als Rhia mich sah, versuchte sie angestrengt sich zu befreien. Der Kriegergoblin brach nur in ein schnaufendes Gelächter aus
     und packte fester zu.
    »Wir haben damit gerechnet, dass du irgendwann hierher kommst«, erklärte Stangmar mit seinem starren, bösen Gesicht. »Besonders
     mit deiner Freundin hier als Köder.«
    Ich fragte mich, warum es ihn zu interessieren schien, wo ich war. Dann fiel mir ein, dass Stangmar noch glaubte, ich hätte
     den Galator, den letzten Schatz, den er

Weitere Kostenlose Bücher