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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Der Größere schüttelte traurig den Kopf.
    »Doch der Schatz, den wir uns am sehnlichsten wünschten, hängt nicht an unseren Wänden.« Stangmars Stimme hallte durch den
     Raum und übertönte sogar das gleichmäßige Poltern des rotierenden Schlosses. »Es ist der, den du uns gebracht hast.«
    Bald würde er entdecken, dass ich den Galator nicht hatte. Durch die Gewissheit des Todes ermutigt, straffte ich die Schultern.
     »Ich würde nie etwas bringen, das dir helfen könnte.«
    Der finstere König beobachtete mich einen Augenblick. »Das glaubst du?«
    »Das weiß ich! Einst hatte ich den Galator, aber er ist nicht länger in meinem Besitz. Er liegt außerhalb deiner Reichweite.«
    Stangmars Gesicht war beschattet, er schaute mich kalt an. »Es ist nicht der Galator, den wir suchen.«
    Ich blinzelte. »Du hast gesagt, du suchst den letzten Schatz.«
    »Das stimmt. Aber der letzte Schatz ist mehr als ein Schmuckstück.« Der König packte die Armlehnen seines Thronsessels. »Der
     letzte Schatz ist mein Sohn.«
    Entsetzen stieg in mir auf. »Dein . . . Sohn?«
    Stangmar nickte, doch sein Gesicht zeigte keine Freude. »Du bist es, den ich gesucht habe. Denn du bist mein Sohn.«

XXXVII
TIEFERSCHNEID
    D unkle Schatten waberten über das Gesicht des Königs, während seine großen Hände die Armlehnen des Thronsessels umklammerten.
     »Und jetzt müssen wir das Versprechen erfüllen, das wir gegeben haben, bevor du mit deiner Mutter geflohen bist.«
    »Versprechen?« Mir war noch schwindlig von Stangmars Enthüllung. »Welches Versprechen?«
    »Erinnerst du dich nicht?«
    Gereizt schaute ich den Mann an, der mein Vater war.
    »Ich erinnere mich an gar nichts.«
    »Das ist ein Glück.« Stangmar sah noch grimmiger aus als zuvor. Die Schatten zitterten auch dann noch auf seinem Gesicht,
     als sie sich langsam über beide Arme ausbreiteten. Der König ballte die Fäuste, dann deutete er auf mich und befahl: »Werft
     ihn in den Kessel.«
    Die Ghule gingen auf mich zu.
    Verdruss, der immer noch von einem Ghul festgehalten wurde, schlug mit den Flügeln und versuchte verzweifelt sich zu befreien.
     Seine zornigen Schreie übertönten in dem Hallengewölbe das Poltern des rotierenden Schlosses.
    »Nein!«, schrie Rhia und sprang auf die Füße. Blitzschnell stürzte sie sich auf Stangmar und legte ihm die Hände um den Hals.
     Bevor seine Wachen ihm zu Hilfe kommen konnten, kämpfte der König sich frei und warfsie auf den Steinboden zurück. Sie landete in einem blättrigen Haufen vor den Stiefeln eines Kriegergoblins.
    Der zornige König rieb sich die Kratzer am Hals und stand auf. Sein ganzer Körper krümmte sich in den Schatten. Er schrie
     dem Krieger zu: »Töte sie zuerst! Dann kümmern wir uns um den Jungen.«
    »Mit Freuden«, krächzte der Goblin, seine schmalen Augen leuchteten. Er griff nach seinem Schwert.
    Mein Herz hämmerte. Meine Wangen brannten. Zorn überwältigte mich, der gleiche heftige Zorn, den ich auf Dinatius gehabt hatte.
     Das muss ich verhindern! Ich muss meine Kräfte gebrauchen!
    Dann stiegen die Flammen in meiner Erinnerung auf. Der Gestank verbrannten Fleisches. Meines Fleisches. Meine Schreie. Ich
     fürchtete diese Kräfte nicht weniger als den Todeskessel.
    Der Kriegergoblin grinste wild und hob langsam das Schwert. Die Schneide funkelte im Fackellicht. Im selben Moment wandte
     Rhia sich mir zu und schaute mich mit traurigen Augen an.
    Ein neues Gefühl, mächtiger als Zorn und Angst, überkam mich. Ich liebte Rhia. Liebte ihren Mut, ihre Vitalität.
Du bist alles, was du bist,
hatte sie mir einmal gesagt. Dann fielen mir die Worte der großen Elusa aus der leuchtenden Kristallhöhle ein:
Der letzte Schatz hat große Kräfte, größere, als ihr ahnt.
Meine Kräfte gehörten mir. Vielleicht waren sie zum Fürchten, aber ich konnte sie auch gebrauchen.
    Der Goblin spannte die Schultermuskeln zum Schlag. Verdruss kreischte wieder und wehrte sich gegen den Griff des Ghuls.
    Aber was war mit meinem Versprechen? Wieder hörte ich Rhias Worte:
Wenn jemand dir besondere Kräfte gab, sollst du sie gebrauchen.
Meine Mutter stimmte mit ein, ihre saphirblauen Augen schauten dabei bis in meine Seele.
Alles, was Gott will, ist, dass du deine Kräfte gut gebrauchst, mit Weisheit und Liebe.
    Liebe. Nicht Zorn. Das war der Schlüssel. Die gleiche Liebe, die den Galator zum Leuchten brachte. Die gleiche Liebe zu Rhia,
     die mich jetzt erfüllte.
    Mach deinen Zug!,
befahl die Stimme Domnus.
Beim

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