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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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schnell wie sein Herz.
    Denn direkt hinter ihm flog der Tod.
    Sechs hinterlistige Klauenkondore hieben kräftig mit den gezackten Flügeln und kreischten vor Hunger. Jeder Flügelschlag schleuderte ihre Körper voran, als würden sie über die Luft springen, statt hindurchzufliegen. |114| Die stumpfroten Augen unter den schweren Lidern hielten sie beinah geschlossen, doch sie kamen nie von ihrer Beute ab. Das Blut ihres Opfers konnten sie durch alles riechen, selbst durch einen Sandzyklon.
    Ihre blutgefleckten Klauen schlugen nach dem Habicht. Mörderisch scharf harkten sie durch die Luft, genau wie sie gleich durch die Federn und das Fleisch dieses jungen Vogels harken würden, der es gewagt hatte, ihnen zu entkommen. Sobald Klauenkondore ihr Opfer gewählt hatten, verfolgten sie es fast immer bis zu seinem Tod – selbst wenn dieses Opfer nur ein paar Fleischbissen zu bieten hatte. Zwar hatte der Hunger zur Verfolgung des Habichts angeregt, doch jetzt war es vor allem Mordlust, die noch verstärkt wurde durch die verzweifelten Versuche des Opfers, sie im heulenden Sturm über der Wüste des nördlichen Malóch loszuwerden.
    Die Klauenkondore kreischten lauter denn je, während ihre Hakenschnäbel direkt hinter den Schwanzfedern des Habichts klackten. Diese Federn zeigten wie die silbrigen Flügel des kleinen Vogels die schlimmen Spuren dieser Jagd. Schon waren mehrere zerrissene Federn abgefallen, während andere Schlitze und Löcher hatten oder umgeknickt waren.
    Der tapfere Habicht hoffte verzweifelt zu entkommen und flog rasch nach Norden, direkt in den aufgewirbelten Sand. Er strengte die zerrissenen Flügel an, obwohl seine Muskeln bei jedem Schlag zu |115| schreien schienen. Er wusste, seine einzige Hoffnung lag darin, noch tiefer in diesen wütenden Sturm zu fliegen. Nichts anderes war wichtig. Noch nicht einmal die Tatsache, dass diese Route ihn gefährlich nahe zu der üblen Stelle direkt hinter dem Rand dieser Wüste brachte – einem scheußlichen Sumpf, so voll mit tödlichen Dämpfen und Ghulen, dass er das verhexte Moor genannt wurde.
    Endlich zeigte das kühne Manöver des Habichts Erfolg. Die Schreie der Klauenkondore wurden schwächer, als sie zurückfielen, der erste nur um eine Flügellänge oder zwei, dann um mehr. Der Habicht wagte zwar nicht, sein Tempo zu verringern, und schon gar nicht, hinter sich zu schauen, doch er spürte, dass sein Plan Erfolg hatte. Er blieb am Leben!
    Trotz seiner erschöpften Muskeln schlug er kräftiger mit den Flügeln. Die Schläge zogen Kraft aus seinem Triumph und dem starken Lebenswillen. Er stellte sich seine Gefährtin vor; ihre diamanthellen Augen und ihr lebhafter Geist hatten sein Herz in den ersten Frühlingstagen gewonnen. Und fast konnte er das energische Piepsen der drei gesunden Küken hören, die jetzt ihr Nest auf einer steilen Klippe an der Westküste von Lehmwurzel füllten.
    Beim ersten Anblick der nahenden Klauenkondore war sein einziger Gedanke gewesen, die Verfolger von seiner Familie wegzulocken. Doch jetzt war er sicher, dass er nach Hause zurückkehren werde. Ein |116| wenig mitgenommen von seiner Flucht, aber sehr lebendig.
    Als die Entfernung zwischen dem Habicht und seinen Verfolgern größer wurde, legte sich allmählich der Sturm. Die Winde heulten nicht mehr so laut, der Sand blies weniger kräftig. Zwischen den wirbelnden Luftstößen tauchten Räume relativer Ruhe auf. Hin und wieder ließ sich der Habicht von Luftströmen tragen und gönnte seinen erschöpften Flügeln ein paar Sekunden Ruhe. Er wagte es sogar, die Augen ein wenig weiter zu öffnen, und sah unten die ersten Wüstendünen.
    Die Wut des Sturms legte sich und schließlich spürte der Habicht nur gelegentlich Sandstiche an den Federn. Er wagte es, sich umzuschauen. Er drehte den Hals, öffnete die Augen ganz und schaute in die wirbelnde Wolke, die er gerade verlassen hatte.
    Nicht das kleinste Zeichen von all diesen elenden Klauenkondoren!
    Seine Brust schwoll vor Siegesfreude. Er hatte das Unmögliche geschafft, nicht nur seine Familie gerettet, sondern war auch einem ganzen Schwarm rücksichtsloser Verfolger entkommen. Er streckte wieder den Hals – dann bemerkte er etwas Seltsames.
    Eine neue und viel dunklere Wolke tauchte vor ihm auf. Anders als der Sturmwirbel, durch den er gerade geflogen war, bestand diese Wolke nicht aus hochgeblasenem Sand. Sie war auch nicht aus Staub, Feuchtigkeit oder etwas nur entfernt Berührbarem zusammengesetzt. |117| Nein, diese

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